Review: #3.03 Der Weg der Züchtigung
Man hätte diese Episode mit einem Cliffhanger enden lassen können. Einem Fade-out, welches die Zuschauer mit der Frage zurückgelassen hätte, welches Schicksal Jamie Lannister nun ereilen wird. Man hätte die Spannung die kommenden sieben Tage damit ins Unermessliche wachsen lassen können. Doch man entschied sich dagegen. Und das mit Recht!
"You're nothing without your daddy, and your daddy ain't here."
Rollen wir das Feld einfach mal von hinten auf und beginnen mit der letzten Szene: Locke schnappt sich Jamie, bohrt mit seinem Messer in dessen Auge herum, während er ihm verdeutlicht, dass Tywin seinen Sohn nicht aus jeder Situation mir nichts dir nichts freikaufen kann, und schlägt dann Jamies Hand ab! Absoluter Schockmoment! Kein anderes Körperteil hätte Jamie so sehr entmannt, wie es das Abschlagen seiner rechten Hand – seiner Schwerthand – getan hat. Selbst der Tod wäre wahrlich nicht so grausam für Jamie gewesen. Und dieses Schicksal ereilt ihn natürlich genau zu dem Zeitpunkt, als er sich erstmals erkennbar ritterlich verhält, nachdem er Brienne davor bewahrt hat von Lockes Männern vergewaltigt zu werden.
Dieser schockierende Moment wird Jamies gesamtes Dasein überschatten. Die Aufgabe als Ritter war bisher das einzige, was ihn definiert hat. Sein Lebensinhalt. Seine Bestimmung. Damit ist es nun vorbei. Jamie wird nie wieder als Ritter tätig sein können. Man darf gespannt sein, wie sich dieser schicksalhafte Schlag auf den sonst so unbeschwerten Mann auswirken wird. Seit einem Jahr ist er schon in Gefangenschaft und hat sich sichtbar nie gefürchtet, da er um seinen Wert wusste. Doch nun hat man ihm etwas genommen, was weit schlimmer als sein eigenes Leben ist und danach schreit, dass es nun eine extreme Entwicklung in seinem Charakter geben wird. Wie wird er aus dieser Krise herauskommen und welchen Weg wird er einschlagen? Für Jamie wird nun nichts mehr so sein, wie es einmal war und das wird enorm spannend zu beobachten sein.
"You have nothing to fear. My husband doesn't eat children."
In der letzten Episode habe ich Robb aufgrund seiner vergangenen Entscheidungen seine Qualität als König ein wenig abgesprochen. Dies muss ich nach der heutigen Episode vehement revidieren. Seine unglaublich intensive und brillante Ansprache an seinen Onkel Edmure Tully zeugte von einem wahren Herrscher! Vor allem im direkten Vergleich zu Jamie ist es hier besonders interessant zu sehen, wie Robb mit jedem Schicksalsschlag über sich selbst hinauswächst und zunehmend stärker und bedrohlicher wird, während Jamie immer mehr von seinem glorreichen Dasein verliert und nun geschändet am Boden liegt.
Da seine eigenen Männer, wie die letzte Episode deutlich zeigte, ein wenig das Vertrauen in ihren König des Nordens verlieren, bleibt zu hoffen, dass sich Brynden 'Schwarzfisch' Tully Robb nun anschließen wird und dadurch eine neue Dynamik auf der Seite der Nordmänner entsteht. Die Einführung von Schwarzfisch geschieht hier auch wieder verspätet, da der Charakter bereits im ersten Buch der Romanvorlage aufgetaucht ist, in welcher Catelyn ihren im Sterben liegenden Vater besucht und somit eigentlich noch einmal vor dessen Tod sehen konnte. Die hiesige Einführung des Charakters gefällt mir jedoch um einiges besser, was vor allem an der Anfangsszene der Episode liegt, welche die differenten Charakterzüge von Onkel und Neffe ohne den Rückgriff auf eine einzige Dialogzeile fantastisch unterstreicht. Während Edmure nach Ruhm strebt, aber nicht das nötige Geschick aufweist, um seiner Stellung Ausdruck zu verleihen, ist Brynden ein respektierter Mann, der sich jedoch nicht um die Meinungen anderer schert.
"My brother ain't no king. I'm not Stark of Winterhell."
Als Joffrey in #1.02 Der Königsweg dafür Sorge trug, dass der Bluthund den unschuldigen Mycah brutal ermordete, markierte dies den Moment, in welchem Arya ihre kindliche Unschuld verlor. Seither hat sie viel gesehen und durchlebt und sich stetig weiter von dem kleinen Mädchen entfernt, das sich einst aus ihrer Nähstunde wegschlich, um ihren Bruder Bran beim Bogenschießen auszustechen. Mit der Verabschiedung von Heiße Pastete in dieser Episode scheint sich der Kreis nun zu schließen und Arya kann ein neues Kapitel in ihrem Leben beginnen. Heiße Pastete, als schwächstes Glied in dem Dreigespann, hat die Strapazen der letzten Monate unbeschadet überstanden und blickt nun in einen neues sicheres Leben als Küchenhilfe, was er ausschließlich Arya zu verdanken hat. Mycah konnte Arya damals nicht retten, dafür hat sie nun bei Heiße Pastete alle Arbeit geleistet. Man bekommt somit das Gefühl, als würde sich Arya nicht nur von Heiße Pastete verabschieden, sondern auch von dem letzten Rest, der an ihre kindliche Unschuld erinnert.
Während sich Aryas Situation scheinbar vorerst zu bessern scheint, kann man dies bei Theon nicht erkennen. Zunächst von dem noch namenlosen Charakter, welcher von dem grandiosen "Misfits"-Darsteller Iwan Rheon verkörpert wird, aus seiner Gefangenschaft kurzfristig frei gelassen, wird er schließlich fast von seinen Peinigen vergewaltigt. Erneut lassen einen Theons Szenen sprachlos und schockiert zurück, da er derzeit ziellos durch die Hölle wandelt und keinerlei Hoffnung auf Besserung besteht. Es ist unfassbar, was man diesem Charakter antut und es stellt sich die Frage, ob Theon durch seine Qualen irgendwann wie ein Phoenix aus der Asche empor steigen kann, um endlich zu dem Mann zu werden, der ganz tief versteckt in ihm schlummert, oder ob er an all dem weiter zerbrechen und vollkommen die Kontrolle verliert. Man darf gespannt sein, ob er in der kommenden Episode wirklich auf seine Schwester trifft, was diese für ihren kleinen Bruder bereit hält und welche Rolle der Charakter von Iwan Rheon in all dem spielt.
"Yes, all men must die. But we are not men."
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Daenerys nicht zu meinen favorisierten Charakteren der Serie gehört, was vor allem an ihrer schwachen Storyline in der zweiten Staffel liegt. Ihre derzeitigen Szenen relativieren diesen schlechten Eindruck jedoch und es macht außerordentlichen Spaß ihr dabei zuzusehen, wie sie immer berechnender und mächtiger wird, dabei jedoch ihre Empathie für die Schwachen und Aussätzigen beibehält. Von dem unschuldigen und naiven Mädchen aus der ersten Staffel ist nichts mehr zu sehen. Daenerys hat ein Ziel vor Augen und weiß genau wie sie dies erlangen will. Dabei lässt sie sich von niemandem beirren und verdeutlicht dies auch gleich mal ihren beiden Rittern, die ihr als Berater zur Seite stehen und es gewagt haben ihre Entscheidungen vor Fremden in Frage zu stellen.
Daenerys wird uns hier mehr denn je als starker weiblicher Charakter präsentiert, die es mittlerweile wirklich mit den männlichen Thronanwärtern in Westeros aufnehmen könnte und neben Robb derzeit als die beste Wahl für den Eisernen Thrones für das Volk wirkt. Dass sie wirklich einen ihrer geliebten Drachen für eine Sklavenarmee opfern würde, ist mehr als ausgeschlossen. Vielmehr erwarte ich, dass Daenerys dem (zugegeben genialen und urkomischen) Sklavenhändler in eine Falle locken und sich seine Armee dann einfach unter den Nagel reißen wird.
"Keep a low profile."
Entgegen der sonst eher ernsten politisch ausgefeilten Handlungsstränge, sorgen die Ereignisse in Königsmund diesmal kurioserweise für die lockeren und eher belustigenden Szenen dieser Episode. Das Kammerspiel des kleinen Rates liefert einfach nur herrlichen Slapstick. Sei es der stumme Wettstreit zwischen Kleinfinger, Varys und Pycelle um den Platz neben Tywin, Cerseis Aktion den Stuhl zu versetzen oder Tyrions Entscheidung den Platz gegenüber seinem Vater einzunehmen. Jede Sekunde dieser Szene, welche vollkommen ohne Worte auskommt und durch die Körpersprache und Mimik der Charaktere lebt, ist ein wahrer Genuss und der komödiantische Höhepunkt der Episode!
Auch Podricks Ausflug in die Gemächer dreier leichter Damen mit der anschließenden Erkenntnis, dass der unerfahrene Knappe scheinbar ein so guter Liebhaber ist, dass Prostituierte für eine Nacht mit ihm nicht mal Geld verlangen, gehörte zu den witzigen Szenen. Dies vor allem, da Bronn und Tyrion vollkommen sprachlos sind und das Geheimnis des unscheinbaren Jünglings erfahren wollen. Dennoch fragt man sich, ob diese Szene auch nur ansatzweise relevant ist, oder wirklich lediglich als kleiner Unterhaltungseinschub diente.
Was jedoch noch sehr relevant werden dürfte, ist Tyrions neuste Aufgabe als Schatzmeister. Da Kleinfinger sich nun auf den Weg macht, um Lysa Arryn den Hof zu machen, was ich in diesem Zuge erst einmal unkommentiert lasse, da ich mir ein Aufeinandertreffen dieser beiden durchweg widerwärtigen Charaktere gerade äußert grotesk vorstelle, beauftragt Tywin seinen ungeliebten Sohn mit der undankbaren Aufgabe des Geldverwaltens. Bereits bei der ersten Durchsicht der Bücher erkennt Tyrion, dass das Reich hoch verschuldet ist und es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis jemand diese Schulden eintreiben wird. So sehr Tyrion diese Aufgabe auch noch verabscheuen mag, wird er sich diese sicherlich früher oder später zu seinem eigenen Nutzen machen.
Randnotizen und persönliche Eindrücke
Melisandre verlässt für unbestimmte Zeit Drachenstein und Stannis verlangt zuvor von ihr noch einen weiteren 'Sohn', um Joffrey und Robb töten zu können. Mit den harten Worten, dass er zu schwach dafür sei, lehnt sie sein Angebot ab, gibt uns jedoch noch einen Ausblick darauf, dass königliches Blut noch eine Rolle spielen könnte. Zunächst scheint sie sich dabei auf die Suche nach einem von Roberts Bastarden zu machen, welche das Baratheon-Blut entsprechend in sich haben. Es stellt sich jedoch die Frage, ob auch Stannis' Tochter noch eine wichtige Rolle spielen wird, da auch sie königliches Blut in sich trägt. Bisher haben wir das Mädchen noch nicht gesehen, aber das dürfte sich sicherlich bald ändern und man darf gespannt sein, welche Rolle sie in Bezug auf den Herrn des Lichts spielen wird.
Bezüglich der Handlung nördlich der Mauer, gehe ich davon aus, dass Jeor Mormont bei seinem hiesigen Besuch bei Craster nicht mehr beide Augen zudrücken wird, vor allem nachdem Gilly nun einen Sohn geboren hat und Sam sicherlich nicht tatenlos dabei zusehen wird, wie deren Kind an die Weißen Wanderer übergeben wird. Ich wäre in jedem Fall dankbar dafür, wenn das inzestuöse Ekel der Nachtwache nicht mehr weiter auf der Nase rumtanzen kann.
In einer optisch beeindruckenden Szene haben Mance und seine Männer nun bereits die Faust der ersten Menschen erreicht und kommen der Mauer und der Schwarzen Festung inzwischen immer näher. Nicht mehr lange und es wird sich zeigen, auf wessen Seite Jon steht, wobei derzeit immer noch alles danach aussieht, als sei er im Herzen noch ein Mann der Nachtwache. Mance hat leider auch hier ein wenig die Faszination und Bedrohlichkeit aus der ersten Episode verloren, was sich jedoch hoffentlich ändern wird, sobald er und Jeor Mormont zum ersten Mal aufeinander treffen.
Mit der Beerdigung von Hoster Tully wird uns erstmals auch Schnellwasser im Vorspann präsentiert. Dabei sei erwähnt, dass Winterfell trotz räumlicher Abwesenheit in den einzelnen Episoden, immer noch im Vorspann auftaucht, was mir aufgrund der emotionalen Verbundenheit der Charaktere sehr gefällt.
Fazit
Während der älteste Stark-Sohn immer mehr an Stärke und Erhabenheit gewinnt, verliert der älteste Lannister-Sohn hier sprichwörtlich seine ganz eigene Männlichkeit. Doch nicht nur Robb Stark und Jamie Lannister konnten mir ihren atemberaubenden Szenen überzeugen, sondern auch die anderen Handlungsstränge waren allesamt grandios inszeniert und unterhaltsam. Eine rundum gelungene und sehr intensive Episode, welche den Zuschauer durch ein Wechselbad der Gefühle schickte.
Annika Leichner - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Walk of PunishmentErstausstrahlung (US): 14.04.2013
Erstausstrahlung (DE): 28.02.2014
Regie: David Benioff & D.B. Weiss
Drehbuch: David Benioff & D.B. Weiss
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