Review: #1.08 Sieben Minuten bis Mitternacht
Dem Schicksal entfliehen?
"Die Erde ist groß – groß genug, dass du denkst, du könntest dich vor allem verstecken. Vor dem Schicksal, vor Gott – wenn du nur einen Platz finden könntest, der weit genug weg ist. Also rennst du. Zum Ende der Welt, wo alles wieder sicher ist, ruhig und warm. Der Trost salziger Luft. Den Frieden der Gefahr zurücklassend. Der Luxus, zu trauern. Und vielleicht für einen Moment glaubst du, dass du allem entflohen bist."
Ich muss gestehen, Mohinders Einleitungen haben es mir angetan. Diese tiefgründigen und philosophischen Gedanken, die Mohinder aus dem Voice-Over spricht, leiten perfekt jede einzelne Episode ein, bereiten den Zuschauer auf die Episode vor, schaffen diese großartige "Heroes" Stimmung.
Eines ist klar: Seinem Schicksal entfliehen kann keiner. Jede möchte es, keiner kann es. Selbst wenn man für einen Augenblick glaubt, man wäre allem entkommen, holt einen das Schicksal immer wieder ein – so auch Mohinder, der in dieser Folge im Mittelpunkt steht.
Familienprobleme, Teil 4: die Sureshs
Endlich bekommen wir in #1.08 Sieben Minuten bis Mitternacht einen tieferen Einblick in das Leben Mohinders, der für mich seit Beginn der Serie einer der interessantesten Charaktere darstellt. Obwohl Mohinder kein Hero zu sein scheint, so ist er über seinen verstorbenen Vater doch eng mit dem Schicksal der anderen Heroes verbunden. Nach seinem erfolglosen Trip nach New York, ist er nun wieder in seine Heimat Indien zurückgekehrt, um seinen Vater beizusetzen (eine tolle Anfangsszene!). Von Anfang an wird klar, dass Mohinder in einem Zwiespalt steckt: Einerseits treibt ihn die Neugier dazu, sich mit den Theorien seines Vaters weiterhin zu befassen, andererseits ist da zu viel Enttäuschung über seinen Vater und der Wunsch nach Normalität, die Mohinder dazu treiben, alles beruhen lassen zu wollen. Symbol dieser Zerrissenheit ist der Computer mit den Codes, den Mohinder einfach nicht ausschalten kann.
Die Autoren schaffen es auf großartige Weise, uns Szenen aus dem Familienleben der Sureshs zu zeigen: Sie machen es mithilfe von Träumen, die sich schließlich als von einem indischen Jungen gelenkte Träume herausstellen. So sehen wir, wie schwer es Mohinder mit seinem Vater gehabt hatte und erfahren zusammen mit ihm, dass er eine Schwester namens Shanti hatte, die offenbar ein Hero war.
Zunächst werden wir auf eine falsche Fährte geführt: Uns wird zwar bald klar, dass Mohinders Träume keine normalen Träume sind, doch zunächst vermutet man, dass Mohinder vielleicht selbst Fähigkeiten entwickelt hat und doch ein Hero ist (da seine Schwester ja einer war). Doch es kommt ganz anders: Ein anderer Hero spukt in seinen Träumen herum, der kleine Junge Sanjog Iyer. Er stellt ein neues Mysterium der Serie dar und dazu noch ein hochinteressantes.
Mohinders Träume sind außerdem Mystery pur und Spannung der Extraklasse: Es läuft einem kalt den Rücken hinunter, als Mohinder plötzlich von einer Szene in die andere geworfen wird und letztendlich in New York den Tod seines eigenen Vaters miterleben muss. Hier erklärt sich dann auch der Titel der Episode: Sylars Uhr bleibt um sieben Minuten vor Mitternacht stehen, als er Chandra Suresh im Taxi brutal ermordet.
Die böse/gute Seite
Genial hinters Licht geführt wurden wir neun Episoden lang, was Hornbrille aka Mr. Bennet betrifft: Bisher ließ man uns in dem Glauben, dass Hornbrille ganz eindeutig zur bösen Seite gehört, sogar der Kopf der Bösen ist und wahrscheinlich auch etwas mit Gehirnschnippler Sylar zu tun hätte – falsch! Auch hier ist nichts einfach schwarz und weiß: Hornbrille ist nicht auf Sylars Seite, sondern versucht sogar, ihn zu stoppen. Dabei spielen natürlich vor allem eigene Interessen mit, denn er ist auf eine fast schon rührende Art besorgt um seine Adoptivtochter Claire. Geht es um ihre Rettung, so greift Mr. Bennet zu allen Mitteln, letztendlich sogar dazu, dass er Isaac wieder mit Drogen voll pumpt, damit dieser die Zukunft malt. Mr. Bennet ist skrupellos, will aber damit das Leben von Claire retten – darf man seine Skrupel über den Haufen werfen, um einen geliebten Menschen zu retten? Eine verzwickte Frage. So ist der Charakter des Mr. Bennet ein ganz großartiger, denn er lässt einen jede Folge mit einer Unentschlossenheit zurück, ob man ihn nun mögen oder hassen soll.
In dem Geheimnis um die Organisation von Hornbrilles böser/guter Seite sind wir auch ein Stück vorangekommen: Tarnung von allem ist die Papierfirma Primatech Paper Co., in deren Keller sich das Zentrum befindet und in den man Isaac gebracht hat, der in der letzten Episode auf mysteriöse Weise verschwunden war. Als linke Hand von Mr. Bennet hat sich mittlerweile Eden McCain herausgestellt (seine rechte Hand ist für mich der Haitianer), die ganz offenbar selbst ein Hero ist – Wow!
Eingespannt in dieses verwirrende Netz um Gut und Böse sind auch Matt Parkman und Theodore Sprague, die in dieser Folge erkennen, dass sie beide dasselbe durchgemacht haben. Matt, angetrieben von der Suche nach Antworten, erfährt, dass es ein Muster gibt: die Markierung auf dem Hals, die plötzlich verstärkten Kräfte, der haitianische Mann. Nun da Ted wieder ausgebrochen ist, dürfen wir weiterhin gespannt sein, wie es weitergeht…
Ein verliebter Hiro
Fabelhaft amüsant waren in dieser Folge mal wieder (wie immer) Hiro und Ando, deren Storyline sich zwar ausschließlich auf das Burnt Toast Diner beschränkte, aber dafür äußerst lustig und spannend zugleich war. Das Diner wird in dieser Folge zu einem wahren Sammelpunkt an Heroes, denn hier haben wir gleich drei auf einem Fleck: Zum einen die sehr sympathische Kellnerin Charlie, dann natürlich Hiro und auch Sylar, den wir zum ersten Mal in Aktion sehen.
Charlie erweist sich als ein außergewöhnlich liebenswerter Charakter, den die Autoren perfekt als weibliches Gegenstück zu Hiro gewählt haben. Sie ist einer von diesen herzensguten Menschen und passt daher perfekt zu Hiro, der ebenfalls keiner Fliege was zu Leide tun könnte. Daher sieht man sich die Szenen zwischen den beiden mit einem breiten Schmunzeln an (Hiro: "I'm sweet!").
Zu einem abrupten Ende dieses Schmunzelns kommt es, als Charlie plötzlich Opfer von Sylar wird. Erneut bleibt einem nichts anderes zu sagen als "Wow!". Und das "Wow!" wird lauter, als Hiro sich entscheidet, eine Zeitreise zu Charlies Rettung zu unternehmen und man schließlich das veränderte Foto an der Pinnwand sieht, das uns am Ende der Episode mit einem Berg an Fragen zurücklässt: Wird Hiro Charlie retten können? Mag er Charlie so gern, dass er kurzerhand länger in der Vergangenheit bleibt, sodass sich alles ändern wird? Wird Hiro je zu Ando zurückkommen?
Fazit: "Wow!"
Mehr bleibt mir nicht zu sagen: Nachdem in den letzten Episoden das Tempo ein wenig rausgenommen wurde, drückt #1.08 Sieben Minuten bis Mitternacht wieder aufs Gaspedal. Trotz der Abwesenheit einiger Heroes ist diese Folge hochspannend und Mystery-geladen. Wow!
Maria Gruber - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Seven Minutes to MidnightErstausstrahlung (US): 13.11.2006
Erstausstrahlung (DE): 21.11.2007
Regie: Paul Edwards
Drehbuch: Tim Kring
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