Vampirdarstellungen: "Twilight" und andere Formate
Mit der Verfilmung der "Twilight"-Saga ist ein absoluter Hype um die Vampir-Geschichte von Stephenie Meyer entstanden – das steht außer Frage. Dennoch müssen sich Fans der Bücher oftmals müde belächeln lassen, wenn sie von den Erzählungen rund um die Familie Cullen schwärmen. Zwar steht man da als begeisterter Leser der Saga natürlich drüber, aber dennoch gehen skeptische Kommentare natürlich nicht spurlos an einem vorbei und man versucht immer wieder seine Begeisterung zu begründen. Als ausschlaggebende Punkte fallen einem dabei sicher sofort der romantische Schreibstil der Autorin, die intensive Liebesbeziehung zwischen Edward und Bella, die Freundschaft zwischen Bella und Jacob, die gut ausgearbeiteten Charaktere, die mitunter spannenden Wendungen und einiges mehr ein. Bei einem Punkt stößt man jedoch oft selbst an seine erklärenden Grenzen und kann sich nur auf das Stichwort "kreative Freiheit" berufen: Bei der Darstellung der Vampire.
Die Anfänge der Vampire
Vampire haben die Menschen schon immer fasziniert und es gibt etliche Geschichten, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Seit dem 18. Jahrhundert lassen sich vor allem im europäischen Raum Schriftstücke, Erzählungen, Sagen und literarische Beschreibungen von Vampiren finden. Den ersten Aufzeichnungen zufolge, handelte es sich bei Vampiren um böse Kreaturen, Selbstmördern, Hexen, Menschen, die von Dämonen besessen waren oder Personen, die von einem Vampir gebissen wurden. Dieser Glaube führte teilweise sogar dazu, dass Menschen, die an die Existenz von Vampiren glaubten, hingerichtet wurden.
Doch im Laufe der Geschichte wurde aus dem tatsächlichen Glauben an Vampire eine reine Faszination für die Geschichten über selbige, die immer mehr Anklang in der Literatur und später auch in Film und Fernsehen fanden. Vampire sind zu einer Thematik geworden, die immer wieder aufgegriffen und scheinbar niemals uninteressant wird. Denn auch wenn es Zeitperioden gibt, in denen die Erzählungen über die Kreaturen der Nacht nicht im öffentlichen Fokus stehen, folgen darauf immer wieder Zeiten, in denen der Vampirkult zu einem echten Hype heranwächst und es scheinbar immer wieder neue Geschichten und Vampirdarstellungen gibt, die die Menschheit begeistern können. Die Darstellung von Vampiren variiert dabei von Geschichte zu Geschichte, doch es gibt einige grundlegende Dinge, die nicht außer Acht gelassen werden können:
1) Vampire sind mystische Wesen, die sich von Blut ernähren.
2) Vampire haben übersinnliche Kräfte, die meistens durch Schnelligkeit und Stärke ausgedrückt werden.
3) Vampire haben etwas Elegantes an sich, können sehr charmant sein und wirken selten animalisch.
4) Vampire sind Wesen der Nacht und können nicht ohne weiteres ins Sonnenlicht treten.
5) Zu einem Vampir wird man ausschließlich, wenn man von einem anderen Vampir verwandelt wird.
Die Vampirdarstellung in der "Twilight"-Saga
In einem Interview mit 'BookStories' gab Stephenie Meyer zu, dass sie sich bei dem Schreiben ihres ersten Buches vollkommen auf die Charaktere, und weniger auf die Vampirdarstellung konzentriert hatte und dementsprechend nicht wusste, ob sie "Vampire" typisch darstellte, oder sich enorm von den üblichen Darstellungen unterschied. Für sie war nur klar, dass ihre Vampire keinesfalls in Särgen schlafen oder Reißzähne haben sollten. Die sonstige Auslegung der "Twilight"-Vampire kam während der Erarbeitung ihrer Bücher.
Dabei ließ sie natürlich aber nicht außer Acht, dass Vampire sich generell von Blut ernährten. Das große Problem bei diesem Fakt ist natürlich immer, dass man einen Vampir selten als sympathisch darstellen kann, wenn er sich vom Leben anderer Menschen ernährt. Abhilfe schafft dabei oftmals die Tatsache, dass sich die "guten Vampire" nicht von menschlichem Blut ernähren, sondern von Tierischem. Somit kann der Blutdurst, der bei Vampiren enorm ausgeprägt ist, gestillt werden, ohne dass man dabei einen Charakter als mörderisch und gefährlich darstellt. Stephenie Meyer ist dabei keinesfalls die erste, die auf diese Variante zurückgreift. In der 1991 veröffentlichten Buchreihe "Vampirtagebücher", auf der die 2009 gestartete CW-Serie "The Vampire Diaries" basiert, entscheidet sich einer der Hauptcharaktere dafür, sich ausschließlich von Tierblut zu ernähren. Auch in der Kultserie "Angel" ernährte sich Angel in den ersten Jahren, in denen er eine Seele bekommen hat, ausschließlich von Tierblut. Mit "Angel" zeigt sich ein weiteres Phänomen, dass in der jüngsten Zeit kaum noch verwendet wird und auch bei "Twilight" nicht vorkommt: Vampire haben keine Seele, da dies das größte Merkmal ist, was sie vom Menschen unterscheidet. Sowohl bei "Twilight", als auch bei vielen anderen Vampir-Geschichten der letzten Jahre, ist die Darstellung eines seelenlosen Vampirs nicht mehr zu finden. Sie werden nur durch ihre Blutlust getrieben, können aber selbst entscheiden, ob sie sich dieser widersetzen wollen und sich beispielsweise von Tierblut ernähren, oder ob sie ihrem Trieb folgen. Angel stieg in seinen späteren Jahren wieder auf Menschenblut um, jedoch trank er dieses nicht direkt von Menschen, sondern versorgte sich mit Blutkonserven. Ein Phänomen, das sich auch später in der kurzlebigen Serie "Moonlight" wieder fand. Eine Entwicklung dessen findet sich in "True Blood", wo sich Vampire mit synthetischem Blut ernähren können. Allen Geschichten ist jedoch gemein, dass Menschenblut immer den genüsslichsten Geschmack hat und Vampiren die meiste Stärke vermittelt. Somit hat man auch gleich einen Grund gefunden, warum die "guten" Vampire ein wahres Opfer für ihren Lebenswandel bringen und ein höheres Ansehen bei den Menschen genießen können.
Diese Opfergabe wird dann meist mit einer enormen Eleganz und Zivilisiertheit gepaart, die die Vampire mit sich bringen. Edward Cullen ist ein Gentleman der alten Schule, spielt perfekt Klavier und hat ein enormes Wissen. Bei einem Vampir der schon Jahre, wenn nicht gar Jahrhunderte lebt, ist dies kein Wunder, denn in all der Zeit sammelt man nicht nur viel Lebenserfahrung, sondern kann sich auch weiterbilden. Aus diesem Grund treten Vampire oftmals sehr intelligent in Erscheinung und durch ihr Alter wirken sie oftmals sehr vornehm, da sie eben die Manieren aus den vorherigen Jahrhunderten gelehrt bekommen haben. Dies ist einer der Gründe, warum Vampire oftmals auch verführerisch dargestellt werden, sehr charmant wirken und so eine Anziehungskraft auf die Menschen ausüben. Dem gegenüber steht die Anfangszeit aller Vampire, die auch in "Twilight" typisch dargestellt werden: Ein Vampir, der gerade erst erschaffen wurde, ist wild, animalisch und nur von seinen Trieben durchdrängt. Kein neu erschaffener Vampir besitzt die Kontrolle über sich, sondern sinnt ausschließlich nach Blut. Dies lässt sich in jeder Vampirdarstellung wieder finden, in der man einen Vampir bei seiner Erschaffung begleiten kann, weswegen "Neugeborene" auch oftmals die größte Gefahr darstellen.
Weiter zum zweiten Teil der Kolumne
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