Bewertung

Review: #5.08 13. Juni (2)

Als ich in meinen Reviewnotizen zu #5.08 13. Juni (2) nachsah, um diesen Text zu schreiben, fand ich mit besonderer Häufung den Ausruf SINN??!! stehen, also eigentlich hinter praktisch jedem Absatz. Mal ehrlich: Wie viel Sinn macht das alles hier eigentlich? Irgendwo zwischen Harris' zehntem gescheiterten Versuch, seinen Job richtig zu machen und Caspars Ad-hoc-Entscheidung, mal eben die komplette Persönlichkeit von Nathan/Tommy zu löschen, verlor ich den Spaß an "Heroes Reborn". Es gibt so unfassbar viele Logikbrüche und hingebogene Storytwists, dass man die Sinnhaftigkeit dieses gesamten Unternehmens wirklich ernsthaft infrage stellen muss.

"You stepped on a butterfly." – "You stepped on the biggest butterfly!"

Und das ist richtig schade, hatte der Zweiteiler mit #5.07 13. Juni (1) doch so vielversprechend und unterhaltsam angefangen. Aber dort, wo der erste Teil die Logik noch halbwegs zusammenhalten konnte und vor allem mit tollen Charaktermomenten punktete, verstrickt sich diese Episode in dem Versuch, die einzelnen Storylines alle miteinander zu verbinden. Das gelingt zwar, doch muss man dafür quasi den kompletten Umsturz sämtlicher Storylogik in Kauf nehmen. Die Zeitlinie wird da und dort geändert, wo die Autoren es für nötig halten, was die Sache unfassbar frustrierend macht und den Zuschauer nur noch mit einem hilflosen "Das kann doch nicht wahr sein!" zurücklässt.

Alles beginnt mit Noahs Versuch, Erica Kravid zu erschießen, doch er erwischt sie letztlich nur am Popo (Hand hoch, wer bei dieser Szene nicht herzhaft lachen musste? Niemand? Ha!). Und damit bringt er eine ganze Reihe unvorhergesehener Dinge ins Rollen: Erica erfährt, dass ein Noah aus einer anderen Zeitlinie da ist und schickt Harris, um einen der Noahs zu schnappen. In einem seltenen Moment, der geradezu an ein Wunder grenzt, schafft Harris es tatsächlich, einmal kompetent zu handeln und schnappt sich Noah, um ihn durch Matt Parkman verhören zu lassen. Es bleibt allerdings ein kurzes Vergnügen mit Greg Grunberg, denn – womit wir wieder zurück bei Harris' Inkompetenz wären – der zuvor niedergeschlagene, aber natürlich nicht eingesperrte oder geknebelte oder gefesselte oder irgendwie in Gewahrsam gehaltene Caspar taucht wieder auf, überwältigt Harris und zieht mit Noah von dannen. Natürlich genau in dem Moment, kurz bevor Noah den Standort der Babies preisgeben kann. Noahs Erinnerungen werden von Caspar gelöscht und er wird zurück zu Ground Zero gebracht, wo er seine zukünftige Verlobte kennen lernt – ein nettes Detail, doch im Endeffekt völlig irrelevant, denn wir wissen ja, dass Noah seine Angebetete in spätestens einem Jahr wieder links liegen lassen wird.

Genau dieser "Ach ja, ganz nett, aber eigentlich total egal"-Effekt zieht sich durch die gesamte Folge. Farah und Carlos kannten sich also vom Militär, hatten sogar eine romantische Liaison, aber inwiefern sollte uns das irgendwie berühren? Real-Life-PC-Figur Miko lernte also von ihrem Vater, wie man richtig kocht – aha. Opa-Hiro sagt seinem Sohn, er solle einen "9th Wonders!"-Comic lesen, wenn es ihm schlecht geht, doch ist das irgendwie relevant? Es fühlt sich so an, als ob die Autoren ein unnützes Detail nach dem anderen erwähnen oder verarbeiten, ohne aber einen wirklichen Sinn oder Zweck damit zu erfüllen. Stichwort: SINN??!!

"The boy is a Petrelli. I should've realized earlier."

In einer Sache gelingt es den Autoren jedoch, sich zumindest teilweise an ihre inherente Logik zu halten: Wir erfahren, wieso Claire bei der Geburt der Zwillinge starb. Baby-Nathan absorbierte bei der Geburt ihre Fähigkeit, sodass sie sich nicht regenerieren konnte. Jetzt absorbiert Baby-Nathan auch Hiros Fähigkeit, sodass Hiro mit Mama Petrelli und den Babies zwar geraaaaaaaade noch so (und für die Story natürlich SEHR praktisch!) in das Jahr 1999 zurückreisen kann, Hiro sie aber nicht mehr räumlich teleportieren kann, weshalb sie in Odessa und im Jahr 1999 festsitzen.

Die Idee, dass Hiro gemeinsam mit Anne den kleinen Nathan großzog, ist eine schöne und sie erklärt (wie vermutet), warum der Nathan der alten Zeitlinie so ein selbstbewusster junger Kerl ist, der noch dazu Japanisch spricht. Hiro als Ziehvater von Claires Sohn kann man sich sofort vorstellen und umso befremdlicher ist es, dass Hiro im Angesicht der Harris-Klone die wahrscheinlich dämlichste Entscheidung überhaupt trifft: Er bleibt heldenhaft zurück, um Harris mit seinen Samuraischwertern abzufertigen. Warum, das bleibt ein Rätsel. Sinn gleich null.

Noch sinnfreier ist Caspars Entscheidung, wenige Momente später, Nathan fast sämtliche Erinnerungen zu nehmen, nur damit dieser sich beruhigt und nicht zurückkehrt, um Hiro zu holen. Hier fehlen mir vor lauter Dämlichkeit wirklich die Worte. Soll dieser junge Mann nicht die Welt retten? Wäre es da vielleicht nicht hilfreich, wenn er seine Erinnerungen behalten würde?

"Hey, you were the one who said, 'No more lies, no more omissions.'"

Die Krönung aller Sinnfreiheit kommt jedoch mit der Endszene: Noah wird von Nathan zurück in seine Gegenwart teleportiert und findet sich auf dem Renautas-Gelände wieder. Vor ihm steht Quentin, quietschfidel, der in dieser neuen Zeitlinie doch wieder am Leben ist. Und was macht Noah, der soeben alles Menschenmögliche getan hat, um die Sicherheit von Nathan und Malina zu gewährleisten und Molly wenige Minuten zuvor das Versprechen abnahm, dass sie vielmehr sterben würde, als den Aufenthaltsort der Zwillinge zu verraten?

Genau. Er verrät Quentin alles über die Zwillinge. Bingo. Ahh!

Zugegeben, Hornbrille kann nicht wissen, dass der neue Quentin zur dunklen Seite der Macht übergetreten ist, denn auch diese Entwicklung ist einfach nur absolut hirnrissig. Quentin wurde uns bislang als ein skeptischer, cleverer Kerl präsentiert, der gegen sämtliche Korporationen einen Groll hegt und überall eine Verschwörung sieht. Wieso um alles in der Welt sollte er nun beschlossen haben, dass es in Ordnung ist, dass seine Schwester mal eben einen Evo-Terroranschlag inszeniert und tausende Leute in den Tod gerissen hat? SINN??!!

"Nathan, remember, when you're sending someone through time, you're pinching the fabric of the time-space continuum – "

Kommen wir also zur Frage des Anfangs zurück: Inwiefern machen die Stories, die "Heroes Reborn" zu erzählen versucht, eigentlich noch Sinn? Zu diesem Zeitpunkt leider nur noch herzlich wenig. Nach dem tollen ersten Teil ist #5.08 als Fortsetzung eine herbe Enttäuschung, die sämtliche Logik über Bord wirft, teilweise wirklich hanebüchene Wendungen produziert und viel zu viele uninteressante Stories erzählt (Carlos und Farah, Miko, nicht zu vergessen die unglaublich dröge und schlecht geschriebene Story rund um Luke und Joanne). "Heroes Reborn" drückt mit dieser Folge, wie schon so oft in seiner Vergangenheit, den Restart-Knopf, doch wirklich neu oder innovativ fühlt sich das nicht an. Stattdessen muss man sich fragen, inwiefern diese Serie überhaupt noch Sinn macht.

Maria Gruber - myFanbase

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