Bewertung

Review: #16.04 Vom Himmel gefallen

Foto: Camilla Luddington, Grey's Anatomy - Copyright: 2020 ABC Studios; ABC/Gilles Mingasson
Camilla Luddington, Grey's Anatomy
© 2020 ABC Studios; ABC/Gilles Mingasson

Mittlerweile sollte Maggie wohl ihr Fachgebiet wechseln: Es ist die dritte Schwangerschaft hintereinander, die sie entweder als Erste diagnostiziert oder von der sie als einzige weiß. Bailey darf sich zusätzlich aber noch die Diagnose Premenopause gefallen lassen - da kommt auf jeden Fall einiges zusammen. Was ich von der Entscheidung, auch noch Bailey schwanger werden zu lassen, halten soll, weiß ich noch nicht; zu sehr irritiert mich dieser Schwangerschaftsboom der letzten Jahre, in der mindestens eine Ärztin ein Kind erwartet hat. Ein bisschen sympathischer lässt es Bailey dennoch werden: Die Szene, in der sie Ben gegenüber überfordert in Tränen ausbricht, hatte durchaus etwas Anrührendes. Dazu wird sie definitiv eine Risikoschwangerschaft haben und das sind Storylines, die "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" einfach immer beherrscht.

Allerdings dominiert das Drama um Meredith meine generelle Meinung zu Bailey. Klar, Meredith hat eine große Dummheit begangen: Aus ihrem rebellischen Versuch, mit einem Artikel gegen die Missstände im amerikanischen Gesundheitssystem anzukämpfen, ist eine wahre Lawine geworden, die auch das Grey + Sloan Memorial in Mitleidenschaft zieht: Mit einer sehr propagandistischen Überschrift werden die Missstände allesamt dem Krankenhaus zugeschrieben. Im Zuge dessen muss Bailey sich mit entlaufenden Patient*innen, Umwälzungen in der Krankenhaushierarchie (Glückwunsch, Andrew!) und spekulierenden Ärzt*innen auseinandersetzen. Mein Mitleid mit Bailey hält sich dennoch in Grenzen: Ihre Aussagen Meredith gegenüber waren alles andere als korrekt und haben nur weiteres schlechtes Licht auf sie geworfen - oder muss ich an ihr gemeines Verhalten Meredith gegenüber in der Alzheimergeschichte erinnern? Oder an ihre generelle Selbstgerechtigkeit, der Meredith mehr als einmal zum Opfer fiel?

Aber auch Meredith kann sich nicht mit Ruhm bekleckern. Erneut muss ich das Wort "Selbstgerechtigkeit" verwenden, denn Merediths fahrlässiges Verlassen ihres gemeinnützigen Dienstes, nur um sich Bailey gegenüber zu erklären, ist zwar einer guten Absicht verschuldet, jedoch allerdings relativ sinnfrei (hat sie denn nichts von Telefonaten oder Mails gehört?!). Da bin ich ganz bei Andrew: Das ist einfach nur selbstzerstörerisch und bringt mehr Probleme für Meredith als notwendig. Zwar halte ich ihre Rebellion für aller ehrenwert, doch leider denkt sie dabei weder an ihre Kinder noch an ihre Beziehungen. Ihre harten Worte Andrew gegenüber sind ebenso mehr als ungerecht: Im Prinzip stellt sie die Beziehung in Frage, weil Andrew aus Sorge und den Wunsch, sie zu beschützen, auch mal eben ihr Verhalten kritisiert. Wir steuern damit wohl auf die erste Beziehungskrise der beiden zu. Interessanterweise ziehe ich die ganze Zeit Rückschlüsse auf Merediths Beziehung mit Derek und finde, dass sich im Prinzip die Rollen gewechselt haben: Wo Derek durch seine Arroganz Meredith seine Unterstützung immer wieder entzog und sich ihr häufig gegenüber verhielt, wie er wollte, ist es nun Meredith selbst, die von Andrew absoluten Support verlangt, ohne Rücksicht auf dessen eigene Gefühle. Auch diese Storyline lässt mich skeptisch auf die weiteren Episoden blicken.

Ich muss mich leider wiederholen, denn auch Tom und Jackson weisen eine solche Arroganz und Selbstgerechtigkeit auf, dass man Merediths Artikel Recht geben möchte und sich fragt, wie in einem solchen Krankenhaus überhaupt etwas funktioniert. Zwar kann ich beide nachvollziehen, aber die Kombination aus Toms fragwürdiger und ausbeuterischer Herangehensweise und Jacksons selbstherrlichen und eigenmächtigen Verhalten, das für mich mehr als deutlich eher von seiner Antipathie Tom als seiner Sorge der kleinen Patientin herrührt, ist sehr schwer zu ertragen. Für mich hinterlässt Schmitt hier den besten Eindruck, der Jackson durchaus klarmacht, dass nicht alle solche Risiken eingehen können und Tom eigentlich eine gute Intention hat. Mir fehlt zurzeit deutlich das Miteinander der Ärzt*innen, das einer Alle-gegen-jeden-Philosophie gewichen ist.

Immerhin wird Tom nicht ganz so schrecklich wie in der letzten Folge dargestellt, denn hey: Er lässt die einstweilige Verfügung gegen Owen fallen. Aber natürlich muss auch Owen in dem allgemeinen Hahnenkampf am Krankenhaus mitmischen und wechselt kurzerhand ans Pacific Northwest. Wenn das so weitergeht, arbeiten schlussendlich alle Ärzt*innen am Pac North und die Serie erlebt ein wahres "Soft Reboot". Warum die Autor*innen dabei allerdings immer noch lieber zeigen, wie dieses Krankenhaus trotz Alex und Webber weiterhin den Bach runtergeht, anstatt dass man endlich die angekündigten Änderungen sieht, ist mir schleierhaft. Auch das spielt ironischerweise Merediths Artikel in die Hände.

Es gab natürlich kleine Lichtpunkte: Amelia und Link streiten sich mittlerweile mit Jo und Alex um den Preis des schönste Paares der Staffel. Das Glück dieser beiden Paare lässt mich kurzzeitig die sonstigen Storylines vergessen und gerade Links unglaublich süße Liebeserklärung hat für mich vieles wieder gut gemacht. Dazu freuen mich Kleinigkeiten, wie Maggies Professionalität, ihre Szenen mit Amelia oder auch die Szene um die Assistenzärzt*innen, die zurzeit deutlich zu kurz kommen. Die Frage ist jedoch bloß: Wie lange reichen solche kleinen Lichtpunkte aus, um meine generelle Skepsis der Serie gegenüber auszugleichen?

Lux H. - myFanbase

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