Schicksal!
Das Glück leidet unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, der Tod fühlt sich unverstanden ... und das Schicksal?
Inhalt
Sergio hat längst die Lust an seinem Job verloren, doch ein Berufswechsel lässt sich nach über 257000 Jahren in Amt und Würden schwer managen und kündigen kommt sowieso nicht in Frage. Sergio ist das Schicksal höchstpersönlich. Seine Aufgabe besteht darin, den Menschen ein Lebensziel zu zuweisen, doch ob sie dieses auch erreichen, liegt nicht in seiner Hand. Sergios Frust weicht völlig neuen Gefühlen, als er der Maklerin Sara begegnet. Diese gehört nicht zu seinen Klienten, denn sie wandelt auf den Pfaden von Bestimmung, Sergios Erzrivalin. Gegen alle Regeln verliebt sich Sergio in Sara und bringt mit seiner neuen Arbeitsauffassung den Lauf der Dinge gehörig durcheinander.
Kritik
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Schicksal und Bestimmung? So auf Anhieb hätte ich das auch nicht erklären können, doch S.G. Browne beantwortet diese Frage, indem er uns beide, das Schicksal und die Bestimmung, persönlich vorstellt. Neben dem Schicksal, das sich den menschlichen Namen Sergio zugelegt hat, und der Bestimmung, die im Körper einer attraktiven Rothaarigen unterwegs ist, lernen wir noch eine Menge anderer Charaktere kennen, die uns mehr oder weniger aus unserer eigenen Wesensart vertraut sind, unter anderem Völlerei, Faulheit, Glück, Tod, Verschwiegenheit, Ehrlichkeit, Feindseligkeit, Langeweile, Schuld, Ego, Integrität und Vertrauen. Kurzum: alle Emotionen, Eigenschaften, Sünden, Tugenden und immateriellen Konzepte, die wir Menschen kennen, existieren als Personen und gestalten die Welt. Erschaffen wurden sie von Gott, der unter dem Namen Jerry bekannt ist und in einem gläsernen Büro arbeitet.
S.G. Browne hat hier eine durchaus interessante und lustige Idee zu Papier gebracht. Die Personifizierungen von Gefühlen, Eigenschaften und Geistesgaben sind faszinierende Charaktere, die sich selber durch bestimmte Merkmale auszeichnen, die zu ihrem Wesen passen. So leidet das (übrigens weibliche) Glück am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, was erklärt, warum es bzw. sie viele Menschen so plötzlich befällt und ebenso abrupt wieder verlässt. Des Weiteren ist die (männliche) Faulheit Narkoleptiker, die (weibliche) Verschwiegenheit leidet unter Paranoia, das (männliche) Ego ist extrem selbstverliebt und das Duo Integrität und Vertrauen betreibt meisterlich die Speichelleckerei. Doch trotz dieser unterhaltsamen Ausgangsbasis hat mir während des Lesens immer wieder eine Begleiterin über die Schulter gelinst, auf die ich gerne hätte verzichten können: die Enttäuschung. Ich habe mir alles in allem einfach mehr von diesem Roman versprochen, zumal mir S.G. Brownes "Anonyme Untote" richtig gut gefallen hat.
Der Handlung fehlt es zu oft an Schwung und Ideenreichtum. Das Ende ist zwar nicht exakt vorher zu sehen, doch worauf die Romanze zwischen Sergio und Sara hinauslaufen wird, in welche Richtung die Konsequenzen gehen, ist von Anfang an klar. Diese verbotene Liebesgeschichte bietet absolut nichts Neues und verläuft sehr simpel. Daher sind die besten Passagen wirklich die, in denen Sergio mit seinen Kollegen oder mit anderen Menschen, deren Schicksale Teil seines Jobs sind, interagiert. Aber auch daraus hätte sich insgesamt mehr machen lassen. Die Einblicke in Sergios Vergangenheit beispielsweise greifen größtenteils nur wieder dieselben populären Ereignisse und Persönlichkeiten auf, die in Film, Fernsehen und Literatur ständig hervorgeholt werden: der Untergang der Titanic, Kleopatra, Marilyn Monroe, etc. Als häufiger Fantasy-Leser gewinnt man so langsam den Eindruck, dass jedes unsterbliche männliche Wesen mindestens einmal mit Kleopatra geschlafen hat. Wann hatte die Frau eigentlich mal Zeit, Ägypten zu regieren?
In Ansätzen greift die Handlung auch andere Religionen bzw. Mythologien auf, was mir ganz gut gefallen hat, obwohl dadurch alles wieder ein bisschen komplizierter wird und sich, sofern man zuviel nachdenkt, mehr Fragen als Antworten ergeben.
Fazit
S.G. Browne kann mit "Schicksal!" nicht ganz an die Qualität von "Anonyme Untote" anknüpfen. Der Roman um das personifizierte Schicksal besitzt eine interessante Ausgangsbasis, holt aus dieser aber nicht das Maximum heraus.
Maret Hosemann - myFanbase
12.10.2011
Diskussion zu diesem Buch
Weitere Informationen
Originaltitel: FatedVeröffentlichungsdatum (DE): 04.10.2011
Verlag: Droemer/Knaur
ISBN: 3426226049
Anzahl Seiten: 416
Genre: Fantasy
Jetzt bestellen
Buch jetzt bei Amazon.de
bestellen
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr