Bewertung

Review: #3.17 Per Anhalter

Foto: Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Fringe - Grenzfälle des FBI
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Noch nie wird man bei "Fringe" wohl so skeptisch an eine Episode rangegangen sein, wie bei #3.17 Stowaway. William Bells Seele in Olivias Körper? Eine ganze Folge lang beobachten, wie Anna Torv versucht, Leonard Nimoy zu imitieren? Kann das wirklich funktionieren? Ohja! Und es war fringetastisch!

"I understand that this could take some time getting used to. Imagine how I feel. I never knew that a bra was so binding."

Eines muss man den "Fringe"-Autoren nach wie vor lassen: ihre Kreativität ist nicht zu bestreiten. Schon oft ließen sie durchsickern, dass sie William Bell irgendwie wieder in die Serie zurückbringen wollen – trotz der Tatsache, dass er im Finale der zweiten Staffel sein Leben ließ. Natürlich ist bei "Fringe" nichts unmöglich, sodass man keine Zweifel hatte, dass man uns irgendeine Lösung präsentieren wird. Doch dass sie William Bell auf diese Art und Weise in die Serie zurückholen, war nicht nur überraschend, sondern auch ziemlich genial. Genauso, dass man uns mit der Anspielung auf die Folge #2.04 Masse mal Geschwindigkeit versucht hat, plausibel zu erklären, weshalb ausgerechnet Olivia als Wirt für Bells Seele fungiert. Ein Dank gebührt natürlich Anna Torv, denn man kann sich nur schwer vorstellen, wie lange sie vor dem Spiegel geübt haben muss, um nicht nur Leonard Nimoys Akzent, sondern auch seine Mimiken so perfekt zu imitieren. Anfangs war das Ganze natürlich mehr als gewöhnungsbedürftig und teilweise musste man wohl einfach Schmunzeln. Doch vor allem die letzte Szene, in der Anna Torv binnen Sekunden zwischen Olivia und William wechselt, zeigte deutlich, wie hervorragend Torv ihre Arbeit gemeistert hat.

Nun, William Bell stößt in Form von Olivia zu unserem Fringe-Team, was durch die Bank weg für herrliche Szenen sorgte. Natürlich stand besonders die Interaktion zwischen Walter und seinem ehemaligen besten Freund im Vordergrund, der verständlicherweise Feuer und Flamme ist, dass William wieder zurück ist. Durch deren Szenen darf sich #3.17 Stowaway gerne als eine der humorvollsten Folgen der Serie sehen – kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass diese zweite Staffelhälfte bisher vor allem durch eine unangenehm bedrückende Atmosphäre gekennzeichnet war. Daher waren die Walter/William–Szenen wirklich ein Genuss und voll mit herrlichen Dialogen und Momenten. Allein jener Moment, in denen Walter und William mit dem Gedanken spielen, Williams Seele in die Kuh zu transferieren, war Gold wert. "It could work. But still, I'd have to milk you." "Well, we could asign Astrid."

Nach dieser Folge wird eigentlich klar, dass es gar nicht so schlecht wäre, würde es Walter gelingen, Williams Seele ein anderes zu Hause zu liefern. Somit bliebe uns nämlich die tolle Dynamik zwischen den beiden erhalten, und zwei mehr oder weniger neben der Kappe stehende Wissenschaftler im Harvard Labor zu sehen, wäre sicherlich auch nicht verkehrt. Obwohl man wohl davon ausgehen müsste, dass Astrid nach spätestens zwei Folgen einen "Brown Betty" – Entzug nötig hätte. Ein Aspekt hinterlässt jedoch einen richtig miesen Beigeschmack: Wie zum Teufel konnte man nur William Bell in die Serie zurückholen, ohne auch nur eine einzige Szenen zwischen ihm und Nina Sharp zu zeigen? Gerade für sie, die offenbar mehr als nur eine geschäftliche Beziehung mit William hatte, bedeutet Williams Rückkehr wohl Einiges. Natürlich habe ich keine Liebesszene zwischen Anna Torv und Blair Brown erwartet, aber dass Nina in keiner einzigen Szene Erwähnung findet, war doch sehr enttäuschend.

"A compassionate soul vampire."

Im Kontrast zu den lockeren und humorvollen Szenen zwischen Belly und Walter stand der Fall der Woche. Dieser handelte in dieser Folge von einer Frau – Dana Gray - , die nicht sterben kann, es aber unbedingt will, nachdem sie ihren Mann und ihr kleines Kind verloren hat und eigentlich auch schon längst hätte sterben sollen. Verzweifelt versucht sie daher, zusammen mit anderen Menschen zu sterben, in der Hoffnung, deren Seelen nehmen sie endlich auch in das Reich der Toten mit. So oder so ähnlich, denn der Fall war selbst für "Fringe"-Verhältnisse ein wenig zu absurd, genauso wie die Erklärung, ein Blitzeinschlag habe ihre Moleküle extrem stark elektromagnetisiert, was ihre Unsterblichkeit erklärt. Doch war es wirklich ein Blitzeinschlag, der sie unsterblich machte? Oder eine höhere Instanz? Denn per Zufall findet sie heraus, dass in einem Zug eine Bombe hochgehen soll. Dana möchte das zunächst ausnutzen, da sie glaubt, der Tod vieler Menschen auf einen Schlag könnte auch sie mit in den Tod reißen. Doch ihr Gewissen siegt und sie verschwindet mit der Bombe aus dem Zug. Die Bombe explodiert – und Dana ist tot. Die hochwissenschaftliche Antwort, weshalb sie erst jetzt gestorben ist: es gibt keine. Untypisch für "Fringe" lässt man uns also nicht mit einer Auflösung des Falls zurück, sondern eher mit viel Raum für Spekulation. War es Danas Schicksal bzw. Bestimmung, nicht zu sterben, um die unschuldigen Menschen an Bord des Zugs zu retten? Ähnlich wie Peter, der eigentlich auch schon längst tot sein müsste, allerdings von den Beobachtern gerettet wurde, um eventuell eines der beiden Universen zu retten? Es tat der Qualität der Folge keinen Abbruch, dass die Auflösung des Falls im Grunde genommen unbefriedigend war, sondern sorgte stattdessen für etwas Abwechslung. Und es war allemal besser, als Danas Zustand einfach auf den Verfall unseres Universums zu schieben. Sehr überzeugende Arbeit lieferte Paula Malcomson, die ihre Rolle als verzweifelte Unsterbliche wirklich sehr einfühlsam verkörpert hat. Dadurch konnte der Fall noch mehr überzeugen, der aber generell sehr schön inszeniert war und durch tolle Bilder und Szenen bestechen konnte.

Zudem sorgte der Fall für eine sehr interessante Charakterkonstellation innerhalb der Ermittlungsteams. Denn da Olivia als Partnerin nicht zur Verfügung steht, wird Peter ein anderer Ermittler zur Seite gestellt. Für Peter ein völlig neues Gesicht, für uns Zuschauer bereits ein gern gesehener Charakter: Lincoln Lee. Natürlich nicht Lincoln Lee von "over there" sondern Lincoln Lee von unserer Seite, womit den Autoren eine weitere kleine Überraschung gelungen ist. Und auch wenn "unser" Lincoln Lee nicht ganz mit seinem lockeren Pendant aus dem parallelen Universum mithalten konnte, überzeugten er und Peter dennoch als Ermittlerduo, auch wenn ich nicht böse gewesen wäre, hätte man Astrid an Peters Seite gestellt. Aber zu sehen, wie jene versucht, Bells Anmachversuchen zu entgehen, war auch nicht verkehrt. Somit empfand ich es als eine clevere Idee, uns auch einmal den Lincoln Lee unseres Universums vorzustellen. Aber wer von beiden soll nun als "Alt"-Lincoln betitelt werden? "Unser" Lee oder "deren" Lee?

"Oh no, I think I may have been wrong. This may be a little bit more complicated than I first thought."

Mit William Bells Einsicht, dass sein ganzer Plan offenbar doch nicht so problemlos verläuft, wie erwartet, endete #3.17 Stowaway – und damit wohl eine der ungewöhnlichsten aber zugleich unterhaltsamsten Folgen der ganzen Serie, gekennzeichnet durch interessante Charakterkonstellationen, zahlreiche humorvolle Szenen und einem einfühlsam erzählten Fall der etwas anderen Art.

Und was man von dieser Folge gelernt hat? Anna Torv ist spitze, "Fringe" sowieso, Seth Gabel macht auch mit Brille einen unverschämt guten Eindruck und es ist nicht empfehlenswert, eine Tasse Tee zu trinken, die man zuvor von einem brillanten Wissenschaftler in einem Paralleluniversum angeboten bekommen hat.

Manuel H. - myFanbase

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