Zwischen Herzschmerz, OP-Hektik und weiteren Problemen - Review Staffel 4

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Nachdem die dritte Staffel mit einem absoluten Fausthieb ins Gesicht endete und wirklich alles "It’s over... So over" schien, als Burke Cristina am Traualtar stehen ließ, Meredith und Derek sich erneut getrennt haben, Izzie, naja, Izzie einfach zu sehr sie selbst war und die Sorgen wie ein Schwamm aufgesogen hat, Alex erkannt hat, dass er um Ava kämpfen muss und Addison keinen Grund mehr gesehen hat, in Seattle zu bleiben, dachte man, es könnte nicht schlimmer kommen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte noch niemand Staffel vier gesehen...

Eigentlich versprach uns Shonda Rhimes mit der mittlerweile vierten Staffel von "Grey's Anatomy" eine spannende und ereignisreiche Season mit viel Humor. Tja, ereignisreich war sie auf jeden Fall und humorvoll auch, aber liege ich falsch, wenn ich behaupte, dass die vierte Staffel langweilig war und auch gut an den "Erfolg" der dritten Staffel anschließen kann? Staffel vier war, um es kurz zu sagen, ein Ringen zwischen mir und dem Fernseher, nicht doch die Taste zu drücken, die den Fernseher ausmacht bzw. der Staffel endlich Einhalt gebietet. Traurige Tatsache. Die Glanzzeiten der Serie schienen bereits vorbei, bis es gegen Ende der Staffel noch einmal einen Aufschwung gab, der mein Serien-Herz höher schlagen ließ.

Nach einer dritten Staffel, die keinesfalls durchwegs 25 Episoden lang meine Sinne berauschte, freute ich mich auf Staffel vier. Zu früh gefreut? Nein, das nun wirklich nicht. Der Staffelauftakt war im Grunde sehr gelungen und hat Freude gemacht und mein Interesse geweckt, wie es in den folgenden Episoden weiter gehen wird. Denn es wurde begonnen, eine interessante Handlung über die Halbschwestern Lexie und Meredith zu spinnen, die sich nicht von Anfang sympathisch finden, und auch eine bestimmte neue Frische kommt der Staffel (anfangs) zu Gute. Auch Meredith und Derek nerven nach ihrem Break Up nicht sonderlich, Izzie und George gehen mit ihrer reichlich missliche Lage eher unbeschwert um und Cristina ist Cristina, der Burkes Abgang vollkommen egal ist – das aber natürlich nur äußerlich.

Doch mit der Zeit haben alle Geschichten begonnen, richtig, richtig zu stinken – nichts wollte mir mehr gefallen. Von den peinlich-lächerlichen Versuchen Lexies, Meredith näher kennen zu lernen, bis hin zu dem ständigen Hin und Her zwischen George und Izzie, nachdem der Sex nicht gerade der Beste war. Oder hätte man doch lieber noch ein wenig Alex und Rebecca Pope alias Ava mit ihrem Techtelmechtel für Unruhe sorgen und verwirren lassen sollen? Nein, Gott bewahre. Das ist doch zu viel des Guten. Dann kommt nebenbei auch noch ein feucht-fröhliches Geständnis von Derek, bei dem er Meredith mitteilt, dass er sie immer noch liebt, er aber dann trotzdem mit der "netten" Sexbeziehung weitermacht und spätestens seit der Doppelfolge mischt sich auch noch eine Krankenschwester namens Rose in die Geschichte ein. Und Rose war einfach nie zum richtigen Zeitpunkt da und sollte meiner Meinung nach gleich von Anfang an wieder in die Anonymität der Krankenschwestern verschwinden.

Doch ist das geschehen? Nein, da muss ich laut auflachen. Und zwar wegen der Autoren, wenn ich mich frage, was sie sich dabei gedacht haben, Rose auftauchen zu lassen. Zum einen bin ich ehrlich entsetzt, zum anderen war es mehr oder weniger klar, dass Rose früher oder später so oder so "nur" der Bremsklotz werden würde, ein so genannter Keil, der zwischen Meredith und Derek getrieben wird. Dass Meredith sich schließlich am Ende der Staffel, auf das ich später noch näher eingehen werde, für Derek entscheiden sollte, war den meisten Fans klar. Warum versucht man also, wie auch schon damals, als Meredith ins Wasser stürzte, unnötig Spannung aufzubauen, wenn man sowieso weiß, dass Meredith wieder zu Derek zurück finden wird/weiterleben wird? Logikfaktor: 0; Spannungsfaktor: Ebenfalls 0!

Das nächste große Problem geht um Alex und seine Rebecca Pope alias Ava. Was sollte das nun bitte, wenn ich fragen darf? Mit etwas mehr Tiefe und Gefühl hätte man der Geschichte nach der reichlich interessant gestalteten und ausgeprägten Story in der dritten Staffel, viel, viel mehr abgewinnen können. Für ein gelegentliches Stelldichein sind beide bereit, aber wenn’s darüber geht, über ihre reichlich (un)interessante Beziehung zu reden, schweigen beide wie ein Grab. Wow, da bleiben mir die Worte und die Spucke weg. Und das meine ich vollkommen ehrlich. Erst als Rebecca(Ava dann auffällt, dass Alex mit Lexie parallel ebenfalls eine Sexbeziehung führt, wird diese hörig und stellt Alex – natürlich, wie könnte es auch anders sein – während des Ausziehens zur Rede.

Erst als dann Ava ins Seattle Grace Hospital einkehrt, um ausnahmsweise nicht mit Alex zu schlafen, und ihm verkündet, ohne sich Gedanken über ihren Mann zu machen, dass sie schwanger ist, wurde es schließlich interessanter. Dass sie sich keine Gedanken über ihren Mann macht, wird später geklärt, nachdem Izzie herausfindet, dass Ava nicht schwanger ist, sondern an einer Krankheit leidet. Schließlich unternimmt Ava auch noch einen Selbstmordversuch, der jedoch scheitert und Alex schließlich erkennen lässt, dass er sich nicht weiter um Rebecca kümmern kann, die schließlich in die Psychiatrie kommt. Zum Staffelfinale hin gab es damit noch einmal eine gute, überraschende Wendung, die auch das Positive der ganzen, anfangs noch netten Geschichte (ich spreche hier aber von Staffel drei!) zu einem interessanten, nicht erwarteten Ende bringt. Man hätte es trotzdem besser machen können.

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