Review: #4.12 Niemandsland
Nach der sehr spannenden und dramatischen letzten Episode, widmet sich das Staffelfinale wieder mehr den zwischenmenschlichen Elementen und leistet viel Charakterarbeit. Das ist zwar auch sehr wichtig, aber nicht besonders spektakulär.
"Not every choice we make is blessed with moral clarity."
Dar Adal bleibt undurchschaubar. Da handelt er einen Deal mit Haqqani aus und hintergeht damit einige seiner Leute und doch kann man ihm nicht ausschließlich böse sei. Man kann Carries Ärger absolut verstehen und prinzipiell ist man da auch auf ihrer Seite, aber Dar Adal hat immer das Große Ganze im Blick und durchaus nachvollziehbare Gründe. Die Kooperation mit einem Übel kann ein noch größeres Übel verhindern. Politik ist eben ein unglaublich schwieriges Feld, in denen die Kategorien richtig und falsch nicht so einfach voneinander zu trennen sind. Es ist äußerst gelungen, wie man diese Positionen hier mal wieder darstellt. Carrie, die emotional aufgeladen immer den Einzelfall sieht und letztlich in dieser Hinsicht meine Sympathien auf ihrer Seite hat, Dar Adal, der immer kalkulierend die Strippen zieht und sich richtig und falsch mit all seinen Zwischenstufen zurechtlegt, wie er es gerade braucht, und Saul, der grundsätzlich auf Carries Seite ist, sich aber mit rationalen Argumenten immer auch umstimmen lässt. Letztlich will jeder so gut es geht die richtigen Entscheidungen treffen, doch so richtig zusammen finden sie nicht. Carrie leidet unter Dar Adal, weil sie seiner Macht ausgeliefert ist, und Saul versucht sich zwischen den Stühlen verhandlungsbereit zu zeigen, ist aber moralisch auch nicht wirklich glücklich. Lieber ergibt er sich aber seinem Schicksal und hat dafür im nächsten Schritt wieder das Gefühl handlungsfähig zu sein. Aus diesem Zwist wird sich irgendwie die Grundlage für die fünfte Staffel ergeben, denn hier ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.
"You haven't been here for fifteen years."
Carrie nimmt sich langsam als Mutter wahr, wohl auch deshalb, weil sie mal mehrere Tage am Stück in der Nähe von Frannie ist. Auch die Unterhaltung im Park hat ihr sicherlich gut getan. Der Überraschungsbesuch ihrer Mutter löste dann aber ganz negative Emotionen aus. Der harsche Ton zeigte deutlich, wie viele Verletzungen da wieder hochgekommen sind, doch ihr Agieren war auch sehr egoistisch, weil sie die Wünsche ihrer Schwester gar nicht berücksichtigte. Es war dann natürlich sehr schön, dass sie das Gespräch mit ihrer Schwester sucht und ihr dadurch zumindest ein bisschen bewusst wird, dass sie sich mit Frannie recht ähnlich verhält, auch wenn es nicht ganz vergleichbar ist, da sie immer mal wieder vorbei schaut. Letztlich kann man schon behaupten, dass Carrie Frannie eher aus Pflichtbewusstsein nahe ist, als dass es unendliche Liebe wäre. Aber sie macht Fortschritte und es gab immer wieder Momente, die ihr ein echtes Familienleben schmackhaft machten. Doch erst musste sich Carrie mit ihrer Mutter auseinander setzen und ihre Fragen beantwortet bekommen. Erneut schafft es die Episode hier, unterschiedliche Positionen nachvollziehbar darzustellen. Carries Ärger und Wut über das Verhalten ihrer Mutter ist absolut verständlich, da sie sich verlassen, gar verstoßen fühlte. Auf der anderen Seite kann man den Scham der Mutter auch verstehen. Trotzdem kommt sie zurecht nicht gut aus der Nummer raus. Carrie wird dafür endlich klar, dass das Schicksal ihrer Eltern nicht auch ihr Schicksal werden muss, leider aber ein paar Stunden zu spät.
"I know how this goes, it ends badly."
Carrie und Quinn werden im Laufe der Folge auch konsequent zusammen geführt, was mehr als überfällig war. Quinn kommt wunderbar mit Frannie aus, die Erfahrungen haben ihn und Carrie zusammen geschweißt und sie sind beide gleichermaßen kaputt. Es macht absolut Sinn, die beiden vorwärts kommen zu lassen, und es war so ein schöner Moment, als Quinn vorschlägt, dass sie gemeinsam aussteigen sollten. Ich kann mir Quinn und Carrie mit Frannie als Familie wunderbar vorstellen und es hätte ein wunderbares Serienfinale abgegeben, wenn es das hier schon gewesen wäre. So aber ahnte man schon, dass Carries Zögern nichts Gutes zur Folge haben wird. Quinn hat nicht die Geduld und muss abwägen, ob er den neuen Job oder aber ein neues Leben in Betracht zieht. Sein deutliches Bekenntnis blieb aber unerwidert, Carrie meldet sich gar überhaupt nicht und fährt erst mal weg. Diese Art der Kommunikation kann für Quinn kein gutes Zeichen gewesen sein und auch wenn es noch so verständlich ist, dass Carrie persönliche Dinge zu klären hatte, so kann man aus Quinns Perspektive absolut nachvollziehen, dass er sich doch für den Job entscheidet. Carrie hat einfach zu lange gebraucht. Sie tat einem am Ende wirklich Leid, als sie Dar Adal anflehte, um mit Quinn zu sprechen. Es bleibt natürlich die Hoffnung, dass dieses Staffelfinale nur das Happy End für Carrie und Quinn nach hinten verschoben hat.
Fazit
Es ist ein ordentliches Staffelfinale, weil es wichtige Fortschritte insbesondere für Carrie gibt. Allerdings gibt es kaum Anhaltspunkte für die nächste Staffel und eigentlich auch keinen richtig fesselnden Konflikt. Die Serie hätte, abgesehen von den letzten fünf Minuten, hiermit auch ein Ende finden können. Trotzdem bin ich natürlich froh, dass es weiter gehen wird.
Emil Groth - myFanbase
Die Serie "Homeland" ansehen:
Vorherige Review: #4.11 Astrid | Alle Reviews | Nächste Review: #5.01 Die Schwachstelle |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier mit anderen Fans von "Homeland" über die Folge #4.12 Niemandsland diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Long Time ComingErstausstrahlung (US): 21.12.2014
Erstausstrahlung (DE): 01.08.2015
Regie: Lesli Linka Glatter
Drehbuch: Meredith Stiehm
Links
Jetzt ansehen/bestellen
Episode jetzt bei Apple TV+
ansehen
Episode jetzt bei Amazon.de
ansehen
DVD jetzt bei Amazon.de
bestellen
Blu-ray jetzt bei Amazon.de
bestellen
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr