Die neue Zeitlinie
Die Mystery- und Science-Fiction-Serie "Fringe" lebt davon, seine Zuschauer in die verschiedensten Dimensionen, Welten und Zeiten zu entführen. Es gibt nicht nur zahlreiche Folgen, die in einem Paralleluniversum spielen, sondern auch welche, deren komplette Handlungen plötzlich in einer anderen Zeit angesiedelt sind. So gab es bereits zwei Episoden, die in der Vergangenheit spielten (nämlich in den Jahren 1985 und 1986) sowie zwei Episoden, in denen man in die Jahre 2026 bzw. 2036 reiste. Und als sei das noch nicht genug, übertrumpft "Fringe" seine verwirrende und komplexe Mythologie in der vierten Staffel dadurch, dass die komplette Staffel in einer neuen Zeitlinie bzw. Realität spielt, in der einige Details anders sind, als in den Staffeln zuvor. Doch wie kam es zu dem Wechsel in eine neue Zeitlinie, in der Peter niemals existierte? Weshalb beabsichtigten die Beobachter, die Zeitebene zu ändern und Peter verschwinden zu lassen? Dies und einige andere Fragen versuchen wir hier nun Stück für Stück zu klären, indem wir noch einmal die komplette Handlung rund um den Zeitlinienwechsel Revue passieren lassen.
New Beginning. New Dimensions.
Gegen Ende der dritten Staffel sah es für das Universum von Olivia, Peter, Walter und Co. mehr als düster aus. Denn Walternate, Walters alternatives Ego aus dem Paralleluniversum, hatte den finalen Schritt eingeleitet, das Universum der anderen zu zerstören. Um ihr eigenes Universum zu retten, hatte das Fringe-Team nur eine Wahl: Peter müsse die ominöse Maschine aktivieren, die laut Überlieferung in der Lage sei, das gegnerische Universum zu zerstören. Als er diese Maschine in #3.21 Der letzte Sam Weiss jedoch aktivieren möchte, erwacht er plötzlich in einer möglichen Version des Jahres 2026. Dort erfährt er, dass das Aktivieren der Maschine das parallele Universum zwar zerstören würde, dies aber gleichzeitig irreparable Schäden an seiner eigenen Welt nach sich ziehen würde. Beide Universen könnten nur noch gerettet werden, wenn sie zusammenarbeiten und nach einer Lösung suchen würden. Wieder zurück in der Gegenwart beschließt Peter daraufhin, mithilfe der Maschine eine Brücke zu bauen, die die beiden Universen miteinander verbindet.
Doch kaum hat er das getan, verschwindet Peter plötzlich vor den Augen von Olivia, Walter und den anderen. Allerdings ignorieren sie das vollkommen und sehen stattdessen ihrer Aufgabe entgegen, mit dem anderen Universum zu kooperieren. Um die Freiheitsstatue haben dich derweil zahlreiche Beobachter versammelt. Einer der Beobachter, September, macht einem seiner Artgenossen klar, dass sich niemand mehr an Peter erinnern könne, da er schließlich niemals zu einem Mann heranwuchs. Er habe seinen Zweck nun erfüllt. Doch weshalb musste Peter gelöscht werden? Und welche Auswirkungen hat das Ganze auf die neue, peterlose Realität?
Nach Peters Entschluss, die Brücke zu erschaffen, wurde also eine neue Zeitlinie erschaffen, in der er niemals erwachsen wurde. Daher ist auch so einiges anders. So lebt beispielsweise noch Colonel Broyles, der in der alten Realität verstarb (#3.08 Entrada). Außerdem wurde Bolivia logischerweise niemals mit Peters Kind Henry schwanger, als sich Bolivia als Olivia ausgab und so zu Beginn der dritten Staffel das Fringe-Team infiltrierte. Walter hat seinen Sohn derweil das letzte Mal im Jahre 1985 gesehen, als er auf einem zugefroren See einbrach und ertrank.
Wir erinnern uns: Walters echter Sohn war 1985 todkrank und verstarb aufgrund eines Gendefekts, noch bevor Walter ein Gegenmittel finden konnte. Durch ein Fenster, mit dessen Hilfe er ins parallele Universum blicken konnte, wollte er schauen, ob Walternate ein Gegenmittel für dessen ebenfalls todkranken Sohn kreieren kann. Das konnte Walternate auch, allerdings bemerkte er das nicht, da just in dem Moment, als sich die Probe für kurze Zeit blau verfärbte, der Beobachter September plötzlich in Walternates Labor stand und ihn aus Versehen ablenkte, sodass er nicht wusste, dass er das Gegenmittel gefunden hatte. Daher beschloss Walter, das Gegenmittel nun selbst zu synthetisieren, ins Paralleluniversum zu reisen, Peter zu entführen und auf seiner Seite zu behandeln. Auf der Rückreise brachen jedoch sowohl Walter als auch Peter in einem zugefrorenen See ein. In der Realität, in der wir uns die ersten drei Staffeln befanden, konnten die beiden durch die beherzte Hilfe von September überleben (#2.16 Peter). In der neuen Realität half September den beiden jedoch nicht, sodass Peter als Kind verstarb (#4.03 Allein auf der Welt). Doch wieso haben die Beobachter eine neue Zeitlinie erschaffen, in der Peter nun doch nicht überlebte? Oder besser gefragt: Wieso wollten sie es tun?
So ganz schien der Plan der Beobachter nämlich nicht aufgegangen zu sein. Denn obwohl Peter die beiden Universen zusammenführte und danach eigentlich gelöscht hätte werden müssen, taucht er immer wieder in Olivias Träumen sowie als Projektion auf spiegelnden Oberflächen auf; außerdem hört Walter ständig Peters Stimme, mit der er natürlich nichts anzufangen weiß und langsam aber sicher glaubt, den Verstand zu verlieren. Auch die Beobachter bemerken schnell, dass Peter offenbar nicht vollends aus der Zeitebene entfernt wurde, sodass September beauftragt wird, ein Gerät zusammenzubasteln, mit dem Peter entgültig gelöscht werden kann. Jedoch entscheidet sich September heimlich dafür, das Gerät nicht zu aktivieren (#4.01 Der Mann im Spiegel). Wenig später kehrt Peter wieder in physischer Form zurück, als er plötzlich als erwachsener Mann aus dem See auftaucht, in dem er einst als Kind hätte ertrinken müssen (#4.04 Versuchsperson 9). Geschockt muss er feststellen, dass sich weder Olivia, noch Walter oder sonst wer an ihn erinnern können. Schnell stellt er die Vermutung auf, dass er nach dem Aktivieren der Maschine offenbar in einer falschen Zeitlinie landete und all diejenigen Menschen, die sich an ihn erinnern und ihn lieben, in einer anderen Zeitebene auf ihn warten. Daher setzt er es sich als Ziel, zusammen mit Walter, zu dem er nach anfänglichen Schwierigkeiten langsam aber sicher eine Vertrauensbasis aufgebaut hat, einen Weg zu finden, wie er wieder in seine Zeitlinie zurückfindet.
Langsam bekommt diese Theorie jedoch Lücken, als Olivia plötzlich anfängt, sich an Details zu erinnern, die eigentlich nur die Olivia aus Peters Zeitlinie wissen könnte (#4.12 Willkommen in Westfield). Walter vermutet, dass Peter es irgendwie schafft, seine gemeinsamen Erinnerungen mit "seiner" Olivia auf die Olivia dieser Realität zu übertragen. Doch auch diese Theorie stempelt Peter spätestens dann als falsch ab, als sich Olivia plötzlich auch an Dinge "seiner" Olivia erinnert, die noch nicht einmal Peter wusste. Die Olivia der vermeintlich anderen Zeitebene nimmt mehr und mehr die Erinnerungen der Olivia aus Peters Zeitlinie an. Auch, wenn es sich Peter nicht erklären kann, so ist er langsam der festen Überzeugung, dass es sich bei dieser Olivia tatsächlich um seine Olivia handelt, was ihn überglücklich macht (#4.13 Der Schwarm).
In #4.14 Das Ende aller Dinge erhält Peter dann endlich die Antwort auf die Frage, weshalb er eigentlich aus der Zeitlinie entfernt werden musste. September erzählt ihm, dass es von Anfang an seine Bestimmung war, die beiden Universen zusammenzubringen. Daher musste er Peter im Jahre 1985 auch aus dem See retten, da er sonst, durch Septembers Fehlverhalten in Walternates Labor, gestorben wäre und seiner Bestimmung somit nicht hätte nachgehen können. September dachte, dass mit Peters Rettung alles wieder seinen richtigen Lauf nehmen würde. Doch dann geschah etwas, was September nicht vorhergesehen hatte und den Lauf der Zukunft auf nicht näher erklärte Weise schrecklich verändert hätte: die Geburt von Baby Henry. Deshalb haben September und die anderen Beobachter beschlossen, Peter aus der Zeitlinie zu löschen, sobald dieser die Universen zusammenbringen würde. Denn durch diesen Schritt würde nicht nur Peter aufhören zu existieren, sondern auch Henry, womit alles wieder im Lot wäre: die beiden Universen wären miteinander verbunden und Baby Henry wäre niemals geboren. Letztendlich haben die Beobachter auch genau das erreicht, doch was September Peter noch nicht erklären kann, ist, weshalb er plötzlich in einer vermeintlich anderen Zeitlinie wieder auftauchte.
Diese Antwort erhält Peter eine Folge später erneut von September als Dankeschön dafür, dass er ihm in #4.15 Das Parfum mithilfe der mysteriösen Kapsel aus #1.04 Die Ankunft geholfen hatte, wieder in das Universum zurückzufinden, nachdem ihn die anderen Beobachter aufgrund Septembers Entscheidung, Peter nicht zu löschen, aus dem Universum verbannt hatten. September klärt Peter auf, dass er sich niemals in einer anderen Realität aufgehalten hat. Es sei immer die gleiche Zeitlinie gewesen, in der er sich auch schon all die Jahre zuvor befand. Die Beobachter hätten die alte Zeitlinie praktisch nur mit einer peterlosen Version überschrieben, sodass sich niemand wundern würde, wo sich Peter nach seinem Verschwinden befindet. Daher seien auch all die Personen hier exakt die Menschen, nach denen er suchte, nur eben, dass sie sich nicht mehr an ihn erinnern können. Dass sich Olivia an die alte Version der Zeitlinie erinnern kann, hängt mit ihrer Cortexiphan-Behandlung zusammen, da diese bereits als Kind ihre geistigen Fähigkeiten erweiterte und ihr Gehirn somit in der Lage war, auf die alte Version zurückzugreifen. September hat jedoch keine wissenschaftliche Erklärung dafür, weshalb es ihm misslungen ist, Peter vollends aus der Zeitlinie zu löschen. Er vermutet jedoch, dass die Liebe zwischen Peter und Olivia sowie die zwischen Peter und seinem Vater einfach so stark gewesen sei, dass sie ihn praktisch festgehalten und nicht gehen gelassen hatte.
Zwar kann sich weiterhin, abgesehen von Olivia, keiner der Charaktere an Peter erinnern. Doch da ihm klar ist, dass er sich in der richtigen Zeitlinie befindet, und da seine Beziehung zu Olivia sowie sein Verhältnis zu Walter wieder genauso intensiv sind, wie vor der dem Überschreiben der Zeitlinie, stellt er keinerlei Versuche mehr an, den Status quo ante wiederherzustellen und ist vollends glücklich, einfach "zu Hause" bei den Menschen zu sein, die ihn lieben.
Manuel H. - myFanbase
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