Review: #1.02 Hausbesuch

Die zweite Episode einer Serie handelt naturgemäß von der Aufarbeitung des neuen Status Quo. Alle Charaktere müssen sich auf die eine oder andere Weise an die in der Pilotfolge entstandene Situation gewöhnen und die auf den Weg gebrachten Entwicklungen mitgehen. Die zweite Episode von "Life Unexpected" entspricht diesem Schema haargenau und zeigt geradezu mustergültig, wie es nach einer Pilotepisode ordnungsgemäß weiterzugehen hat. Das ist nicht originell oder spektakulär, doch es bindet die Zuschauer weiter an das Geschehen und hält die Serie auf Kurs – was letztlich nichts anderes als das erklärte Ziel eines jeden Serienmachers ist.

Nachdem Vater, Mutter und Kind in der Auftaktepisode aus heiterem Himmel zueinander gefunden haben, müssen sie nun lernen, die neue Situation zu meistern. Sowohl Cate als auch Baze versuchen in ihrem jeweiligen Zuhause – und damit in ihrem jeweiligen Leben - Platz für Lux zu schaffen und das Jugendamt von sich zu überzeugen. Das fällt beiden natürlich nicht leicht. Baze muss nun endlich erwachsen werden und sein feucht-fröhliches Dasein in geordnete Bahnen lenken. Natürlich ist es witzig, wie er Lux nach einer durchzechten Nacht mit dem Taxi zur Schule bringt oder dass in seiner Wohnung eine Bong als Lampe steht – von dem aufblasbaren Porno-Schaf ganz zu schweigen – doch hat Bazes Freund Math natürlich recht damit, dass ein Mann, der mit 32 Jahren noch genau so verantwortungslos handelt wie mit 16 Jahren, bei näherer Betrachtung nicht mehr lustig, sondern armselig ist.

Cates lange verheimlichte Mutterschaft könnte auch ihrer Karriere als Radiomoderatorin schaden. Sie hat, genau wie ihr Verlobter Ryan, über die Jahre eine bestimmte Rolle in ihrer Sendung gespielt und auf verbalem Wege ein für die Zuschauer unterhaltsames, scheinbar ehrliches Bild von sich gezeichnet, das natürlich auf den Kopf gestellt wird, als alle erfahren, dass sie mit 16 Jahren schwanger wurde und ihre Tochter plötzlich wieder Teil ihres Lebens ist. Man muss sich nur mal vorstellen, was die BILD aus so einer Story machen würde.

Doch nicht nur Cate und Baze müssen ihr Leben umstellen, sondern auch Lux, die bisher statt einer richtigen Familie nur ihre Freunde hatte. Ihre beste Freundin Tasha ist wie Lux ein Pflegekind und gemeinsam haben beide sehr viel durchgemacht. Die bruchstückhaften Andeutungen der Misshandlungen, die Lux und Tasha in den Pflegefamilien widerfahren sind, verfehlen ihre Wirkung nicht und machen "Life Unexpected" durchaus zu einer Serie mit sozialkritischem Ton. Cate spricht mir aus der Seele, als sie der Sozialarbeiterin Fern bewusst macht, dass das Jugendamt seinem Versprechen, Lux ein gutes Zuhause zu verschaffen, nicht nachgekommen ist und Cate und Baze daher zumindest das Recht haben, den Versuch zu unternehmen, es besser zu machen.

Das Beziehungsdreieck zwischen Cate, Baze und Ryan befindet sich derweil erst am Anfang und ist längst noch nicht voll ausgeschöpft. Man kann aber schon sagen, dass Ryan nicht als Unsympath in dieser Konstellation präsentiert wird, denn er verhält sich bisher sehr anständig und hilft letztlich dabei, Lux und Cate einander näher zu bringen. Viele Männer hätten in so einer Situation schon längst Reißaus genommen.

Maret Hosemann - myFanbase

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