Bewertung
Paasilinna, Arto

Der liebe Gott macht blau

"Angesichts der Sünden der Menschheit erschien es ihm recht passend, dass der nächste Gott ausgerechnet ein Finne sein könnte."

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Inhalt

Gott braucht dringend Urlaub. Der Allmächtige ist von seiner Schöpfung enttäuscht und will sich ein Jahr Auszeit nehmen. Dazu benötigt er jedoch einen Stellvertreter. Seine Wahl fällt schließlich auf den finnischen Kranführer Pirjeri Ryynänen, der sich sogleich motiviert ans Werk macht und im Himmel für einige Veränderungen sorgt, die nicht bei allen Engeln und Aposteln auf Gegenliebe stoßen. Derweil soll ein Schutzengel darauf Acht geben, dass Pirjeris bester Freund, der erfolglose Geschäftsmann Torsti Rahikainen, nicht in Schwierigkeiten gerät. Eine Mammutaufgabe ...

Kritik

Ein Mensch, der vom Allmächtigen höchstpersönlich zum Gott auf Zeit ernannt wird und die Herrschaft über Himmel und Erde übernehmen darf – dieses Konzept erinnert sofort an den Film "Bruce Allmächtig". Doch um Diskussionen darüber, wer hier möglicherweise von wem gemopst hat, gleich im Keim zu ersticken: Arto Paasilinnas Roman "Der liebe Gott macht blau" erschien in Finnland bereits 1989, während der Hollywood-Blockbuster "Bruce Allmächtig" 2003 in die Kinos kam. Zudem gibt es bis auf das Mensch-wird-Gott-Grundgerüst keinerlei Parallelen zwischen beiden Werken.

Arto Paasilinna stellt uns den lieben Gott als einen Schöpfer mit klassischem Burn-Out-Syndrom vor. Sein großes Werk, die Erde, ist weitestgehend misslungen, da ihm der Teufel ins Handwerk gepfuscht hat. Eigentlich sollten die Menschen, die Gott nach seinem Ebenbild formte, grundgut und zu keinerlei Bösartigkeit fähig sein. Auch sollte es nur friedfertige Tiere geben, die in Eintracht miteinander leben. Gott passt zwar nach wie vor aus Pflichtgefühl auf seine fehlgeschlagene Schöpfung auf, aber er tut nur noch das Nötigste und empfindet keine Freude mehr dabei. Er braucht wirklich dringend Urlaub. So gelangt schließlich der finnische Kranführer Pirjeri Ryynänen auf den allerhöchsten Thron, um den müden Gott für ein Jahr zu vertreten.

Ein neuer Gott, so beschreibt es Arto Paasilinna nüchtern und glaubwürdig, ist zu vergleichen mit jedem anderen neuen Chef, der in einer seit langer Zeit bestehenden Firma die Zügel in die Hand nimmt. Pirjeri verändert das bewährte System und führt Neuerungen ein, die einigen der arrivierten Angestellten große Kopfschmerzen bereiten. Er holt Mitarbeiter, die in der alten Ordnung keine Rolle mehr gespielt haben, aus der Versenkung (unter anderem Moses) und stutzt dafür den Einfluss der vorherigen Führungspersonen (Erzengel Gabriel und Apostel Petrus). Neue Besen kehren eben gut, auch die göttlichen.

Die Handlung ist gespickt mit Seitenhieben auf das Christentum und andere Religionen sowie auf die Mentalität der verschiedenen Völker unseres Planeten, wobei der Volksseele der Finnen besonderes Augenmerk zukommt. In der Handlung finden sich auch einige kleine Anspielungen auf Paasilinnas Roman "Der Sohn des Donnergottes ", der dem knapp fünf Jahre später entstandenen Roman "Der liebe Gott macht blau" auch stilistisch ähnelt. Wie "Der Sohn des Donnergottes" ist auch "Der liebe Gott macht blau" kein im klassischen Sinne spannender Roman, in dem viel passiert und es überraschende Wendungen gibt, sondern ein kurzweiliges Buch mit intelligentem, trockenem, nicht allzu bissigem Humor, das sich flüssig durchlesen lässt.

Fazit

Ähnlich wie "Der Sohn des Donnergottes" ist auch diese Auseinandersetzung des finnischen Autors Arto Paasilinna mit der Religion ein nettes Lesevergnügen für Zwischendurch.

Maret Hosemann - myFanbase
27.01.2011

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