Bewertung

Review: #1.12 Gottesgabe

Foto: Adrian Pasdar, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Adrian Pasdar, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Are you on the list?

NBC weiß mittlerweile, wie man die Werbetrommel rührt. "Heroes" – das weiß nunmehr jeder und wer es nicht weiß, der sollte sich schämen – ist die Entdeckung der Saison 06/07. Die Quoten in den USA liegen durchschnittlich bei konstanten 15 Millionen Zuschauern, den "People's Choice Award 2007" bekam die Serie auch. Zudem prägte "Heroes" einen neuen Kultslogan: "Save the Cheerlader, Save the World". Da unser Cheerleader, Claire, allerdings gerettet wurde (in #1.09 Heimkehr), musste für den zweiten Teil der Staffel ein neuer Spruch her. Und der lautet: "Are you on the list?"

Die Liste, von der hier die Rede ist, ist Chandra Sureshs Auflistung der ihm bekannten Heroes. Sein Sohn Mohinder besitzt sie nun, entschlossen, diese Leute aufzuspüren und ihnen von ihrer Besonderheit zu erzählen, doch auch Hornbrille aka Mr. Bennet zeigt großes Interesse daran. Noch verhält sich Mr. Bennet ruhig und schiebt Mohinder schlichtweg seine Visitenkarte zu – doch es ist sicher, dass der Kampf um diese Liste gerade erst begonnen hat.

Zwei Wochen später

Zwischen #1.11 Ausgelöscht und #1.12 Gottesgabe sind ganze zwei Wochen vergangen. Hierin liegt – hiermit nehme ich das schon mal vorweg – der einzige Schwachpunkt der Episode. Wieso so ein großer Zeitsprung? Nun gut, in den USA lag zwischen der Ausstrahlung der beiden Folgen eine siebenwöchige Pause, doch so eine große Zeitlücke hätte die Serie nicht nötig gehabt. So werden wir anfangs ein wenig ins kalte Wasser geworfen: Hiro und Ando sind mittlerweile in New York, Claire hat sich mit dem Haitianer zusammengetan, Peter liegt im Koma im Krankenhaus, Niki ist im Gefängnis, Matt hat eine tagelange Beobachtung des Primatech-Paper-Gebäudes hinter sich.

Ein japanisches Schwert und die "Gottesgabe"

Hiro und Ando haben nun ein neues Ziel vor Augen: In New York angekommen, wollen sie jetzt das Schwert finden, das Isaac in #1.11 in Hiros Hand gemalt hatte und das – so glaubt Hiro – helfen wird, die Welt zu retten. Es ist unglaublich amüsant, wie die zwei den Diebstahl angehen, vor allem als sich herausstellt, dass sie ein Duplikat des Schwertes geklaut haben und Hiro geschlagen zum Museum zurückkehrt, um es zurückzugeben. Interessant ist hier jedoch die Verbindung zu Linderman: Er besitzt, laut Simone, das echte Schwert. Somit wird es unvermeidlich zu einer Konfrontation von Hiro und Ando mit dem mysteriösen Linderman kommen und wir dürfen gespannt sein, wie dieser anscheinend schwerreiche und Einfluss habende Mann in der Sache drinsteckt. Wir erinnern uns zurück, dass Linderman nicht nur Nathan unter Druck setzte und Niki das Leben zur Hölle machte, sondern auch viele von Isaacs Bildern gekauft hatte. Und das ominöse Schwert besitzt er auch noch? Kann kein Zufall sein. Linderman spielt meiner Meinung nach eine viel zentralere Rolle als erwartet.

Das Schwert ist es auch, das den Titel der Episode erklärt: "Godsend". Zu Deutsch etwa "Gottesgabe" oder "Geschenk des Himmels". Wir haben nun endlich eine Antwort auf die Frage, was das s-förmige Symbol bedeutet, das es vielfach in der Serie zu entdecken gibt. Und gleichzeitig haben wir wieder das übernatürliche, mysteriöse Element in der Serie. Man stellt die Fähigkeiten der Heroes in Verbindung mit Gott, mit einem höheren Wesen, dem Schicksal. So erzählt Hiro nicht nur die Legende des japanischen Kriegers Takezo Kensei, der mit diesem heiligen Schwert die Kontrolle über seine Kräfte erlangen konnte, sondern auch der Haitianer redet von einem gottgegebenen Geschenk ("What you can do, what I can do — that is God. Respect it accordingly."). Ob dieses Element noch weiter ausgebaut werden wird?

"I don't wanna be alone."

Für Mr. Bennet aka Hornbrille aka Claires Vater hat sich das Blatt in diesen zwei Wochen um 180 Grad gewendet. Seine Tochter weiß nun, dass er sie anlügt und weiß viel mehr, als Mr. Bennet lieb sein würde: nämlich die Wahrheit über ihn. Am Ende von #1.11 hatten wir Claire zuletzt gesehen, wie sie von dem mysteriösen Haitianer festgehalten wurde und er ihr ins Ohr flüsterte, ob sie ein Geheimnis bewahren könne. Der Haitianer hat ihr Gedächtnis also verschont und ihr von den Machenschaften ihres Vaters erzählt – doch warum? Warum verschont er Claire? Aus Sympathie? Oder weil er weiß, dass sie vielleicht noch eine wichtigere Rolle spielen wird?

Claires Leben hat durch das Eingreifen des Haitianers eine krasse Wendung genommen: Nun weiß sie nicht nur die Wahrheit über ihren Vater und seinem Betrug, als er ihr ihre vermeintlichen Adoptiveltern vorstellte (in #1.06 Das zweite Gesicht), sondern sie hat gleichzeitig auch die zwei wichtigsten Vertrauenspersonen in ihrem Leben verloren: ihren Vater und Zach. Schön zu sehen war Claires Bemühen, Zach wieder für sich zu gewinnen und das Wiederaufgreifen der ersten Claire-Zach-Szene aus #1.01 Genesis, als Claire von dem Gerüst sprang. Jetzt wissen wir auch, warum Zach es damals aufnehmen sollte: Claire wollte das Video ihren biologischen Eltern zeigen.

Übrigens: Wer gut aufgepasst hat, wird gesehen haben, dass Claires "Adoptivvater" aus #1.06 derselbe Mann ist, wie der Arzt, mit dem Mr. Bennet über Sylars Gesundheitszustand sprach.

Der unsichtbare Mann, Ted Sprague und die Zukunft

#1.12 stellt uns einen neuen Hero vor: einen unsichtbaren Mann. Es ist Peter, der ihm das erste Mal in seinen komatösen Träumen begegnet und schließlich in der Realität wieder trifft (hierbei stellt sich wieder die Frage, welche Fähigkeiten Peter denn noch besitzt... prophetische Träume scheint er schließlich auch zu haben). Da dieser Invisible Man auch in Peters Traumvision vorkommt, können wir davon ausgehen, dass er noch eine wichtige Bedeutung haben wird.

Mindestens genauso wichtig ist Theodore Sprague, unser bekannter Freund aus den Episoden #1.07 Nichts zu verbergen und #1.08 Sieben Minuten bis Mitternacht, den wir wieder zu sehen bekommen, nachdem er in #1.08 aus der Haft entflohen war. Dass Ted essentiell in dieser Geschichte sein wird, war zwar nicht von vornherein klar, aber doch zu erahnen (Hah! Ich erahnte es bereits in meiner Review zu #1.07). Ted hat die letzten zwei Wochen damit verbracht, in einer Hütte in Nevada (der Bundesstaat, in den Peter übrigens den Flug buchte!) seine Kräfte unter Kontrolle zu bekommen. Wie es scheint, mit Erfolg.

Dennoch bleibt es ungewiss, wie es zur Begegnung zwischen Peter und Ted kommen wird, beziehungsweise, wie die anderen es schaffen können, das zu verhindern. Denn mittlerweile hat sich um Isaac, Hiro und Ando schon eine kleine Gruppe mit Nathan und Simone gebildet. Hiros und Nathans Wiedersehen war großartig ("Whooooosh!"), geschweige denn das Wiedersehen von Simone und Isaac. Hier haben wir ein erstes Zusammenarbeiten von Heroes, die versuchen werden, die Welt zu retten. Jeder trägt ein Stück dazu bei. Simone ist die Verbindung zu Linderman, der das Schwert besitzt, das Hiro braucht; dieser wiederum weiß durch Isaacs Gemälde von der Existenz des Schwerts. Und Nathan ist derjenige, der langsam begreift, dass sein Bruder Peter die Ursache hinter all dem sein wird. Die Verbindungen zwischen den Heroes sind großartig gelungen, die Planung der Scriptwriter ist perfekt. Es ist unglaublich spannend und macht großen Spaß zu sehen, wie sich ein Puzzlestück der Geschichte sich mit dem nächsten fügt. Das ist die Stärke von "Heroes".

"Who needs God when you've got me?"

Dann hätten wir da noch Niki/Jessica, D.L. und Klein-Micah, deren Geschichte viel an Reiz gewonnen hat. Während in den letzten Episoden die Story der Sanders-Familie eher im Abseits lag und scheinbar kaum etwas mit dem hauptsächlichen Storyplot – nämlich die Rettung der Welt – zu tun hatte, ist die Situation nun um einiges interessanter geworden: Nikis innerer Kampf artet immer mehr aus, denn Jessica nutzt ihre Momente der Wut und Unkontrolliertheit, um wieder Überhand zu gewinnen. Ein großes Lob verdient Ali Larter, die in dieser Folge zur Höchstform aufsteigt und die scheinbar schizophrene Niki/Jessica unglaublich überzeugend spielt. Sie wechselt wie auf Knopfdruck zwischen den beiden Persönlichkeiten hin und her. Beeindruckend.

"Pick a number between one... and a million."

Zuletzt ist da noch Matt Parkman, der in dieser Folge eine wichtige Entscheidung trifft: nämlich, seiner Frau die Wahrheit zu sagen. Die letzten zwei Wochen hatte er scheinbar damit verbracht, das Primatech-Paper-Gebäude zu beobachten, in dem Versuch, dem Geheimnis um Sylar und dem Haitianer näher zu kommen – doch vergeblich. Nicht nur hat sich Razzia von Primatech Paper als ein Fehler erwiesen, auch Audrey Hanson hat das Vertrauen in ihn und seine telepathischen Fähigkeiten verloren.

Doch nun entschließt sich Matt dazu, seiner Frau Janice die Wahrheit zu sagen – wird sie ihm glauben und vertrauen? Oder verstoßen? Die Konsequenzen werden wir in der nächsten Folge sehen.

Fazit: Solide und spannend

Auch diese zwölfte Folge von "Heroes" weiß zu überzeugen. Sie ist spannend, unterhaltsam und schafft es mal wieder, den einen oder anderen Gänsehautmoment zu erzeugen. Kein Wunder also, dass wieder knapp 15 Millionen Zuschauer eingeschaltet haben.

Maria Gruber - myFanbase

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