Bewertung

Review: #1.01 Die Frau des Staatsanwalts

Foto: Julianna Margulies & Chris Noth, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies & Chris Noth, Good Wife
© Paramount Pictures

Wieder ein Anwaltsdrama? Mit Julianna Margulies, die aufgrund der vorzeitigen Absetzung lediglich sechs Episoden lang in einem anderen Anwaltsdrama, "Canterbury's Law", zu sehen war? Mit Michelle und Robert King, die sich beide für "In Justice", ein ebenfalls nur wenige Folgen laufendes, natürlich, Anwaltsdrama, verantwortlich zeichnen? Kann das wirklich gut gehen? Ja, das kann es. In Anbetracht des Lobes, das der Serie von allen Seiten entgegen gebracht wird, ist das vielleicht nicht überraschend. Damals, als vor einem knappen halben Jahr die ersten äußerst positiven Meinungen Internetplattformen füllten, war es das aber mit Sicherheit.

Vielleicht war es tatsächlich nur ein Zufall, dass "Good Wife" im Mai 2008, kurz nachdem der ehemalige Gouverneur New Yorks, Eliot Spitzer, seinen Posten aufgrund eines Prostitutionsskandals räumte, zum ersten Mal vom Ehepaar King beworben wurde. Eines jedoch ist klar: Nicht nur aufgrund der gekonnten Integration zahlreicher aktueller Vorkommnisse, die an ein derartiges Ereignis erinnern, ist der Pilot von "Good Wife" so gut geworden. Allein anhand des Plots hätte man eigentlich einen öden Film der Woche auf dem Frauensender Lifetime erwartet, doch indem viele Dinge richtig gemacht wurden, hat man sich glücklicherweise sehr rasch davon entfernt.

Das ist zum einen der interessanten Ausgangssituation zu verdanken. Chris Noth als inhaftierter Ex-Generalstaatsanwalt ist eben doch nicht das Böse selbst, sondern durchaus ein Bauernopfer viel größerer politischer Ambitionen, ein Aspekt, der sicherlich in den folgenden Episoden thematisiert wird und einen roten Faden für eine Serie bildet, die sich höchstwahrscheinlich als Procedural zu etablieren versucht. Durch die stark serielle Hintergrundhandlung ist dennoch dafür gesorgt, dass die einzelnen Charaktere sich entsprechend weiterentwickeln können.

Es bleibt daher definitiv interessant, wie es Alicia Florrick und Co. ergeht, vor allem da bereits im Piloten durch einige kleine Szenen und Einstellungen ein Grundstein für eine für Procedurals ungewöhnlich interessante Charakterdarstellung gelegt wurde. Es wäre viel zu einfach gewesen, Alicia als naives Frauchen von Peter zu zeigen, das nur darauf wartet, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird, ebenso wie es nicht gerade für Vielschichtigkeit gesorgt hätte, wenn sie eine immerzu starke und unabhängige Frau gewesen wäre, die sich problemlos von ihrem Ehemann lösen kann. Dass Julianna Margulies durchaus fähig ist, jemanden darzustellen, der unterschiedliche Facetten aufweist und sowohl stark als auch trotzdem ängstlich und verunsichert sein kann, hat sie in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Hier hat sie nun also die Gelegenheit, es einmal wieder zu zeigen, und macht ihre Sache überaus gut. Chris Noth muss beweisen, dass er aus dem Schatten seiner geradezu übermächtigen Figur des Mr. Big treten kann, die Zutaten dafür sind da. Dazu gesellen sich die eigentlich immer großartige Christine Baranski und ein in "In Treatment" toll aufgelegter Josh Charles. Die große Überraschung ist Archie Panjabi, die mit ihrer teilweise etwas eigenwilligen Art für eine tolle Dynamik innerhalb der Serie und einige Lacher sorgt. Wozu Matt Czuchry bzw. seine Figur Cary fähig ist, muss sich noch beweisen. Es scheint aber glücklicherweise darauf hinauszulaufen, dass er viel mehr sein wird als der verwöhnte Schönling. Im Piloten außerdem überzeugt haben die beiden Gastdarsteller David Paymer und Titus Welliver.

Doch letzten Endes ist "Good Wife" ein Anwaltsdrama und muss als solches Woche für Woche beweisen, dass es interessante Fälle aufbieten kann. Für den Piloten ist das mit Sicherheit gelungen, hat man es doch geschafft, einen abwechslungsreichen, emotionalen und spannenden Fall darzubringen.

Fazit

"Good Wife" ist aufgrund der Vorschlusslorbeeren vielleicht nicht mehr die große Überraschung der Season 2009/2010, dennoch ist beachtenswert, wie man mit eindringlicher Charakterzeichnung, spannenden Fällen und gut pointiertem Humor ein derart aussichtsreiches Procedural schaffen kann, noch zudem im mittlerweile ausgelutschten Genre des Anwaltsdramas.

Andreas K. - myFanbase

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