Bewertung
Briggs, Patricia

Ruf des Mondes

Die Kojotin und ihre Wölfe.

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Inhalt

Dass eine Frau ganz alleine eine Autowerkstatt leitet, ist für viele Menschen schon ein leises Staunen wert, doch Mercy Thompson hat noch deutlich mehr Verblüffendes zu bieten. Sie ist ein so genannter Walker und kann sich als solcher in einen Kojoten verwandeln. Ihre tierischen Instinkte verraten ihr sofort, dass der junge Mann, der sich Mac nennt und sie um einen Job bittet, ein Werwolf ist. Obwohl sie ahnt, dass sie sich damit Ärger einhandelt, nimmt sie Mac unter ihre Fittiche – und findet sich bald darauf mitten in einer gefährlichen Werwolf-Verschwörung wieder.

Kritik

Die Idee, mythische und paranormale Gestalten wie Vampire, Werwölfe und Hexen in unsere moderne Gesellschaft zu verpflanzen, ist so neu nun nicht mehr. Vor allem weibliche Autoren tun sich auf diesem Feld hervor, wie beispielsweise Kelley Armstrong, von der ich bislang "Pakt der Hexen" und "Nacht der Geister" gelesen habe, oder Karen Chance ("Untot mit Biss"). Mit "Ruf des Mondes" startet Patricia Briggs ihre Buchreihe über die paranormale Welt und hat sich eine eher untypische Figur für die Hauptrolle ausgedacht. Mercedes "Mercy" Thompson gehört nicht zu den populären übernatürlichen Gestalten, die uns in Film, Fernsehen und Literatur so häufig begegnen, sondern ist ein Walker. Sie kann die Gestalt eines Kojoten annehmen und hat auch in Menschengestalt ausgeprägte Instinkte, die es ihr erlauben, die Gefühle von Menschen und anderen Wesen wahrzunehmen. Mercy weiß nur wenig über ihre eigene Gattung, da sie aus einer kurzen Romanze zwischen ihrer menschlichen Mutter, die damals noch ein Teenager war, und einem Walker, der wenige Tage nach der Zeugung ums Leben kam, hervorgegangen ist. Im Laufe dieses ersten Romans bekommt Mercy (und der Leser) ein paar Hinweise auf die Geschichte der Walker, die sehr viel versprechend klingen.

Als eine Art Stiefkind der paranormalen Welt ist Mercy eine interessante neue Art von Heldin, die ihrer Bezeichnung "Walker" alle Ehre macht. Sie bewegt sich zwischen den großen Gruppen der bekannten und mächtigen Wesen und reißt Grenzen auf. Sie ist unter Werwölfen aufgewachsen, hat einen Vampir als Kumpel und einen Gremlin als väterlichen Freund. Sie hält sich nicht an Gesetze und Regeln, die andere Wesen voneinander trennen, und geht sturköpfig ihren Weg. Sie gehört nirgendwo richtig dazu und doch hat sie ihren Platz zwischen all diesen Wesen und verschafft sich Respekt und Zuneigung. Obwohl sie Werwölfen und Vampiren körperlich unterlegen ist, hat sie andere Stärken, die sie zum Teil selbst noch entdecken muss.

Die Autorin Patricia Briggs zeichnet, im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen, kein romantischen Bild von Werwölfen und Vampiren. In "Ruf des Mondes" stehen vor allem Werwölfe im Vordergrund und mit diesen ist nicht zu spaßen. Sie besitzen durchaus Ehre und Anstand, aber eben auch sehr starke animalische Triebe. Ihr Territorialverhalten ist sehr ausgeprägt und sie sind unberechenbar. Wenn sie sich bedroht fühlen, greifen sie an und je mehr sie in die Ecke gedrängt oder verwundet werden, desto gefährlicher werden sie. Durch die immer größer werdenden Fortschritte der Wissenschaft können die Werwölfe ihre Existenz kaum mehr vor den Menschen geheim halten und spielen ernsthaft mit dem Gedanken, an die Öffentlichkeit zu gehen, wie es einige schwächere Wesen aus der paranormalen Welt bereits getan haben. Die Menschen sind hier also auch nicht so unwissend, wie sie oft in anderen Romanen über das Paranormale dargestellt werden.

Fazit

Wenngleich das Grundkonzept, paranormale Wesen zwischen uns Menschen leben zu lassen, mittlerweile nicht mehr neu ist, schafft es die Autorin Patricia Briggs, eine unverbrauchte Heldin zu entwickeln und romantische Klischees zu umgehen. "Ruf des Mondes" ist auf jeden Fall ein viel versprechender Auftakt zu einer neuen Romanserie.

Zur Rezension von Band 2 "Bann des Blutes"

Zur Rezension von Band 3 "Spur der Nacht"

Zur Rezension von Band 4 "Zeit der Jäger"

Zur Rezension von Band 5 "Zeichen des Silbers"

Zur Rezension von Band 6 "Siegel der Nacht"

Maret Hosemann - myFanbase
15.04.2009

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