Review: #3.18 Blutlinie
Noch bevor #3.18 Bloodline in den USA ausgestrahlt wurde, erlöste FOX die "Fringe"-Fans von ihren schlimmsten Befürchtungen und hat die Serie um eine vierte Staffel verlängert. Woran viele nicht mehr glaubten, denn die Quoten waren alles andere als überzeugend und spätestens mit der Verlegung auf den Freitagabend hatten viele Zuschauer schon Abschied von "Fringe" genommen. Wie schrecklich es gewesen wäre, hätte FOX nun wirklich den Stecker gezogen, braucht hier wohl gar nicht genauer erläutert werden. Denn die dritte Staffel ist für mich persönlich eine der Highlights dieser Season und die vorzeitige Verlängerung bringt daher den positiven Effekt mit sich, dass man die restlichen Episoden viel sorgloser und entspannter angehen kann und nicht die ganze Zeit im Hinterkopf hat, dass man die vielleicht letzten Folgen der Serie sieht. Das wirkt sich also durchaus auch auf das Sehvergnügen aus und nachdem man mit eben jenem entspannten Gefühl an #3.18 Bloodline rangegangen ist, wurde einem wahrscheinlich erst wirklich bewusst, was für ein Verlust es gewesen wäre, "Fringe" nicht auch wieder in der Season 2011/2012 sehen zu können.
Entführt
Denn diese Episode war vor allem eines: verdammt spannend. Auf der anderen Seite fällt Bolivia einer Entführung zum Opfer und schnell stellt sich heraus, dass ihre Schwangerschaft im Zusammenhang mit ihrer Entführung steht. Sie bekommt diverse Mittel verabreicht, deren Auswirkungen den "Fringe"-Zuschauer sofort an die Folge #1.02 Das Experiment erinnerte: Bolivias Baby entwickelt sich in deren Bauch unnatürlich schnell und so wird sie Zeuge, wie sie innerhalb weniger Stunden hochschwanger wird. Für manch eine Frau wäre diese Prozedur wahrscheinlich ganz begrüßenswert, doch für Bolivia beginnt ein Albtraum. Nicht nur, dass es natürlich schrecklich ist, an einer Liege angeschnallt zu sein und zusehen zu müssen, wie minutiös der eigene Bauch wächst, sondern auch, weil Bolivia Träger der fiktiven Krankheit VPE ist, und sie das Baby deshalb gar nicht erst zur Welt bringen wollte, da VPE bei der Geburt sowohl das Baby, als auch die Mutter töten könnte. Bolivias Leben hängt somit am seidenen Faden und nicht selten hatte man in dieser Folge den Eindruck, als würde man Bolivia wirklich sterben lassen.
Dabei schafft "Fringe" etwas, das nicht viele Serien schaffen. Während die Charaktere bei manchen Serien selbst nach drei Staffel noch so dünn geschrieben sind, dass es dem Zuschauer egal wäre, würden sie das Zeitliche segnen, bangt der Zuschauer bei "Fringe" nun um das Leben eines Charakters, dessen Tod den Zuschauer eigentlich nur peripher tangieren dürfte. Denn durch Bolivias falsches Spiel "over here", das vor allem die Beziehung zwischen Olivia und Peter fast vernichtend beeinflusste, hat der Charakter alles andere als viele Sympathiepunkte gesammelt. Doch nichtsdestotrotz, und das ist das Beachtenswerte, fühlten wir Zuschauer in nahezu jeder Szene mit Bolivia mit: man litt mit ihr, als sie sich vor Schmerzen krümmte; man hatte Mitleid, als sie verzweifelt durch Chinatown wankte; man hatte Angst um sie, als sie ihr Baby gebar und das Herz blieb einem stehen, als Bolivia sich nach der Geburt ihres Babys nicht mehr regte. Genauso musste man sich einfach mit freuen, als Bolivia freudestrahlend ihr kleines Baby in die Arme nahm und sie sich Gedanken machte, ob sie der Rolle der Mutter bereits gewachsen ist. Ich frage mich immer noch, wie es den Autoren gelungen ist, dem Zuschauer Gefühle für einen Charakter zu entlocken, den man eigentlich hassen müsste. Es war wohl einfach die richtige Entscheidung, in #3.13 Immortality Bolivia ein wenig mehr zu vermenschlichen und vor ihrer Entführung noch einige sympathische Szenen zwischen ihr und ihrer Mutter zu zeigen, in denen Bolivia wirklich liebenswert herüberkam. Und wahrscheinlich spielte auch einfach die recht beklemmende Atmosphäre während Bolivias Gefangenschaft eine entscheidende Rolle darin, mit Bolivia mitzufühlen. Wie dem auch sei: Durch das pausenlose Zittern um Bolivia und den zunächst ungewissen Ausgang, war die Folge von einer enormen Spannung geprägt und allein deshalb schon mehr als sehenswert.
"All right, you just look at me. You don't think about an hour from now. You don't think about a minute. You're gonna focus on this moment, ok? It's just you and me."
Während sich die Episode zur Hälfte um Bolivias Gefangenschaft drehte, fokussierte man sich mit der anderen Hälfte auf die Bemühungen von Lincoln und Alt-Charlie, Bolivia zu finden. Schon das war gelungen, denn Lincoln und Alt-Charlie geben nach wie vor ein sehr sympathisches Duo ab. Richtig gut wurde es jedoch erst, als Lincoln sich mit Walternate trifft und endlich herausfindet, dass Bolivia auf "unserer" Seite war. Walternates Offenheit hatte mich dabei sehr überrascht und ich wunderte mich, dass er dabei auch keine Hintergedanken hatte, sondern Lincoln als so loyal empfand, dass er ihm die Wahrheit sagte. Das wiederum ist ungewohnt naiv von Walternate, denn er hätte sich denken könnte, dass Lincoln Eins und Eins zusammen addieren kann und schlussfolgern wird, dass Alt-Broyles' Verschwinden etwas mit Walternates Plan zu tun hatte. Dass Lincoln und Alt-Charlie nun die Motive ihres Vorgesetzten hinterfragen, ist natürlich eine spannende Sache. Muss Walternate nun mit Widerstand aus seinen eigenen Reihen rechnen?
Das Sahnehäuptchen der Episode war letztendlich noch das Wiederauftauchen Henrys, der bereits im Staffelauftakt #3.01 Olivia eine wichtige Rolle inne hatte, und auch in #3.07 Entführt zu sehen war. Nun wird er also von Lincoln und Alt-Charlie zunächst verdächtigt, etwas mit Bolivias Entführung zu tun zu haben, ehe er sich wenig später als nützlicher Partner herausstellte und somit innerhalb der Folge sehr zu überzeugen wusste. Und da er nun voll und ganz in die Tatsache eingeweiht ist, dass neben seinem Universum noch ein weiteres existiert, würde es mich nicht wundern, wenn wir Henry noch einmal zu sehen bekommen.
Richtig emotional und dramatisch war die Geburt von Olivias Baby, die deshalb eine besondere Erwähnung verdient hat. Nicht nur deshalb, weil man um Bolivias Leben zitterte, sondern vor allem aufgrund der Momente zwischen Bolivia und Lincoln. Zugegeben, manch einer könnte besonders den Moment als kitschig empfunden haben, als Lincoln der scheinbar sterbenden Bolivia seine Liebe gesteht. Aber dass die emotionale Wucht dieser Szene die Tränendrüsen der Zuschauer stark beansprucht haben dürfte, muss ebenso festgehalten werden, wie die Tatsache, dass die komplette Geburtsszene dank einer mehr als ungewöhnlichen Kulisse und Inszenierung wirklich einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.
"It is happening." …
… Diese Worte des Beobachters dürften wohl deutlich gemacht haben, dass Bolivia am Ende der Folge nicht nur ein Baby in ihren Armen hielt, sondern womöglich die zerstörerischste Waffe überhaupt – Walternates Waffe. Denn jener steckte hinter Bolivias Entführung und der Beschleunigung der Geburt, da er nun in der Lage sein wird, auch ohne Peter das Vakuum zu aktivieren und damit unser Universum zu zerstören. Dieser Twist am Ende der Folge kam zwar nicht unbedingt überraschend, machte aber erneut deutlich, dass er über Leichen geht, um seinen Plan durchzuführen. Doch wie leicht wird sich sein Plan durchführen lassen? Wie wird Bolivia reagieren, wenn sie erfährt, dass ihr Baby als Waffe benutzt wird?
#3.18 Bloodline hat die Gleise für die letzten vier Episoden dieser Staffel gelegt, in denen es wohl nur noch ums Überleben gehen wird. "Fringe" hingegen hat den Kampf ums Überleben vorrübergehend gewonnen und wie bereits anfänglich erwähnt, war diese Folge ein Musterbeispiel dafür, weshalb eine Absetzung einem Verbrechen gleichgekommen wäre und "Fringe" eine weitere Staffel mehr als verdient hat.
Manuel H. - myFanbase
Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: BloodlineErstausstrahlung (US): 25.03.2011
Erstausstrahlung (DE): 12.09.2011
Regie: Dennis Smith
Drehbuch: Monica Owusu-Breen & Alison Schapker
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