Bewertung

Review: #1.02 Die Stripperin

Foto: Julianna Margulies, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies, Good Wife
© Paramount Pictures

Nachdem wir in der ersten Episode erfahren haben, dass Alicias Mann Peter nach einigen Skandalen nun im Gefängnis sitzt, erfahren wir in dieser Episode etwas mehr darüber, was es damit auf sich hat und wie Alicia damit umgeht. Natürlich handelt die gesamte Serie in gewisser Weise davon, wie Alicia mit all den ans Licht gekommenen Informationen über Peters Ehebruch und den Korruptionsvorwürfen umgeht, aber gerade zu Beginn der Serie ist der Einstieg in dieses Thema schwierig. Deshalb ist es gut, dass die Serienmacher Alicias Verarbeitung des Geschehenen und ihre Erfahrungen an ihre Fälle in der Kanzlei knüpft. Das ist vielleicht nicht das innovativste Stilmittel, aber hilft dem Zuschauer, sich in die Serie einzufinden.

Was mir an der Verknüpfung aus dem Fall der Woche – eine Stripperin verklagt einen der reichsten Männer der Stadt, weil er sie vergewaltigt haben soll – und Alicias Leben besonders gut gefallen hat, ist, dass es in beiden Richtungen Überschneidungen gibt. Zum einen muss Alicia erkennen, dass sie sich nicht vor den ans Licht gekommenen Informationen über Peters Leben verschließen darf. Sie muss damit beginnen, diese zu verarbeiten und das funktioniert nur, wenn sie sich damit konfrontiert und sie nicht komplett abblockt. Das bedeutet jedoch auch, dass sie noch mehr darüber nachdenken muss, was sie immer weiter an ihrer gesamten Ehe und allen Aussagen Peters zweifeln lässt. Zum anderen kann sie ihre Erfahrungen aus dieser persönlichen Lebenskrise als gute Ratschläge an ihre Mandantin weitergeben. Sie weiß, was es bedeutet, wenn das eigene Leben durch die Presse gezogen wird, und rät ihr, wie sie sich verhalten kann, um die ganze Sache nicht zu sehr an sich herankommen zu lassen. In diesen Situationen wirkt sie stark, obwohl sie innerlich immer wieder zweifelt, wie man in anderen Szenen sieht. Alicia hat sowohl etwas mütterliches und führsorgliches an sich – was auch durch ihren Altersunterschied zu ihren Kollegen in ähnlichen Positionen immer wieder verdeutlicht wird – zugleich strahlt sie aber auch eine ziemliche Autorität aus. Man kann ihr vertrauen und schon an ihrem Auftreten erkennen, dass sie sich für einen einsetzt, was sich wohl auch positiv auf das Vertrauen ihrer Mandanten in sie auswirkt.

Diese Kraft und Ausstrahlung, die Alicia hat, wirkt sich auch toll auf die Konfrontationen zwischen ihr und Glenn Childs, Peters Nachfolger als oberster Staatsanwalt, aus. Bereits in der ersten Folge musste er sehen, dass sie sich nicht so leicht von ihm einschüchtern lässt und auch diesmal muss er erkennen, dass sie vielleicht mehr drauf hat, als er im ersten Moment von ihr erwartet hat. Sie ist eben nicht nur die Ehefrau des ehemaligen obersten Staatsanwalts, sondern hat auch selbst einiges auf dem Kasten, was viele nach ihrer jahrelangen Abwesenheit im Berufsleben vielleicht nicht mehr zugetraut hätten.

Abseits von Alicias Arbeit scheinen ihre beiden Kinder Grace und Zach hier vielleicht etwas kurz zu kommen, doch das soll sicher nicht so bleiben. In dieser Folge gelangen sie an Fotos, die ihren Vater mit einer oder mehreren Prostituierten zeigt und die sie ihrer Mutter nicht zeigen wollen. Man merkt ihnen an, dass die ganze Sache nicht spurlos an ihnen vorübergegangen ist. Wie sollte es auch, hat sich doch ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Doch sie wollen ihre Mutter beschützen, die ähnlich gelitten hat wie sie und sie wollen wahrscheinlich auf ihre eigene Art und Weise verstehen, was vor sich geht. Ein bisschen hat man als Zuschauer den Eindruck, als sei man auf einem ähnlichen Wissenstand wie Zach und Grace. Man weiß, dass Peter eine Affäre hatte und dass er wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis sitzt. Alicia muss wieder arbeiten, um die Familie zu ernähren und dafür sind sie in die Stadt gezogen und haben ihr altes Leben (Haus, Privatschule etc.) hinter sich gelassen, ob sie wollten oder nicht. Da tauchen plötzlich diese Fotos auf, bei denen Zach feststellt, dass sie retuschiert wurden. Man wittert also eine Art Verschwörung, aber vielleicht interpretiere ich da auch zuviel hinein.

Fazit

Diese Folge ist ähnlich wie der Pilot noch als eine Art Einstieg gedacht, der ein paar Nebencharaktere ins Boot holt, weitere Elemente zur großen Rahmenhandlung hinzufügt und damit ein paar Puzzleteilchen mehr liefert. Zudem zeigt sie, dass Alicia in der Hackordnung offiziell vielleicht weiter unten in der Kanzlei eingestiegen ist, durch ihre Freundschaft zu Will Gardner aber schnell einige Pluspunkte sammeln kann. Das fällt natürlich auch Cary Agos auf und auch wenn diese berufliche Rivalität hier erst angedeutet wird, wird es sicher bald zu einem wichtigen Thema. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es zwischen den beiden und insgesamt mit den angerissenen Storylines weitergeht. Ich hoffe, dass die Serienmacher daran festhalten, nicht nur einen Fall der Woche zu präsentieren, sondern diesen auch weiterhin geschickt mit der Rahmenhandlung zu verknüpfen.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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