Bewertung

Review: #4.20 Letzter Aufruf zum Einsteigen

Foto: Josh Dallas, Manifest - Copyright: 2022 Netflix, Inc.
Josh Dallas, Manifest
© 2022 Netflix, Inc.

Hier ist es nun also: das Finale von "Manifest". Ich kann mich noch gut an #3.13 Mayday (2) erinnern und ebenso an die damalige Ungewissheit, ob die Serie überhaupt die Möglichkeit haben würde, die Geschichte zu Ende zu bringen. Es war ein ziemliches Hin und Her zwischen Absetzung und Verlängerung, weshalb ich nach der erfolgreichen Verlängerung der Serie große Hoffnungen hatte, dass man diese Chance nutzen wird. Die Frage, die sich nach der finalen Staffel 4 von "Manifest" nun stellt, lautet also nicht unbedingt nur, ob die Serie zu einem guten Ende gefunden hat, sondern auch, ob man seine Chance nutzte.

"Go into the glow"

Ich muss gestehen, dass ich mich nach dieser finalen Episode im Zwiespalt befinde. Einerseits – um mit dem Positiven zu beginnen – gibt "Manifest" sich enorm viel Mühe, Fan Service zu leisten. Es gibt zahlreiche Wiedersehen, sei es mit in vorangegangenen Staffeln kennengelernten Passagieren oder mit Verstorbenen. Man merkt ganz deutlich, dass der Fokus der Autoren darauf liegt, den Fans zum Schluss für ihre Treue zu danken, indem man so viele herzergreifende Wiedervereinigungen wie nur irgend möglich auf den Bildschirm bringt. Und genau dieser Punkt bringt mich nun zum andererseits – denn auch wenn man sich große Mühe mit dem Fan Service gibt, so ist dieser Part nun einmal nicht der Einzige, der eine gute Serie ausmacht. Denn wir haben da – leider – auch noch die Logik. In den vergangenen Jahren haben sich die Fragen rund um Flug 828 aufgetürmt. Es gab so viele Geheimnisse und nur so wenig Lösungen, dass ich unwillentlich immer ein wenig enttäuscht war. Und nun, zum endgültigen Ende hin, erwartet man wenigstens den Hauch einer Erklärung. Doch, um es kurz zu machen, da wartet man vergeblich. Was steckt hinter Flug 828? Keine Antwort. Befinden wir uns zum Schluss in einer Parallelwelt? Keine Antwort. Ist die ganze Geschichte überhaupt wirklich passiert? Keine Antwort. Hatten all die Callings tatsächlich einen Zweck? Keine Antwort. Und genau dieser Part lässt mich so unglaublich frustriert zurück. Ich habe stetig versucht, einen Sinn in der ganzen Geschichte zu finden und irgendwo den roten Faden zu treffen. Doch wie sich nun zeigt, scheint es gar keinen roten Faden gegeben zu haben, da man selbst am Schluss alle Möglichkeiten offenlässt. Das ist einerseits sehr frustrierend, andererseits spiegelt es die inkonsequente Art der Serie ziemlich gut wider. Es gab sehr oft Logiklöcher und das Finale ist von diesem Standpunkt aus betrachtet eine Monstrosität. Schon allein der Punkt, dass nun plötzlich weder die gesamte Menschheit beurteilt wird, noch die gesamten Passagiere, lässt mich unablässig den Kopf schütteln. Warum eine Regel etablieren, wenn man sie dann doch nur aushebeln wird? Und wie unsinnig war bitte das laute Gebrüll gegen den Tod, das den dann so sehr verschreckt hat, dass er von den Passagieren abgelassen hat?!

Ich schwanke nach diesem Finale unablässig zwischen "gut gemacht" und "zum Glück ist es zu Ende". Einiges – wie die Entscheidung Michaelas gegen Jared – erschließt sich mir nun – denn so konnte man sie und Zeke als Endgame behalten – doch anderes – wie die vielen Sackgassen, die die Gesamtheit der Callings nun zu sein scheinen, wirkt einfach nur enttäuschend. Auch die Frage, was nun eigentlich mit Cal geschehen ist, wird nicht beantwortet, stattdessen begnügt man sich am Schluss darauf, dass Flug 828 – exklusive der Personen, die zu Asche zerfallen sind – friedlich landet und die Geschichte noch einmal von vorne beginnt. Trotz der vielen schönen Wiedersehensmomente stört mich dieses Ende, da es alle Charakterentwicklungen der letzten Jahre zu Nichte macht. Besonders Ben, der sich scheinbar mehr über den Einsatz von Vance als über das Wiedersehen mit Grace freut, kann ich nicht nachvollziehen. Trauert er der verlorenen Tochter Eden nicht hinterher? Glaubt er, sie einfach noch einmal erschaffen zu können? Hat er grenzenloses Vertrauen in Saanvi und weiß felsenfest, dass sie Cal von seiner Erkrankung heilen kann?

Dieses Finale bringt unglaublich viele Fragen mit sich und es wird mich noch eine Weile beschäftigen, da es sich noch einiges an Zeit brauchen wird, damit ich mich entscheiden kann, ob ich mit dem Ausgang der Geschichte nun zufrieden bin oder nicht.

Fazit

Für mich bildet dieses Serienfinale eine unausgeglichene Waagschale zwischen Fan Service und Logik. Für meinen Geschmack setzte man zu viel Wert darauf, die Fans der Serie mit dem letzten Atemzug zufrieden zu stellen und dafür büßt man so einiges ein, wenn es um Richtung logische Zusammenhänge und Konsequenzen geht. Bedenkt man, dass "Manifest" sich auch schon in der Vergangenheit nicht viel darum geschert hat, sich an Regeln zu halten und Erklärungen zu liefern, da lässt sich dieses Finale gut mit dem Konzept der Serie vereinen. Alles in allem muss ich allerdings sagen, dass man mehr hätte leisten können.

Marie Müller - myFanbase

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