Bewertung
Haddon, Mark

Der wunde Punkt

He did not feel well.

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Inhalt

Die Halls sind eine dysfunktionale Familie wie sie im Buche steht: George Hall, 61 Jahre alt, versucht mit dem Übermaß an Freizeit zurechtzukommen, das er seit dem Eintritt ins Rentendasein hat. Sein Leben gerät komplett aus den Fugen, als er plötzlich einen dunklen Fleck auf seiner Hüfte entdeckt und glaubt, dass er Krebs hat. Seine Frau Jean hingegen leidet unter Georges Zurückgezogenheit und hat seit längerem eine Affäre mit dessen Ex-Arbeitskollegen David am Laufen. Ihre Tochter Katie steht vor ihrer zweiten Hochzeit, ist sich aber nicht sicher, ob Ray tatsächlich der Richtige für sie ist. Und der schwule Sohn Jamie weiß nicht, ob er seinen Freund Tony mit zur Hochzeit seiner Schwester nehmen soll.

Während jedes Familienmitglied seine ganz eigenen Probleme hat, laufen die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren. Doch dann haben Katie und Ray einen großen Streit, genauso wie Jamie und Tony, und George macht seiner Familie große Sorgen, als er immer verrücktere Dinge anstellt...

Kritik

Sein Debütroman "Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone" katapultierte Mark Haddon 2005 in die internationalen Bestsellerlisten und zog sämtliche Aufmerksamkeit der Kritiker auf sich. Mit seiner ergreifend-amüsanten Geschichte um den 15-jährigen Christopher, der am Asperger-Syndrom leidet, bewies Haddon nicht nur sein Feingefühl fürs Schreiben, sondern auch seine Kreativität. Haddon lieferte 2008 mit "Der wunde Punkt" einen völlig anderen Roman nach, der sich nicht auf eine einzige Person, sondern auf eine ganze Familie konzentriert, und der vor allem unterhalten und zum Lachen bringen will.

Einen gewissen Unterhaltungswert hat der Roman sicherlich, doch irgendwie hat man das Gefühl, dass Haddon zu krampfhaft versucht, lustig zu sein. Er wirft gerne mit Kraftausdrücken und graphischen Beschreibungen um sich, wirkt dabei aber eher unbedarft. Nicht selten erinnert die Story an Material, das aus der Feder von Nick Hornby entsprungen sein könnte, doch Haddon kommt im Genre der Unterhaltungs-/Familien-/Liebesromane nicht an den britischen Kollegen heran. Dafür ist der Schreibstil nicht pointiert genug und die Geschichte zu unausgegoren.

Die Story an sich ist eigentlich relativ simpel und vorhersehbar. Jedes Mitglied der Familie Hall muss mit den Sorgen des Alltags zurechtkommen, die sich entweder in ihrem eigenen Privatleben abspielen oder durch die anderen Familienmitglieder verursacht werden. Im Prinzip geht es darum, dass eine sich fremd gewordene Familie langsam wieder zueinander findet und die einzelnen Personen ab und an über ihren eigenen Schatten springen müssen. Leider bleibt die Figurenzeichnung aber relativ blass und eindimensional, sodass wenig Identifikationspotential besteht: George ist der leicht debile Vater, Jean die einsame Ehefrau mit Affäre, Katie die geschiedene Powerfrau und Jamie der nette Homosexuelle. Wirklich mehr bieten die Charaktere nicht, sodass man nur wenig mit ihnen mitfühlt. Was die dünne Story letztlich kompensiert, ist der ständige Perspektivenwechsel, sodass der Leser einen besseren Einblick in die jeweilige Gedankenwelt von George, Jean, Katie oder Jamie bekommt.

Fazit

Letztlich ist "Der wunde Punkt" nur einer von vielen Unterhaltungsromanen und ist zu kurzweilig, als dass er einen wirklich begeistern oder fesseln könnte. Dafür ist die Story zu belanglos und die Charaktere zu simpel. Haddons Zweitroman kommt bei weitem nicht an sein Debüt heran.

Maria Gruber - myFanbase
25.08.2009

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