Bewertung

Review: #3.09 Camerons Kürbisgeschichte

Es ist fast schon so etwas wie alte Familiensitcom-Tradition, als Rahmen für die Geschichten, die man erzählen möchte, immer wieder auf die ganz besonderen Tage im Jahr zurückzugreifen. "Modern Family" bildet da keine Ausnahme, schließlich wurden in den ersten beiden Staffeln bereits allerhand Festtage thematisiert, sei es nun Phils und Claires Hochzeitstag, Weihnachten, Halloween, Valentinstag oder auch die Geburtstage diverser Familienmitglieder. Daher war es eigentlich bloß eine Frage der Zeit, bis auch dem in den USA wohl wichtigsten Feiertag Thanksgiving eine Folge gewidmet wurde.

"Thank God the story is over."

Rein strukturell ähnelt #3.09 Punkin Chunkin jedoch weniger den Festtagsepisoden der vergangenen Staffeln als Folgen wie zum Beispiel #3.02 When Good Kids Go Bad, die anfangs noch alles andere als sonderlich geistreich wirken, am Ende aber durch die Zusammenführung der Familie (und somit auch der einzelnen Handlungsfäden) schließlich doch noch punkten können. Denn auch hier machen zumindest zwei der drei Haupt-Storylines für sich genommen zunächst keinen wirklich ausgereiften Eindruck. Vielmehr fühlt man sich als Zuschauer angesichts der Plänkeleien im Hause Tucker-Pritchett bzw. Delgado-Pritchett fast schon ein wenig wie der peinlich berührte Mitchell, als Cam mal wieder seine buchstäblich weit über das Ziel hinaus schießende Kürbiswurf-Anekdote zum Besten gibt. Zwar bietet die kurze, aber äußerst amüsante Auseinandersetzung über die Authentizität von Cams Geschichte durchaus Grund zum Grinsen, im Endeffekt wird hier aber leider doch bloß wieder in dieselbe Kerbe geschlagen wie schon bei all den anderen "Es herrscht Streit, weil der übersensible Cam sich persönlich angegriffen fühlt, während Mitchell genervt mit den Augen rollt"-Storylines der letzten Wochen und Monate. Und auch bei Familienoberhaupt Jay ist es im Grunde genommen das alte Lied: Er will seinem (ebenfalls sehr sensiblen) Stiefsohn die Wahrheit über dessen selbst gebastelten und dabei ziemlich missglückten Tafelaufsatz sagen, um ihn auf die knallharte Welt da draußen vorzubereiten. Doch die gluckenhafte Gloria glaubt fest daran, dass jegliche Art von Kritik all das auslöschen würde, was Manny so besonders macht. Originell ist das sicher nicht, für den ein oder anderen großartigen Spruch reicht es aber natürlich trotzdem, darunter Glorias denkbar unglaubwürdiges "I am a jumble of insecurities" sowie Mannys wunderbar verwirrtes "All I hear is a bunch of people telling me I'm great."

"What would Phil Dunphy do?"

Zum Glück gibt es aber natürlich noch das "Modern Family"-Dreamteam Phil und Luke, das hier mal wieder mit seiner unheimlich liebenswürdigen Naivität auftrumpft und einen somit über so manch eine Schwachstelle der Folge hinwegsehen lässt. Schon zu Beginn sorgen die Dunphys mit der Synchronisation ihres Truthahns sowie dem herrlich lächerlichen "Manshake" zwischen Phil und seinem alten Nachbarskumpel, dem frischgebackenen Multimillionär Kenneth, welcher so übertrieben lange dauert, dass Claire in der Zwischenzeit Kaffee aus der Küche holen kann, für ganz großartige Momente. Doch die eigentlichen Highlights kommen erst, als Phil und Luke die Sitzordnung beim Thanksgiving-Essen festlegen ("Anything's better than watching Lily chew.") und Phil dabei aufgrund Lukes bohrender Fragen ("Why aren't we gazillionaires? Why don't YOU do what Phil would do?") realisiert, wie sehr ihm Claire bei der Verwirklichung seiner Träume immer im Weg steht, woraufhin er sie mit Phil-untypischer Wut im Bauch konfrontiert. Was diese Szene dabei so unheimlich stark macht, ist zum einen die Art und Weise, wie Claire an ihren mit Topfhandschuhen bedeckten Fingern all die bekloppten Ideen aufzuzählen versucht, die Phil jemals hatte und dieser auf jeden Einwurf etwas zu erwidern weiß, zum anderen aber auch die herrliche Doppeldeutigkeit von Phils "I love your 'I love you', getting awful tired of your 'but',", die dadurch, dass Phil und Claire sie offensichtlich ebenfalls erkennen, nur noch lustiger wirkt als ohnehin schon. Das großartige, mal wieder selbst gedrehte Verkaufsvideo von Phil und Luke, in welchem sie ihren "Headscratcher" anpreisen und dabei gleichzeitig auch noch auf ganz herrliche Weise Werbung für Phils andere Idee, die Aspirin-Pistole, machen ("The stress from my job at the robot assassin factory is too much to take. Shoot me an aspirin, pal."), bildet da eigentlich bloß noch das letzte Sahnehäubchen auf der Dunphy-Storyline.

"Let's settle this: Dreamers vs. Pritchetts."

So unausgeglichen die drei Hauptstorylines qualitativ auch sind, hat das übergreifende Thema, das allen drei zugrunde liegt und sich auch auf so wundervolle Weise in drei großen Seufzern von Mitchell, Jay und Claire widerspiegelt, erzählerisch durchaus seinen Reiz. Denn wie schon in so manch einer anderen Folge (u.a. #2.23 See You Next Fall) deutlich wurde, wie sehr sich die gebürtigen Pritchetts in ihrer Art doch ähneln, steht auch hier die Erkenntnis im Vordergrund, dass sie ein ganz eigenes, nämlich sehr nüchternes Völkchen sind. Und das ist hier eben vor allem deswegen wichtig, weil es erklärt, weshalb sie sich immer wieder mit ihren wesentlich idealistischeren Partnern in die Haare kriegen. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie sich noch vor dem großen Festessen ganz natürlich ein Anti-Pritchett-Lager bildet, weil Cam und Phil bloß aufmunternde Worte für den etwas niedergeschlagenen Manny haben und Gloria und Cam sich im Dunphy-Streit wiederum auf Phils Seite schlagen. So ist man als Zuschauer auch fast genauso aufgeregt wie die ganze Familie, als sich trotz Claires anfänglichem Widerstand schließlich doch alle auf den Weg zum Football-Stadion machen, um dort ein für allemal zu klären, wer denn nun im Recht ist – die Träumer oder die Realisten. Natürlich finden letztlich alle Gefallen am Kürbisweitwurf, natürlich gibt es am Ende noch den klassischen, diesmal von Cam vorgetragenen "Modern Family"-Schlussmonolog und natürlich trifft einer der Kürbisse letztlich das Auto der Dunphys genau an der Stelle, an der die in der Folge wieder mal wunderbar gewieft auftretende Haley kurz zuvor eine Delle hineingefahren hatte. Und das natürlich genau drei Sekunden nachdem die von einem schlechten Gewissen geplagte Alex ihrer Mutter die ganze Sache gebeichtet hat. Trotz diesem sehr schematischen Abschluss, lässt einen die Folge dennoch mit Bauchschmerzen vor Lachen zurück, weil die endgültige Schlusspointe schließlich der spitzbübische Luke mit seinem herrlichen "Now a human? Come here, Lily!" setzt. Und wer mit einem solchen Knaller zu enden weiß, dem verzeiht man auch gerne die ein oder andere erzählerische Schwäche.

"Original, imaginative, fearless." All das ist #3.09 Punkin Chunkin leider nicht, doch auch wenn die Autoren über weite Strecken hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, wissen sie durch grandiose Sprüche und die einmal mehr perfekt eingesetzten Dunphy-Männer so einiges wieder glattzubügeln. So hat sich die zwar nicht sonderlich einfallsreiche, aber insgesamt durchaus unterhaltsame Episode allein für das wieder einmal über alle Zweifel erhabene Werbe-Video von Phil und Luke ihre sieben Punkte redlich verdient.

Paulina Banaszek - myFanbase

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