Bewertung

Review: #1.21 Ausgeschaltet

Foto: Archie Panjabi, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Archie Panjabi, Good Wife
© Paramount Pictures

Bis zur letzten Folge war ich durchweg positiv auf "Good Wife" eingestimmt, doch da #1.20 Der Scheinprozess so ernüchternd war, wusste ich nicht recht, worauf ich mich nun einzustellen hatte. Doch es scheint, als wäre die letzte Episode für's Erste nur ein Ausrutscher gewesen zu sein, denn #1.21 Ausgeschaltet präsentiert einen Höhepunkt, mit dem ich erst im Finale gerechnet hatte.

Es hat mir gut gefallen, dass wir in dieser Episode mal etwas genauer gesehen haben, wie Kalinda so an ihre Informationen gelangt. Zwar wurde sie schon ab und zu durch kleine Bestechungen oder Flirts eingebunden, aber bisher hat man nie gesehen, wie weit sie tatsächlich gehen würde. Ich find es ein bisschen erschreckend, dass sie mit dem Polizisten schläft, obwohl sie scheinbar kein Interesse an ihm hat. Vielleicht kann sie ihre Gefühlswelt ja wirklich so verstecken, dass man hier nicht merkt, dass sie gerne etwas mit dem Polizisten hätte. Aber auf mich wirkt es so, als wolle sie wirklich nur an Informationen herankommen und schläft im Gegenzug dafür mit Detective Burton. Vielleicht hat es ihr ja auch ein bisschen geschmeichelt, dass er durchs halbe Land gefahren ist, weil er an sie denken musste. Aber falls ja, hat sie dazu auf jeden Fall bis auf den Kuss keine Gefühlsregungen gezeigt. Und den Kuss könnte man halt auch so deuten, dass sie ihn als Dankeschön geküsst hat, weil er ihr schmeicheln wollte. So richtig nachvollziehbar ist das hier für mich nicht, aber ich finde es gut, dass wir etwas mehr über Kalindas Leben erfahren.

Neben Kalindas Handlungsfaden, den ich mit gemischten Gefühlen betrachtet habe, gab es auch diesmal wieder einen Fall der Woche. In letzter Zeit empfinde ich diese Fälle der Woche schon eher als störend. Anfangs wurden hier immerhin noch Parallelen zu Alicias Leben oder Situation gezogen, aber das fällt inzwischen fast völlig weg. So war es auch diesmal eher störend, dass hier um Leben oder Tod eines Rockstars gestritten wurde, wenn es doch viel interessantere Geschichten zwischen den Charakteren zu erzählen gäbe. Natürlich kann man hier argumentieren, dass es zu einer Anwaltsserie eben dazu gehört und private Probleme hinter den Arbeitsalltag zurück gestellt werden müssen, aber dennoch könnte man das aus storytechnischer Sicht eben angenehmer miteinander verknüpfen. Vielleicht ist das den Drehbuchautoren selbst auch schon aufgefallen und so kommt es vielleicht nicht von ungefähr, dass der potentielle dritte Partner für die Kanzlei, Vernon Jordan, meint, dass es der Kanzlei an Profil fehlt. Auch mir ist bereits aufgefallen, dass man hier bunt verschiedene Rechtsgebiete durcheinander mischt: Man vertritt sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen, zieht vor's Strafgereicht, Familiengericht oder sogar Militärgericht. Man mag es vielleicht auf die Finanzkrise und die finanziellen Schwierigkeiten der Kanzlei schieben, dass man jeden möglichen Fall annimmt, aber irgendwie fehlt mir hier der rote Faden. Es scheint, als wollten die Autoren möglichst kein Rechtsgebiet ausschließen, um genügend spannende Fälle erzählen zu können. Aber mal schauen, ob sich Will und Diane durch diesen Wink mit dem Zaunpfahl dazu durchringen, ihrer Kanzlei ein neues Profil zu geben und sich mehr zu spezialisieren. Da einige Entlassungen vor der Tür stehen, ließe sich das vielleicht gut miteinander verbinden.

Abseits dieser kleineren Nebenschauplätze ging es in dieser Episode natürlich vor allem darum, wer nun das Rennen macht: Cary oder Alicia. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass diese Entscheidung tatsächlich schon in dieser Folge fällt. Immerhin vertröstet man uns ja bereits seit einigen Wochen, dass die Entscheidung bald gefällt wird, ohne wirklich Andeutungen zu machen, wer die größeren Chancen hat, übernommen zu werden. Das geschieht in dieser Episode dann aber auf einmal sehr direkt. Diane sagt genau, was passieren muss, damit Alicia in der Kanzlei weiterarbeiten kann. Und die greift zu diesen Mitteln, auch wenn es ihr widerstrebt, ihre Beziehungen einzusetzen. Immerhin hat sie an ihrem Mann gesehen, wohin sowas führen kann. Alicia selbst ist da eigentlich nicht der Typ für. Wobei Eli hier auch festhält, dass das alle von sich sagen. Wir sehen aber auch, warum Alicia soweit geht, ihre eigenen Prinzipien zu verraten. Sie hat einen Berg Rechnugnen vor sich liegen und weiß nicht, wie sie ihre Familie über Wasser halten soll, wenn sie ihren Job verliert. Als sie deshalb sogar anfängt zu weinen, merkt man, dass großer Druck auf ihr lastet. Das war mir bisher nicht so bewusst, da wir sie immer als starke Frau erlebt haben, die zwar viel durchgemacht, aber es auch irgendwie immer auf die Reihe bekommen hat. Wir kennen sie seit Beginn der Serie nur so, aber müssen dabei auch bedenken, dass sie vor etwa einem Jahr noch ein ganz anderes Leben geführt hat und selbst keine solche Verantwortung getragen hat. Nun droht sie zurückgeworfen zu werden. Doch eben weil sie sich ein wenig mit Eli Gold verbündet und damit Lockhart/Gardner einen wichtigen neuen Mandanten beschafft, behält sie ihren Job und muss mit ansehen, wie Cary wütend von dannen zieht.

Ich werde Cary vermissen und hoffe sehr, dass die Autoren einen Weg finden, ihn weiterhin in die Serie einzubinden. Vielleicht sieht man ihn das ein oder andere Mal als Vertreter der gegnerischen Partei oder Lockhart Gardner erfährt durch die neuen Mandanten einen finanziellen Aufschwung und kann Cary zurückholen. So wütend, wie er da in den letzten Momenten zu sehen war, war das hoffentlich nicht das letzte, was wir von ihm gesehen haben.

Fazit

Die Entscheidung ist gefallen und ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass es jetzt schon soweit ist. Was bleibt denn da noch für das Finale übrig? Ach ja, Peter... So wie Eli es ankündigt, bereitet man sich wohl auf dessen neue Kandidatur vor. Da Peter in dieser und in der letzten Episode aber kaum zu sehen war, wirkt es für mich auch irgendwie fehl am Platz. Peter ist mir nicht präsent genug, als dass es plötzlich wieder nur noch um ihn gehen soll. Ich hoffe mir doch sehr, dass sich die Autoren auch für Alicia noch einen Höhepunkt zum Staffelende ausdenken, denn irgendwie ist durch die Frage, wer den Job bei Lockhart/Gardner behält, jetzt erstmal die Luft raus.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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