Bewertung
Koch, Boris

Gebissen

Sie lauern in der Tiefe. Sie dürsten nach Blut. Vampire in Berlin!

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Inhalt

Alex ist freiberuflicher Journalist und DJ in Berlin. Tief in seinem Innersten wird er immer wieder von einer Leere gequält, die ihn schon mehrmals an den Rand des Selbstmords getrieben hat. Doch erst, als er die mysteriöse Schönheit Danielle kennen lernt, erfährt er, was es mit seiner dunklen Seite auf sich hat und in welcher Verbindung er zu den Vampiren steht, die unter Berlins Straßen lauern und die Apokalypse planen. Alex muss den Untergang seiner Stadt verhindern – und Lisa retten, die Frau, der sein Herz gehört und die er zutiefst verletzt hat.

Kritik

Auch wenn sich unter den wirklich berühmten Vampiren der Literatur – und Filmgeschichte bislang noch kein deutscher Bundesbürger befindet, haben die Blutsauger unsere Republik natürlich längst erreicht. Nachdem ich schon Vampiren in Köln ("Hübsch in alle Ewigkeit") und Hannover ("Fledermausland") begegnet bin, geht es nun sogar in die deutsche Hauptstadt. Im Gegensatz zu den beiden eben genannten Romanen setzt "Gebissen" jedoch nicht auf Humor, sondern gestaltet sich düster und alptraumhaft.

Boris Koch gelingt es, dem Vampirmythos neue Facetten hinzuzufügen, und wenn man bedenkt, wie viele Bücher, Filme und Serien es mittlerweile über die unsterblichen Bluttrinker gibt, ist dies schon ein großes Kompliment. In "Gebissen" wird die Erschaffung der Vampire auf eine ganz andere Art erklärt, als es normalerweise üblich ist, und bezieht dabei komplexe menschliche Gefühle wie Hass, Wut und Trauer mit ein. Dementsprechend sind die Blutsauger hier auch nicht düster-romantisch, wie sie sich in so vielen populären Werken darstellen. Vielmehr erweisen sie sich als kalt, rachsüchtig und garstig. Sie verkörpern die Vorstellung von Seelen, die völlig von pechschwarzem Teer verklebt sind. Wir Menschen sind für die Vampire Hassobjekte, Nahrung und Werkzeug zugleich, was durchaus einige schockierende Szenen zufolge hat. Gleichzeitig finden sich jedoch auch Anflüge von Gesellschaftskritik und bitterer Ironie, wenn die Politiker und die Medien der zunehmenden Gefahr mit einer überzogenen Hetzjagd auf harmlose Randgruppen begegnen.

Auch die Erzfeinde der Vampire sind nicht das, was man gemeinhin erwartet. Letztlich ist es ein explosives Gemisch aus Verlangen, Liebe, Eifersucht, Enttäuschung und Freundschaft, das Berlin retten muss. Boris Koch spielt in seinem Roman eindeutig mit allen Emotionen, die in uns Menschen lauern, und die sowohl Böses als auch Gutes hervorbringen können, mit denen wir uns selbst und andere zu zerstören oder zu retten vermögen. Alex als Hauptheld ist ein zerrissener Charakter, der unter anderem veranschaulicht, dass Liebe und Verlangen nicht immer ein und dasselbe sind.

Fazit

"Gebissen" ist ein düsterer Vampirroman, der den populären Mythos nicht völlig neu erfindet, aber interessant interpretiert und erweitert.

Maret Hosemann - myFanbase
18.05.2010

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