Bewertung
Profijt, Jutta

Kühlfach 4

"Man hätte uns für ein altes Ehepaar halten können, wie wir so jeder in seine Gedanken versunken zu meiner Beerdigung fuhren."

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Inhalt

Der Kleinganove Pascha stürzt in den Tod, wobei ein Unbekannter mit einem kleinen Stoß kräftig nachgeholfen hat. Paschas Seele verlässt seinen Körper, doch ein Tunnel mit einem hellen Licht am Ende ist weit und breit nicht zu sehen. Also folgt Neu-Geist Pascha seinem Körper kurzerhand in die Kölner Gerichtsmedizin. Während seine Leiche im Kühlfach 4 lagert, stellt Pascha fest, dass er zu einem Menschen Kontakt aufnehmen kann, zu Gerichtsmediziner Dr. Martin Gänsewein. Der Wissenschaftler ist über den aufdringlichen Geist alles andere als begeistert, doch Pascha will keinesfalls auf sich sitzen lassen, dass sein Tod als Unfall zu den Akten gelegt werden soll. Die Suche nach dem Mörder führt Martin und seinen Geisterfreund durch das Kölner Rotlichtmilieu und in die Autoschieberszene.

Kritik

Bücher über Morde gibt es wie Eis am Nordpol, doch nur ein ziemlich geringer Prozentsatz ist dabei aus der Sicht des Mordopfers geschrieben. Frei nach dem Motto "Mord in Köln! BILD sprach mit dem Opfer" präsentiert die Autorin Jutta Profijt einen kurzweiligen Roman voller Ironie und schwarzem Humor. Freilich spricht nicht die Boulevardpresse, sondern nur der Gerichtsmediziner Dr. Martin Gänsewein mit dem toten Pascha. Der ermordete Kleinganove gibt die Story als Ich-Erzähler mit viel Wortwitz wieder und macht sich herzhaft über Martins Lebensstil lustig.

Pascha und Martin könnten unterschiedlicher kaum sein, nicht nur, weil der eine tot und der andere lebendig ist. Pascha stammt aus der Kölner Unterwelt, er liebt und stiehlt schnelle Autos, geht mit Kraftausdrücken nicht gerade sparsam um und hat bisher kaum registriert, dass Frauen neben Brüsten auch noch einen Kopf haben. Martin dagegen ist ein angesehener Akademiker, der einen alten Citroën 2CV, gemeinhin auch als Ente bekannt, fährt, sich gesund ernährt und stets höflich mit anderen Menschen umgeht. Indem sich Pascha an Martin heftet, lernt er dessen geregelte Welt kennen, während Martin wiederum bei seiner Suche nach Paschas Mörder die Kölner Unterwelt erforscht. Auch der sprachliche Kulturaustausch wird deutlich, denn Pascha lernt durch Martin viele Fachwörter und Martin beginnt unter Paschas Einfluss (der ein rein verbaler ist, da der tote Kleinganove keinen Körper mehr besitzt) auch mal zu fluchen und die sprachliche Keule zu schwingen.

Mit nur 253 Seiten lässt sich "Kühlfach 4" in einem Zug durchlesen. Auf den ersten Blick erschien mir Jutta Profijts Roman in seinem Umfang doch arg schlank, doch letztlich hat die Kriminalkomödie genau die richtige Länge, um von Anfang bis Ende ein kurzweiliges Lesevergnügen zu bietet, ganz ohne Hänger. Obwohl es einige Anspielungen an "Ghost - Nachricht von Sam" gibt, wartet "Kühlfach 4" nicht mit einem kitschigen, sondern im Rahmen der Geschichte realistischen Ende auf, das der Fortsetzung "Im Kühlfach nebenan" die Tür öffnet.

Fazit

"Kühlfach 4" ist ein witziger Geisterkrimi, der sich flott durchlesen lässt und von Anfang bis Ende gute Unterhaltung bietet.

Maret Hosemann - myFanbase
29.03.2009

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