Die Stunde der Hexen: Midnight Hour 4

Inhalt

Die Krankheit ihrer Mutter zwingt Kitty Norville, ihres Zeichens Werwölfin und Radiomoderatorin, in ihre Heimatstadt Denver zurückzukehren, aus der sie von Carl und Meg, den Anführern ihres früheren Rudels, gewaltsam vertrieben wurde. Kitty versucht keine Aufmerksamkeit zu erregen und ihre Rückkehr geheim zu halten, doch die angespannte Lage in Denver lässt dies nicht zu. Carl und Meg tyrannisieren ihr Rudel mehr denn je und die Vampire der Stadt geraten immer mehr außer Kontrolle, so dass der Vampir Rick, ein Freund von Kitty, den amtierenden Vampirherrscher stürzen will. Gleichzeitig gründet die Polizei von Denver eine neue Einheit, die auf paranormale Verbrechen spezialisiert ist, und bittet Kitty um Informationen. Obwohl sie am liebsten ihrem Fluchttrieb nachgeben würde, steckt Kitty bald mitten im übernatürlichen Krieg.

Kritik

Man soll ein Buch nicht nach seinem Einband bewerten, das ich zweifellos richtig, dennoch muss der Einband ja nicht gleich lügen. Wer auch immer die Entscheidung getroffen hat, diesen vierten Band der "Midnight Hour"-Reihe in Deutschland unter dem Titel "Die Stunde der Hexen" zu veröffentlichen , hat sich im Prinzip der vorsätzlichen Täuschung schuldig gemacht, denn weder treten Hexen auf, noch werden sie erwähnt. Die Handlung dreht sich ausschließlich um Vampire und Werwölfe. Es scheint, dass der Titel aus Verlegenheit entstanden ist, da die ersten beiden Bände bereits "Die Stunde der Wölfe" und "Die Stunde der Vampire" hießen und man dem bisherigen Schema treu bleiben wollte, ohne sich zu wiederholen. Trotzdem hätte es andere Lösungen gegeben, als eine Personengruppe zu nennen, die gar nicht auftaucht. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass es später tatsächlich einen Band über Hexen gibt.

Nun aber zum Inhalt. Der Vorgängerband "Die Stunde der Jäger" war eine eher ruhigere Etappe, in der hauptsächlich die Verwandlung von Kittys Anwalt und jetzt auch Lebensgefährten Ben in einen Werwolf thematisiert wurde. Dagegen geht es diesmal wieder mehr zur Sache. Kitty kehrt gezwungenermaßen nach Denver zurück, in die Stadt, wo alles begann und in der die Schatten ihrer Vergangenheit lauern.

War Kittys Entfremdung vom Rudel im ersten Roman vergleichbar mit der Entwicklung eines Teenagers aus einer gewalttätigen Familie, der beginnt sich zu wehren und unabhängig zu werden, erinnert ihre Rückkehr nun an die einer jungen Erwachsenen, die feststellt, dass in besagter Familie seit ihrem Weggang alles nur noch schlimmer geworden ist und ihre "Geschwister" sie brauchen. Aber auch ihre wahre, menschliche Familie bereitet Kitty Sorgen, denn sie muss um das Leben ihrer kranken Mutter bangen. Der Kontrast zwischen Kittys echter Familie und ihren Wolfskameraden spiegelt ihre Zerrissenheit zwischen ihrer Menschenseite und ihrer paranormalen Existenz wider.

Auch diesmal ist Carrie Vaughn wieder eine interessante, intelligente Story geglückt, obwohl des Öfteren der Eindruck entsteht, dass die Vampirrevolution etwas zu sehr von den viel dramatischeren und akuteren Vorgängen im Wolfsrudel ablenkt. Dies ist aber wiederum ein durchhaus beabsichtigter Kniff, denn die Vampire haben ein ganz anderes Verständnis von Zeit und Bedeutung als die Menschen oder die Werwölfe. Sie denken nicht in Monaten oder Jahren, sondern in Jahrtausenden, und sind Teilnehmer eines besonders langen, undurchsichtigen Spiels.

Fazit

Der vierte Band der "Midnight Hour"-Reihe ist, auch wenn es nicht um Hexen geht, gewohnt lesenswert.

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