Bewertung
von Wolff, Steffi

ReeperWahn

Eine Leiche kommt selten allein.

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Inhalt

Gerlinde, Peggy, Heidi, Liesl und Brigitte arbeiten in der Redaktion des Kiez-Reports, eines Schund-Magazins rund um die Hamburger Amüsiermeile. Zu gerne würden die Frauen ein bisschen Niveau in ihre Arbeit bringen, doch sie haben keine Chance gegen ihren Chef Herbert, der wie ein Diktator regiert und seinen Angestellten das Leben zur Hölle macht. Die Frauen können dies nicht länger ertragen und beschließen, einen Auftragskiller zu engagieren. Der muss allerdings bald sehr viel mehr Leichen entsorgen, als ursprünglich geplant, denn im Leben von Gerlinde, Peggy, Heidi, Liesl und Brigitte gibt es noch weitere widerliche Männer, die bald durch mehr oder weniger aktives Zutun der Frauen das Zeitliche segnen.

Kritik

Bisher haben mich die Werke der deutschen Comedy-Autorin Steffi von Wolff nicht wirklich überzeugt. Während ich "Saugfest" noch recht kurzweilig fand, habe ich "Die Knebel von Mavelon" nur mit Hängen und Würgen durchbekommen. "ReeperWahn" ist eindeutig besser als "Die Knebel von Mavelon", wird aber dennoch wohl mein vorerst letzter Roman der Autorin gewesen sein, denn ihr Stil trifft meinen Geschmack zu selten.

"ReeperWahn" parodiert im Grunde die moderne Frauenliteratur. Wir erleben in diesem Roman fünf Freundinnen, die miteinander ihre Männerprobleme und ihre Karrieresorgen teilen und die endlich Glück finden wollen, sowohl in der Liebe als auch im Beruf. Das kennen wir aus vielen literarischen und filmischen Werken, die schon vor "Sex and the City" und besonders danach entstanden sind, doch in "ReeperWahn" werden alle Charaktere und Ereignisse völlig überspitzt dargestellt. So haben viele der Figuren extreme Eigenheiten, die sie eigentlich zu Kandidaten für einen jahrelangen Krankenhausaufenthalt machen, wie zum Beispiel ausgeprägte Vergesslichkeit und ernorme Esssucht. Die auftretenden Polizisten sind entweder unfassbar übergewichtig, unfassbar naiv oder sprechen unfassbar schlecht Deutsch. Das geliebte Haustier der Ich-Erzählerin Gelinde ist unterdessen ein kurzsichtiger, epileptischer Alligator, der sie überall hin begleitet, entweder mit Kontaktlinsen oder mit Brille. Die Handlung steckt voller Absurditäten, die für Realismus wahrlich keinen Platz lassen.

Einige der skurrilen Ideen in diesem Buch sind durchaus amüsant und animieren zum Schmunzeln, doch dazwischen schleichen sich auch immer wieder platte, vorhersehbare Gags. Überdies nutzen sich einige der anfangs noch unterhaltsamen Ideen bald ab, was bei einem Buch von 320 Seiten nicht so sein müsste. Für meinen Geschmack ist die Handlung im Ganzen einfach nicht spritzig und überraschend genug, um eine wirklich gelungene Satire zu sein. Es passiert zu wenig und es gibt nicht genug humoristische Volltreffer, die auf den Leser wirken und ihn auch mal nachdenken lassen.

Besonders schwach sind die letzten Seiten, in denen es für alle fünf Hauptprotagonistinnen nur noch wunderbar läuft und ihnen das Glück zum Teil aus dem absoluten Nichts in den Schoss fällt. Plötzlich tauchen von irgendwoher doch noch Traummänner für jede von ihnen auf, nachdem das männliche Geschlecht über weite Strecken der Handlung sehr schlecht weggekommen ist. Das Ende wirkt ziemlich zusammengestöpselt und soll wohl mit einem guten Gefühl zurücklassen, aber das hätte man auch geschickter inszenieren können.

Fazit

Trotz einiger amüsanter Ideen bietet "ReeperWahn" allenfalls durchschnittliche Unterhaltung, der es an Schwung, Spannung und Abwechslung mangelt.

Maret Hosemann - myFanbase
30.08.2011

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