Dig, Lazarus, Dig!!!
Lazarus ist der Schutzpatron der Metzger, Totengräber, Aussätzigen und Bettler und wurde von Jesus von den Toten auferweckt – nun ist er der Namensgeber für das neue Album von Nick Cave und seinen Bad Seeds, ein Album voll religiöser Anspielungen, eigenartigen Stimmungsbildern und kantigen Tönen im Stile des Grinderman-Projekts.
Die Figur des Lazarus, der selbst unter den Patronen ein Außenseiter zu sein scheint, ist natürlich wie geschaffen für Nick Cave, der sich schon immer mit religiösen Themen beschäftigte und es wie kein anderer Künstler vermag, für Gänsehaut und Beklemmung zu sorgen.
Die Grundstimmung seines Grinderman-Projekts vom letzten Jahr ließ sich auch perfekt auf diese Platte umwälzen: Die Melodien werden lässig, beinahe nachlässig hingeworfen, man zelebriert die Freude am Poltern und Lärmen, stört sich nicht an Kanten und Ecken, sondern fabriziert sie lieber absichtlich und umgibt dies alles mit vielschichtigen, außergewöhnlichen Texten.
Der erste Song "Dig, Lazarus, Dig!!!" gibt bereits einen guten Vorgeschmack auf das, was einen auf dem Album erwartet und macht deutlich, dass die Band wieder Feuer daran gefangen hat, ihren Gefühlen etwas lauter Luft zu machen.
Die Qualitäten sind durchwegs dieselben geblieben: Caves Stimme hat so viel Ausstrahlung und Kraft, wie man es nur selten findet, und schafft es mit manchmal verstörendem, manchmal philosophischem Gesang, den gesamten Song anzutreiben und ihm eine besondere Stimmung zu verleihen. Dies ist natürlich vorrangig bei etwas langsameren Nummern der Fall, wie dem schleichenden "Hold On To Yourself" und dem geheimnisvollen "Night Of The Lotus Eaters". Ein Stückchen grimmiger wird es bei "We Call Upon The Author", wenn Cave wie ein irre gewordener Priester zur Predigt anhebt und den Rhythmus wie einen Ketzer vor sich herjagt.
Sei das Ganze aber noch so abwechslungsreich und cool, so kommt man doch manchmal an den Punkt, an dem man sich ein paar der beruhigenden, beinah von göttlicher Ruhe gesegneten Piano-Nummern herbeiwünscht, für die man Nick Cave so liebt, durch die er sich fast definiert und die seine Stimme erst so wirklich zur Geltung bringen. Dieser Aspekt seiner Kunst geht im Getümmel des Albums ein bisschen unter, wird zugunsten von mehr Spritzigkeit und weniger Wiedererkennungswert beiseite geschoben.
Versöhnlich stimmt allerdings das finale Stück "More News From Nowhere", ein mit viel Gelassenheit und Coolness präsentierter epischer Abschluss, bei dem sich Cave, nachdem alle Geschichten erzählt sind und nichts mehr zu sagen ist, von den Hörern mit einem "I gotta say goodbye" verabschiedet.
Fazit
Mit "Dig, Lazarus, Dig!!!" zeigen Nick Cave And The Bad Seeds, dass das Seitenprojekt Grinderman nicht spurlos an ihnen vorüber gegangen ist und sie noch lange nicht zu alt sind, die Zähne zu zeigen und sich in eine Schublade stecken zu lassen – das Album steht demnach für Nick Caves Vielseitigkeit und Unverwüstlichkeit, aber leider nur teilweise für seine Einzigartigkeit.
Anspieltipps
Dig, Lazarus, Dig!!!
We Call Upon The Author
Hold On To Yourself
More News From Nowhere
Tracks
1. | Dig, Lazarus, Dig!!! | |||
2. | Today's Lesson | |||
3. | Moonland | |||
4. | Night Of The Lotus Eaters | |||
5. | Albert Goes West | |||
6. | We Call Upon The Author | |||
7. | Hold On To Yourself | |||
8. | Lie Down Here (And Be My Girl) | |||
9. | Jesus Of The Moon | |||
10. | Midnight Man | |||
11. | More News From Nowhere |
Stephanie Stummer - myFanbase
19.03.2008
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 29.02.2008Genre: Rock
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