Eine durchaus gelungene Mischung - Review Staffel 1
Nachdem ich mittlerweile alle 25 Episoden der ersten Staffel gesehen habe, kann ich eigentlich nur sagen: Respekt! Die Serie "Lost" ist eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Drama und Mystery. Nicht nur die Storys, auch die Kulissen, die Musik und die Schauspieler überzeugen auf ganzer Linie und sorgen für ein stimmiges Gesamtbild.
Die erste Staffel beginnt kurz nach dem Absturz eines Passagierflugzeuges auf eine unbekannte Insel und endet mit dem aussichtslosen Versuch einiger Überlebender, die Insel auf einem selbstgebauten Floß wieder zu verlassen.
Die Idee, dass an die Zivilisation gewöhnte Menschen plötzlich auf einer einsamen Insel stranden, ist natürlich nicht neu, sondern wurde schon in zahlreichen Filmen und Romanen umgesetzt, doch das Besondere an der Serie "Lost" ist, dass darin die klassischen Motive des Überlebenskampfes, wie Jagd nach Nahrung und Suche nach Trinkwasser, mit Mysteryelementen verknüpft werden. Schon im Piloten wird deutlich, dass auf der Insel unheimliche und unerklärliche Dinge vor sich gehen. Ein geheimnisvolles "Monster" (von "Lost"-Fans auch liebevoll "Lostzilla" genannt) treibt sein Unwesen, ein mysteriöser Funkspruch, der sich seit 16 Jahren endlos wiederholt, gibt Rätsel auf und bald wird klar, dass die Überlebenden des Flugzeugabsturzes nicht die einzigen Menschen auf der Insel sind. Diese Mysteryelemente sind sozusagen das Salz in der Suppe und sorgen in jeder Episode von "Lost" für eine besondere Atmosphäre. Man kann als Zuschauer förmlich spüren, dass da auf der Insel etwas ist - man weiß nur (noch) nicht was.
Getragen wird die Serie von den Hauptcharakteren, die alle sehr vielschichtig angelegt sind. Da es zu unübersichtlich und aufwändig wäre, alle 48 Überlebenden des Flugzeugabsturzes zu beleuchten, stehen zunächst nur 14 der Überlebenden im Mittelpunkt. Durch geschickt eingestreute Rückblenden lernt der Zuschauer jede dieser 14 Personen nach und nach kennen. Die Rückblenden sind ein interessantes Stilmittel, auch wenn man festhalten muss, dass nicht alle Rückblenden gleich spannend sind. Manche Charaktere haben einen interessanteren Hintergrund als andere. Wenn das Geschehen auf der Insel mal wieder besonders dramatisch und mitreißend ist, wirken die dazwischengeschobenen Rückblenden sogar gelegentlich etwas störend, doch andererseits verhindern diese Unterbrechungen, dass die Geheimnisse der Insel zu schnell gelöst werden. Bei "Lost" werden die Zuschauer genüßlich auf die Folter gespannt.
Sehr positiv finde ich außerdem, dass nicht alle 14 Hauptcharaktere US-Amerikaner sind. So gehören mit Jin und Sun auch ein koreanisches Ehepaar und mit Sayid ein Iraker zur Inselclique. Auf diese Weise wird in der Serie "Lost" ein interessanter Blick auf andere Kulturen geworfen. Vor allem Sayids Rückblenden, in denen der Zuschauer einen differenzierten Einblick in die arabische Terrorszene bekommt, gefallen mir sehr gut.
Im Grunde hat jeder der 14 Hauptcharaktere eine unbewältigte Vergangenheit und schon bald drängt sich der Verdacht auf, dass sie nicht zufällig auf der Insel gestrandet sind. Die Rückblenden enthüllen außerdem, dass es zwischen diesen 14 verschiedenen Menschen besondere Verbindungen gibt, von denen sie selber zunächst noch nichts ahnen. Auch die Zuschauer durchschauen nur langsam die vielen Rätsel und Geheimnisse. "Lost" ist eine Serie, die Mitdenken erfordert. Selbst die kleinsten Details, wie Namen und Zahlen, sind von Bedeutung und sollten im Hinterkopf behalten werden. Bei "Lost" lohnt es sich, in jeder Szene auch ein bisschen auf den Hintergrund zu achten, denn dort gibt es meistens einiges zu entdecken.
Dass man bei "Lost" mit allem rechnen muss, beweist auch der dramatische Tod der Hauptfigur Boone am Ende der ersten Staffel. In vielen Serien ist es undenkbar, dass eine Hauptfigur stirbt, doch bei "Lost" ist keiner der Charaktere sicher, egal wie beliebt er bei den Fans auch sein mag. Dies erhöht die Spannung ungemein und macht "Lost" noch reizvoller.
Es bleibt zu hoffen, dass die Drehbuchautoren bei den vielen Rätseln, die in der ersten Staffel aufgeworfen werden, auch den Überblick behalten. Es wird sicher nicht einfach, die zahlreichen Handlungsstränge zusammenzuhalten, aber nach dieser gelungenen ersten Staffel gibt es eigentlich keinen Grund, an den Fähigkeiten der Autoren zu zweifeln.
Das spannende, dreiteilige Finale der ersten Staffel ist auf jeden Fall eine gute Ausgangsposition für eine weitere, packende Staffel von "Lost".
Maret Hosemann - myFanbase
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