Interview mit Luisa Wietzorek

Es gibt viele Möglichkeiten, um auf Luisa Wietzorek zu stoßen. Derzeit ist sie in Berlin bei dem Musical "Hinterm Horizont" von Udo Lindenberg auf der Bühne, im Fernsehen konnte man sie unter anderem in der neuen Märchenverfilmung von "Rapunzel" als Titelrolle sehen und ihre Stimme ist zum Beispiel bei "Glee" zu hören.

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1. Wie ist Ihr Wunsch entstanden, Schauspielerin zu werden?

Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, dazu sehr lebendig und kreativ. Der Beruf ermöglicht es mir, mich und die Welt besser kennenzulernen. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten im Leben und so viele Geschichten und Schicksale. Durch die Schauspielerei ist es mir möglich vieles, was in meinem eigenen Leben keinen Platz hat, trotzdem zu erleben und mit der Welt zu teilen. Ich wusste einfach schlicht und ergreifend, dass Schauspiel für mich ein unendlich großes Feld ist, indem ich kreativ, frei, wissbegierig, sensibel, stark, lustig, in kurz: alles sein konnte, was ich bin und sein kann.

Allein schon, dass mir gerade buchstäblich sprudelnd unendlich Vieles einfällt, was ich zu dieser Entscheidung, sagen könnte, zeigt mir, die "richtige Wahl" getroffen zu haben. Was will man mehr als kreativer, lebenshungriger Mensch, als einen Beruf der Ideen und Wünsche sowohl verwirklicht als auch neue schafft? :)

2. Wie kam es dazu, auch als Synchronsprecherin zu arbeiten?

Damit fing es eigentlich so richtig an. Erst nach dem Abitur wurde mir klar, dass eine Vernunftsentscheidung etwas "Anständiges" zu studieren für mich nicht richtig wär, bevor ich nicht wenigstens versucht hätte, meine Träume zu verwirklichen. Also fing ich an. Und mein Weg führte mich zufällig gleich zu Anfang in ein Synchronstudio. Dann ging es irgendwie recht schnell und ich hatte die Möglichkeit tolle Rollen zu sprechen. Es macht mir einfach unglaublich viel Spaß. So vielen Rollen ein Teil von mir zu geben, mit der Stimme und Emotionen zu arbeiten und diese Dinge auch unter sehr technischen Bedingungen einsetzen zu lernen, ist der Wahnsinn. Diese Liebe scheint einigen Leuten aufgefallen zu sein, sodass es ihnen auch Freude macht, mit mir zu arbeiten. Von dem Geld, was ich künftig damit verdiente, begann ich wiederum dann Unterricht zu nehmen...

3. Inwieweit unterscheiden sich die beiden Berufsfelder?

Hui, in vielen Punkten und in vielen auch nicht. Im Schauspiel hab ich natürlich die Möglichkeit die Figur komplett zu spielen - also buchstäblich mit Haut und Haar - und kann sie gänzlich selbst anlegen und gestalten. Im Synchron kann ich zwar noch Einiges einbringen, bin aber offensichtlich an das schon Bestehende und von der entsprecheneden Person Angelegte gebunden. Zudem ist es sehr technisch. Selbst wenn ich in die Situation und Emotion eintauche und beispielsweise weinen muss, bleibt mir trotzdem nichts anderes übrig, als es auf das Gesicht, die Bewegungen, Atmer usw. der Person auf dem Bildschirm anzupassen. Allerdings kann ich im Synchron Rollen spielen, die ich im realen Leben nie verkörpern könnte. Beispiele: Kleine Jungs, Kinder generell, Zeichentrickfiguren und vieles mehr.

Im Synchron kann ich mich nicht vorbereiten, höchstens mal den Film vorher sehen, was schon selten ist. Ich muss also sehr schnell sehr vieles aufnehmen und umsetzen können. Im Schauspiel genieße ich es, Proben haben zu können oder mich zumindest vorher vorbereiten zu können und generell freier zu sein.

Bei beidem ist die Stimme wichtig, ehrliches Spiel, Rhythmus und Fantasie. Außerdem würde ich jedem Fernsehschauspieler raten, sich mit Synchron vertraut zu machen. Denn so häufig muss man sich selbst synchronisieren, doch gute Arbeit leisten dort leider erstaunlich wenige und berauben sich somit selbst vieler schöner Farben.

4. Stehen Sie lieber auf der Bühne oder vor der Kamera?

Ich stehe nun derzeit das erste Mal auf einer richtig großen Bühne mit einem Musical am Potsdamer Platz in Berlin und genieße es sehr. Die Körperlichkeit ist toll, vor einem Pubikum zu spielen und einen Bogen von Anfang bis Ende durchzuspielen. Das macht unglaublich Spaß. Aber ich liebe auch die Arbeit vor der Kamera. Sie ist einerseits technischer, da man viele einzelne Stücke meist in unchronologischer Reihenfolge dreht und es selten Proben gibt. Somit muss die Vorarbeit zu Hause geleistet werden. Aber es fasziniert mich, Leuten ins Gesicht zu schauen, sie reagieren und handeln zu sehen und die kleinsten Kleinigkeiten bemerken zu können. Dafür ist Film beispielsweise natürlich klasse. Lange Rede, kurzer Sinn: Beiders ist unglaublich spannend und ich möchte sowohl das eine als auch das andere immer besser kennenlernen!

5. An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?

Ich bin ein kleiner "Workerholic". Es kommt schon sehr oft vor, dass ich 15 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche arbeite. Da ich aber auch ein Familientier bin, mach ich meistens die Nacht zum Tag, um auch noch Zeit für mich und meinen Freund und andere private Dinge zu haben. Wie eigentlich immer synchronisiere ich gerade sehr viel. Ich habe gerade die Arbeit an einem Kinofilm beendet, indem ich Dianna Agron wieder gesprochen habe.

Ich spreche diverse Serien, unter anderem kommende Woche auch wieder "Glee". Zudem bin ich in einem Meisner-Technik-Jahresprogramm, wo ich mich drei Mal die Woche fortbilde. Außerdem spiele ich ja wie gesagt gerade im Udo Lindenberg Musical "Hinterm Horizont" mit, als Zweitbesetzung der Hauptrolle- des berühmten Mädchen aus Ostberlin. Das Angebot kam kurz vor Probenbeginn. Man hatte anscheinend schon sehr lange nach der Zweitbesetzung gesucht und ich freue mich nun sehr über diese neue Erfahrung. Bleibt abzuwarten, was ich dieses Jahr noch so drehen darf :)!

6. Was würden Sie jemandem raten, der gerne Schauspieler/Schauspielerin werden möchte?

Schauspiel ist etwas Kreatives. Nicht für jeden muss es ein Beruf werden. Man kann auch einfach eine kleine Laientheatergruppe gründen und sich austoben. Für jemanden, der es ernsthaft zum Beruf machen möchte, würde ich sagen: Wenn Du es liebst, investiere in Ausbildung, suche nach dem, was dich füllt und dich unterstützt. Spiele, nimm es in die eigene Hand und sei selbst aktiv, denn manchmal muss man sehr lange warten, bis einen jemand besetzt. Und warum sich nicht selbst inszenieren, ausprobieren...? Bleibe am Ball, sammle Erfahrungen, lerne dich und die Welt kennen und sitz nicht depressiv und faul rum sondern verfolge deinen Traum!

7. Wie weit sind Sie mit der Synchronisation der Serie "Glee"?

Oh, da bin ich mir gar nicht sicher. Ich könnte sagen, was wir inhaltlich schon behandelt haben, aber das darf ich ja nicht ;)! Ich werde mal darauf achten, wenn ich wieder im Atelier stehe!

8. Kennen Sie die Serie "Glee" oder beschäftigen Sie sich nur mit den Szenen, die man synchronisiert?

Beim Synchronisieren ist es sehr selten, dass man die ganzen Szenen, geschweige denn die komplette Serie bzw. den ganzen Film sieht. Bei manchen Kinofilmen wird man zu einem Sichtungtermin eingeladen. Wenn man das Glück hat und eine Serie ist schon in den USA auf DVD erhältlich, kann man es sich vorher ansehen. Wenn nicht, dann beschränkt sich die Kenntnis auf die einzelnen Sequenzen, in denen deine Rolle vorkommt. Ich möchte "Glee" sehr sehr gern noch komplett sehen, kenne aber bislang nur Ausschnitte.

9. Bekommt man beim Synchronisieren Lust, die Rolle auch vor der Kamera zu übernehmen?

OOOOHH JAAA! Nun hab ich ja das Glück auch immer wieder selbst zu spielen! Aber natürlich fänd ich es großartig in nem Hollywoodstreifen nicht "nur" zu sprechen, sondern selbst mitzuwirken oder in ner coolen Serie wie Glee, 'ner Co-Produktion... Mein Englisch ist sehr gut, also mal sehen, was noch so auf mich zukommt ;oP...

10. Inwieweit ändert sich das eigene Leben, wenn man in einer großen Rolle vor der Kamera stand, wie es zum Beispiel als Rapunzel der Fall war?

Ich habe einfach eine weitere Erfahrung in meinem Leben, an der ich mich freuen und aus der ich lernen kann. Gerade mit einem Märchen hat man natürlich etwas, was sich auch viele Menschen gern immer wieder ansehen, wenn es ihnen gefällt. Meine Nichten sagen zum Beispiel oft heute noch - nach gut einem Jahr - "Rapunzel" zu mir, weil sie mich darin so mochten. Das ist einfach schön, wenn man Leute mit seiner Erzählung einer Geschichte begeistern kann und je mehr dieser Momente man erschaffen kann, desto besser :)!

11. Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesteckt?

Ich möchte noch mehr über meinen Beruf lernen, durch Praxiserfahrungen, durch Unterricht und waches Erleben. Ich möchte gern vielschichtige, ehrliche, emotionale Rollen spielen, in liebevoll angegangenen Fernsehprojekten, Independent-Produktionen, Theaterstücken und sehr gern auch mal im Kinobereich!

12. myFanbase ist eine Website, die sich Fernsehserien widmet. Haben Sie eine Lieblingsserie?

Ich bin ein Serienjunkie! Ich gucke zwar fast kein Fernsehen, aber viiiele DVDs, wenn ich nachts nach Hause komme und mit meinem Freund noch mal entspanne. Darunter eben einige Serien - meist muss ich gestehen auf Englisch! "Dexter" find ich toll, "Ally McBeal" (tolle Synchro!), "Friends", "Supernatural", aber auch "Berlin Berlin" fand ich toll gemacht, um mal etwas Deutsches zu nennen. Ich finde hier kein Ende, fragt mich lieber, was mir nicht gefällt ;)...

Emil Groth - myFanbase