Bewertung
Harris, Charlaine

Vampirgeflüster

Der neunte Band der Buchreihe um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse.

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Inhalt

Nach der Machübernahme der Vampire aus Las Vegas ist etwas Zeit vergangen und viele Angelegenheiten zwischen den Vampiren sind geregelt worden. Die Menschen akzeptieren die übernatürlichen Geschöpfe allmählich, so dass sich jetzt auch die Wergeschöpfe den Menschen zu erkennen geben wollen.

Zunächst scheint in Bon Temps alles gut zu gehen, aber dann wird Jasons schwangere Ehefrau Crystal tot an ein Kreuz genagelt gefunden und die Suche nach dem Täter beginnt. Sookie, die zwar den Kontakt zu ihrem Bruder nach den letzten Ereignissen beschränkt, möchte ihm zuliebe den waren Täter finden, damit Jason von jedem Verdacht frei ist. Aber ein Problem kommt selten allein. Kurz darauf taucht ihr Urgroßvater Niall auf und macht kryptische Andeutungen darüber, dass sie in Lebensgefahr schwebt. Mehr erklärt er ihr nicht dazu und Sookie muss selbst herausfinden, warum es einige Elfen auf sie abgesehen haben.

Sookie belastet auch noch, dass sie seit der Machtübernahme nicht mehr mit Eric sprechen konnte, der damit beschäftigt war, seine Vampirangelegenheiten zu regeln. Denn die Blutsbande zwischen den beiden ist ziemlich intensiv geworden und er kann sich an die Zeit erinnern, in der er unter Amnesie litt. Alles nicht ganz einfach für Sookie, aber wie immer gibt sie ihr Bestes, um heil aus allem herauszukommen.

Kritik

Nach neun Bänden ist es endlich soweit – das Cover wurde getauscht! Was für ein Fortschritt! Endlich kein Glitzer-Mädchenbuch mehr, mit dem man zur Kasse gehen muss! Besonders einfallsreich war man allerdings nicht mit dem Cover, da es lediglich den Plakaten der Fernsehserie angepasst wurde. Das Cover ist also ein kleiner Fortschritt, der Titel jedoch absolut unpassend. "Vampirgeflüster". "Elfengeflüster" wäre wohl angebrachter gewesen, schließlich liegt das Augenmerk des Buchs auf dem Elfenkrieg, vielleicht auch noch auf dem Coming Out der Wergeschöpfe, aber nicht auf den Vampiren. Den Pluspunkt, den ich fürs Cover geben würde, müsste ich also für den Titel wieder abziehen.

Typisch für die Bücher war wieder, dass zwei Themen, die auch alleine genug Stoff geliefert hätten, in ein Buch gequetscht wurden: das Coming Out der Wergeschöpfe und der Elfenkrieg. Ein bisschen war über das öffentliche Bekanntwerden der Wergeschöpfe durch die Schilderungen Sams mitzubekommen. Aus meiner Sicht nicht genug. In diesem Buch hätte mir vollkommen die Geschichte mit den Wergeschöpfen, die definitiv noch ausbaufähig war, und Crystals Tod gereicht. Im nächsten Buch hätten dann auch gerne die Elfen die Hauptrollen spielen dürfen. So kamen aber beide Geschichten eigentlich wieder viel zu kurz.

Leider waren auch noch viele andere Sachen an dem Buch enttäuschend. Ich hatte mich auf ein bisschen mehr Beziehung zwischen Eric und Sookie gefreut, aber Erics Szenen lässt sich an einer Hand und Sookies Gedanken an ihn an zwei Händen abzählen. Und dann waren diese Momente noch nicht einmal wirklich besonders ... Eigentlich sollte Eric doch, nachdem er sein Gedächtnis zurückerlangt hat ("Band 4: Der Vampir, der mich liebte"), das Bedürfnis haben mit Sookie darüber zu sprechen. Und sollte Sookie nicht eher wütend reagieren, dass Eric sie mal so nebenbei auf Vampirart geheiratet hat und es ihr erst jetzt verrät? ("Band 7: Vampire schlafen fest") Nichts, aber auch gar nichts davon. Stattdessen werden noch mehr Fragen aufgeworfen und nicht beantwortet. Sehr unbefriedigend für den Leser. Die einzigen guten Aspekte an der Storyline um Eric und Sookie: Erics Leben als Wikinger und Sookies Befürchtungen wegen der Blutsverbindung zu Eric. Das Schlimmste an dem Buch ist - und das war auch ausschlaggebend für meine Wertung – der Umgang mit den Charakteren.

Nach neun Bänden gibt es eine Vielzahl von wichtigen und weniger wichtigen Charakteren. Manche von ihnen könnten ruhig in der Vergessenheit versinken, andere sollten besser ausgebaut werden. Stattdessen aber entscheidet sich Charlaine Harris dazu, so gut wie allen die Möglichkeit für ein Gastspiel zu geben. So werden Barry und Sookies Neffe mal erwähnt, Quinn taucht für gefühlte 10 Minuten auf, Claudine und Claude dürfen Sookie ein bisschen über die Elfenwelt informieren, Calvin und Tanya schnüffeln ein bisschen für die Werpanther herum, Tara erteilt einen Ratschlag ... die Liste könnte ich noch um einiges verlängern. So hat jeder einen kurzen Gastauftritt, allerdings auf Kosten der anderen Charaktere. Zum Beispiel hätte ich gerne mehr von Arlene gelesen, die mit der "Fellowship of the Sun" sympathisiert.

Eine andere Figur, die unter der Masse der Charaktere leiden muss, ist Bill Compton, eine der wichtigsten Figuren der ersten Bände. Er bringt die Story nicht besonders weiter und ist scheinbar nur dafür da, um unsterblich in Sookie verliebt zu sein. Zwischenzeitlich hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass die Autorin deswegen all die Charaktere einbaut, damit die Fernsehserie auch in einer 9. Staffel noch genug Stoff hätte. Denn für eine Serie mit einstündigen Episoden wäre das sicherlich gutes Material, für ein Buch das sich hauptsächlich um Sookie dreht allerdings nicht.

Wie alle Bücher der "Southern Vampires"–Reihe ist auch dieses hier hervorragend geschrieben und versteht es den Leser zu fesseln, allerdings ist es nicht in sich abgeschlossen. Es sind noch Unmengen von Fragen offen: Warum tut jene Person das? Was passiert noch mit diesem und jenem? Das Buch ist einfach dafür geschrieben, dass noch eins folgt. Wie bei erfolgreichen Filmen, bei denen im Nachhinein beschlossen wird, eine Trilogie zu machen, siehe "Fluch der Karibik". Der zweite Film ist meistens ganz in Ordnung, aber letztendlich nur dazu da, die Handlung für den dritten Film einzuleiten. Genau so ging es mir mit diesem Buch!

Fazit

Das Buch ist lesenswert und für diejenigen, die sich schon durch acht Bände gelesen haben, sicherlich auch ganz interessant. Für den nächsten Band würde ich mir aber einen großen Frühjahrsputz unter den Charakteren wünschen, meinetwegen in Form einer epischen Schlacht, bei der alle überflüssigen Charaktere sterben oder aus dem Land ausreisen! Denn eine bessere Storyline für die anderen wichtigen Figuren würde mich mehr als nur freuen!

Zur Rezension von Band 1 "Vorübergehend tot"

Zur Rezension von Band 2 "Untot in Dallas"

Zur Rezension von Band 3 "Club Dead"

Zur Rezension von Band 4 "Der Vampir, der mich liebte"

Zur Rezension von Band 5 "Vampire bevorzugt"

Zur Rezension von Band 6 "Ball der Vampire"

Zur Rezension von Band 7 "Vampire schlafen fest"

Zur Rezension von Band 8 "Ein Vampir für alle Fälle"

Zur Rezension von Band 10 "Vor Vampiren wird gewarnt"

Ceren K. - myFanbase
28.06.2010

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