Review: #1.06 Eine goldene Krone
Die Ereignisse schließen beinahe nahtlos die der vorherige Episode #1.05 Der Wolf und der Löwe an und werfen den Zuschauer wieder direkt in die Geschehnisse in Königsmund, dem grünen Tal und die Stadt der Reiterlords. Ein Blick auf Jon Schnee an der Mauer erhalten wir nicht, dafür aber Szenen aus Winterfell.
"See what she does to me? My loving wife. I should not have hit her. That was not... that was not Kingly."
In Königsmund wird die angespannte Lage zwischen den Lannisters und Starks mehr als deutlich, denn als der verwundete Eddard Stark betäubt von Mohnblumensaft in seinem Bett erwacht, stehen ihm sogleich Cersei und König Robert gegenüber. Cersei verlangt die sofortige Rückgabe ihres Bruders, während Ned das eigenmächtige Handeln seiner Frau als seinen Befehl ausgibt. Dass zwischen Ned und Cersei niemals Freundschaft, ja nicht einmal mehr Akzeptanz herrschen wird, ist mehr als deutlich. Dass sich Robert nicht gänzlich auf die Seite seiner Frau stellt und Cersei nach einem besonders bissigen Kommentar ins Gesicht schlägt, macht es auch nicht besser. Doch wie gewohnt reagiert Cersei darauf nicht etwa ängstlich, sondern weiterhin unfügsam. Bewundernswert für eine Frau in diesen gesellschaftlichen Verhältnissen, deren Aufgabe darin besteht hübsch zu sein und viele gesunde Kinder zu gebären. Das Cersei sich mehr von ihrem Leben erhofft, kann ich persönlich in jeder Sekunde nachvollziehen, wobei es mir schwerfällt, sie wirklich sympathisch aufgrund ihrer Methoden zu finden.
Als Cersei das Zimmer schließlich verlässt, bleiben die Freunde allein zurück und Robert macht deutlich, wie viel ihm sein Freund bedeutet. Besonders faszinierend finde ich an dieser Szene zwischen den beiden, dass sich Robert bewusst ist, dass er als König nicht viel taugt. Das Kämpfen liegt in seiner Natur, nicht das Regieren an sich. Gerade deshalb braucht er Ned, welcher ihm - den eigenen Worten und Taten nach - viel mehr ein Bruder ist, als Renly und Stannis Baratheon es je sein könnten. Blutsverwandtschaft ist eben nicht alles.
Robert verlässt also Königsmund um zu jagen, oder besser gesagt viel Wein an der frischen Luft zu trinken und überlässt Ned alle Regierungsgeschäfte. Ihm fällt es also zu, sich um die Bittsteller zu kümmern und wird währenddessen für den König gehalten. Wen verwundert diese Verwechselung schon? Ned sitzt auf dem Eisernen Thron und entscheidet. Demnach kann es den Menschen, sofern sie nicht in die politischen Wirren verstrickt sind, gleichgültig sein, wer regiert, da sie sowieso keinen Einfluss darauf haben. Neben dieser Erkenntnis ist es jedes Mal wieder ein Spaß zu sehen, wie Kleinfinger geschickt mit seinen Anmerkungen an den richtigen Strippen zieht. Ned wie gewohnt ein Mann von Ehre, heißt den Angriff der Bergs auf die einfachen Dörfer in den Flusslanden nicht gut und beschließt einen der Ritter zur Burg des Bergs zu senden um dem ein Ende zu bereiten. Mit welchem Ergebnis bleibt jedoch fraglich.
"Do you pray to the gods?" - "The old and the new." - "There is only one god and his name is Death, and there is only one thing we say to Death: Not today!"
Syrio Forel, welcher durch seine herrlich lockere Art zu meinen Lieblingsnebencharakteren der Staffel gehört, bemüht sich die eher lustlose Arya zu unterrichten. Für ihre Trauer um Jory Cassel hat er kein Verständnis und teilt mit ihr eine Weisheit aus Braavos.
Zeitgleich sitzen Sansa und ihre Septa Mordane beim Sticken auf dem Balkon. In Winterfell schien Sansa das Lob der Septa noch jede Menge zu bedeuten, doch nun reagiert sie offen trotzig und beinahe schon unverschämt. Septa Mordane scheint bis zu einem gewissen Grad eingeweiht in das, was gerade in Königsmund vor sich geht. Anders kann ich mir ihre Ermahnung an Sansa, nie die Bräuche ihres Herkunftslandes zu vergessen, nicht erklären. Auch Joffrey gegenüber scheint die Septa zögerlicher, während Sansa seine Entschuldigung freudestrahlend annimmt. Ihre Hoffnungen in Joffrey doch noch ihren Traumprinzen zu finden sind sehr naiv und für eine Frau aus dem heutigen Jahrhundert etwas schwer nachzuvollziehen. Bedenkt man jedoch Sansas Erziehung, die ja nur darauf hinauslief eine gute Ehefrau und Mutter abzugeben, fühle zumindest ich mit dem Mädchen, dass gar nicht bemerkt, wen sie da unbedingt lieben möchte.
Doch ausgerechnet Sansa sorgt in ihrer Naivität dafür das Ned endlich das letzte Puzzlestück im Rätsel über Jon Arryns Recherche vor dessen Ableben zukommt. Auch gibt das Buch einen Sinn, denn während alle Baratheons mit schwarzem Haar zur Welt kommen, auch die Bastarde, ähneln Joffrey und seine Geschwister nur ihrer Mutter Cersei. Somit ist Ned Stark nun im Besitz der Informationen, welche seinem Sohn fast das Leben kostete und bereits eine Hand zum Tode verurteilte. Stellt sich die Frage, wie er damit umgeht.
"I want the crown he promised me. He bought you. But he never paid for you."
Bei den Dothraki deutet die Szene zwischen Daenerys und ihrer Dienerin zum zweiten Mal in dieser Staffel an, dass Daenerys wie die Drachen von Feuer nicht verletzt werden kann, als sie das versteinerte Drachenei aus einem glühenden Kohlebecken nimmt und anders als Irri keine Verbrennungen davonträgt. Später muss Daenerys ein Ritual der Dothraki bewältigen und ein rohes Pferdeherz essen. Daenerys mit blutverschmiertem Mund ist ein ungewohnter Anblick, jedoch fieberte ich gleich mit ihr, während es darum ging, das Herz nicht nur zu essen, sondern auch bei sich zu behalten. Ein Blick in die wilden Rituale der Dothraki, welches aber auch gleichzeitig zeigt, dass Daenerys sich nicht nur bei ihnen lebt und nun versucht ihren Platz zu finden, sondern jenen bereits errungen hat.
Dies muss auch Viserys eifersüchtig erkennen, weshalb er beschließt Daenerys Dracheneier zu nehmen und sich abzusetzen. Sein Plan ist nachvollziehbar, denn warum sollte der Mann, der zuvor seine Schwester verkauft hat, noch Skrupel haben, sie zu bestehlen? Ser Jorah erwischt ihn dabei und stellt sich wieder auf Daenerys Seite, was einen weiteren Stein ins Rollen bringt. Denn natürlich hat Viserys nicht vor, jetzt einfach aufzugeben und diese letzte Szene mit Viserys macht nur allzu deutlich, dass der alte Spruch "Pass auf was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen" eine gewisse Weisheit inne ruht. Denn immerhin kriegt er genau die Bezahlung, nach der Viserys verlangte, wenn auch nicht auf die Art und Weise, die er wollte. Da sich seine grausame Ader bereits früh zeigte, ist es schwer, irgendwelches Mitleid für ihn zu empfinden. Alle Szenen mit ihm haben schließlich durch die Bank hinweg gezeigt, was für eine selbstbezogener Mann er ist, der sich nicht einmal für sein eigen Fleisch und Blut interessiert. Wie Viserys da mit seinem Volk umgegangen wäre, will ich mir lieber nicht ausmalen.
Auch wenn das Gold im Topf verdammt schnell schmilzt, ein Fakt, welchen ich mit meinen Chemiekenntnissen aus der Schule nicht ganz bestätigen kann, ist den Serienmachern eine Szene gelungen, welche die Zuschauer gebannt vor dem Bildschirm verharren lässt. Nach der Drohung ist es verständlich, dass Daenerys ihn nicht rettet. Dennoch glaube ich, dass bei diesem Anblick etwas endgültig zerbrochen sein muss, egal wie ihr Bruder sie behandelt hat. Immerhin war er für lange Zeit ihre einzige Familie.
Während Viserys Geschichte eher unrühmlich endet, beginnt für Daenerys also ein neues Kapitel, welches uns gleichzeitig noch einmal die beiden Männer in ihrem Leben zeigt, welche Daenerys nun am nächsten sind. Khal Drogo geht es um ihre Sicherheit, sie trägt sein Kind unter dem Herzen, die Szene, wo er über den Bauch streicht, wirkt sehr zärtlich, aber er ist doch ein Mann, der eng mit seinen Traditionen verflochten ist. Um es in einem Wort zu beschrieben: Wild. Ser Jorah hingegen versucht Daenerys zu beschützen, vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Noch ist mir nicht ganz klar, was Daenerys mehr benötigt.
"Blood for blood." - "Come on!" - "You need to make the Lannisters pay for Jory and the others." - "You're talking about war." - "I'm talking about justice."
Theon gehört für mich in die Riege der eher weniger sympathischen Charaktere, was wohl größtenteils an seinem Verhalten liegt. In dieser Episode bringe ihm mehr Mitgefühl entgegen, denn unter dem trotzigen, teils arrogantem Bengel steckt auch viel von einem Kind, welches nicht vollständig dazugehört und dies ganz genau weiß. Robb macht Theon dies in ihrem Gespräch noch einmal klar, vermutlich unbeabsichtigt, doch deutlicher könnte die Botschaft an Theon nicht sein: Du bist kein Stark.
Vertieft wird dieses Gespräch nicht, da Robb auffällt, dass sie Bran schon eine Weile nicht mehr gesehen haben. Jener genießt seinen ersten Ausritt mit Tänzerin auf dem neuen Sattel und es ist schön den Jungen wieder fröhlich zu sehen. Dieses Glück währt nicht lange, da Wildlinge ihn überfallen und Robb seinen kleinen Bruder nicht davor bewahren kann als Schutzschild missbraucht zu werden. Theon regelt dies auf seine eigene Weise, indem er diesem Wildling einen Pfeil in den Rücken schießt. Was zwar unvorsichtig war, aber immerhin funktionierte.
Eher unbedeutend, aber als kurze Randnotiz erwähnenswert: Das Freudenmädchen Ros macht sich auf nach Königsmund, da sie durch die Gerüchte befürchtet bald nicht mehr genügend Arbeit in der Umgebung von Winterfell zu finden. Es ist bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir Ros zu sehen bekommen. Das kleine Geplänkel zwischen ihr und Theon war zumindest ein kleines Lächeln wert.
"You wish to confess your crimes?" - "Yes, My Lady. I do, My Lady."
In Hohenehr werfen wir einen einmaligen Blick auf das grüne Tal. Diese Mondzellen sind schon sehr gemein, da kriege ich fast von zuschauen schon Höhenangst. Wie Tyrion Lannister dem begriffsstutzigen Mord versucht zu erklären, was Besitz bedeutet, ist - wie bei Szenen mit Tyrion gewohnt - einfach nur amüsant. Immerhin kann er so seine Sünden gestehen und bringt den gewillten Zuschauer zum Lachen. Die Antwort auf die Frage, was genau Tyrion mit einer Honigwabe und einen Maultier im Bordell wollte, bleibt glücklicherweise unbekannt. Ironischerweise endet der Schiedsspruch durch Kampf schlussendlich wirklich gerecht, was wohl weniger an den Göttern, als an Bronn liegt, der nicht gänzlich ehrenhaft kämpft. Verübeln kann ich ihm das nicht, er ist schließlich Söldner und kein Ritter. Auch der Preis – einen Lannister in seiner Schuld zu wissen – scheint mir so gut, dass es sich aus der Sicht eines Söldners allemal lohnt, einen Menschen zu opfern. Ich hoffe, dass die beiden eine Weile zusammenbleiben. Tyrion könnte einen Freund - selbst wenn er ihn bezahlt - gebrauchen in diesen Zeiten, wo seine spitze Zunge ihn mehr Schwierigkeiten bringt als sein scharfer Verstand ausbaden kann.
Interessant war auch zu sehen, dass Lady Lysa Arryn keine vollständige Unterstützung der Adligen erhält. Kein Wunder, wenn ich ihr Verhalten bedenke. Dass mit dem Verstand ihres Sohnes Robin ebenfalls nicht alles in Ordnung ist, dürfte niemanden ein Geheimnis sein. Zudem liegen die Auswirkungen, welche durch einen irrer Souverän entstehen können, noch nicht allzu weit zurück. Sollte dem Adel aus dem Tal also nicht behagen, wer sie nach dem Erreichen der Mündigkeit reagiert.
Fazit
Eine spannende Folge, welche die Handlung auf ganzer Linie einen Schritt voranbringt und in welcher wir uns von einem wohl nicht allzu beliebten Hauptcharakter endgültig verabschieden. Nebenbei behandelt die Episode das Thema, was einen guten König ausmacht und bringt verschiedene Steine in Rollen, welche die Spannung steigert, was uns nächste Woche wohl erwarten mag.
Charleen Winter - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: A Golden CrownErstausstrahlung (US): 22.05.2011
Erstausstrahlung (DE): 24.03.2012
Regie: Daniel Minahan
Drehbuch: Jane Espenson, David Benioff & D.B. Weiss
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