October (Remastered, Deluxe Edition)
Knapp dreißig Jahre nach Erstveröffentlichung fahren die Jungs von U2 bzw. ihre Plattenfirma erneut mit den ersten drei Alben der Erfolgsband auf: "Boy" (1980), "October" (1981) und "War" (1983) halten Rückkehr in die Regale. Die Neuauflagen kommen mit jeweils einer Bonus-CD zurück – wofür, so erhofft man sich, eingefleischte Fans auch etwas tiefer in die Tasche greifen.
Für den Nachfolger des U2-Debüts "Boy" ließen sich Paul David Hewson alias Bono, David Howell Evans alias The Edge, Adam Clayton und Larry Mullen Junior, damals alle um die zwanzig, nur ein Jahr Zeit. Damals ahnte noch niemand, dass diese vier Namen Jahrzehnte später zum Inbegriff irischer Popmusik werden würden, die obendrein auch noch Geschichte schreiben würde. Durch den Beitritt der Bandmitglieder, mit Ausnahme von Adam, in die Christenvereinigung "Shalom" stand der Wille der Jungs, Musik zu machen, bereits früh auf dem Prüfstand: Einer Rockband anzugehören war nicht im Sinne der gottestreuen Gemeinschaft. Um Glaube und Leidenschaft miteinander verbinden und dauerhaft unter einen Hut bringen zu können, entschloss man sich, religiöse Elemente in die eigenen Songs einfließen zu lassen.
Gesagt, getan: Beschäftigte sich das erste Album "Boy" vornehmlich mit dem seinerzeit authentischen Prozess des Erwachsenwerdens, thematisierten die Iren auf "October", welches passenderweise im Oktober 1981 veröffentlicht und von Steve Lillywhite produziert wurde, jene religiöse Aspekte, die neben der Musik die zentrale Rolle im Leben des Großteils der Band spielten. Bereits in "Gloria (In Te Domine)", mit dem das Album eröffnet wird, lassen Bono und Co. keine Zweifel daran: "I - I try to stand up, but I can't find my feet. I - I try, I try to speak up, but only in you I'm complete." Dass Gott in ihrer Arbeit allgegenwärtig ist, verdeutlichen auch die Worte "I try to sing this song […] Oh Lord, loosen my lips." Sie lassen vermuten, dass Bono sich als Sprachrohr begreift. Und nicht nur als jenes Gottes, wie sich im Laufe der Jahre herausstellen sollte.
Denn wie man heute weiß, fast drei Dekaden sind seither ins Land gegangen, scheut Bono auch heiße Eisen nicht. Er geht voraus, hat eine Meinung und die tut er kund: Was manche als unangebracht bis lächerlich betiteln, ist kein süffisantes Engagementgehabe, sondern das, wozu Bono sich selbst verpflichtet hat und berufen fühlt: Die Menschen aufmerksam machen auf die Missstände in der Welt. Augen öffnen. Denn dass die Welt nicht so bleiben kann, wie wir sie machen, wusste der Anfang Zwanzigjährige schon damals: "He says he'll change the world someday/ I rejoice" heißt es im vierten Song.
"Tomorrow", das anfänglich daherkommt wie ein lupenreines, schmachtendes Liebeslied gezeichnet von Sehnsucht und Verlustangst, stellt sich nach und nach als religiöses Klagelied heraus. Den Glauben als Selbstverständnis des eigenen Ichs zeigt sich nicht zuletzt auch in "With A Shout (Jerusalem)", das sich ans schlicht-schöne Titelstück reiht. Als Live-Versionen finden sich beide Stücke auch auf der Bonus-CD wieder, die mit satten siebzehn Songs aufwartet. Darunter unter anderem "A Celebration" und "J. Swallo", die für Fans, die sich nicht unbedingt dem Erringen von U2-Raritäten verschrieben haben, lange nur schwer zugänglich waren. Den Freunden des irischen Quartetts wird diese Sonderedition also durchaus zu gefallen wissen.
Fazit
"October" wird von der Allgemeinheit nicht als Meilenstein auf dem imposanten Weg begriffen, auf den U2 Anfang der Achtziger erstmals einen Fuß setzte, ihn zunächst recht gemächlich, dann aber mit zunehmender Geschwindigkeit beschritten, bis sie in ihren goldenen Zeiten mit Jahrzehnthits wie "I Still Haven't Found What I'm Looking For", "One", "With Or Without You" oder "Beautiful Day" im Dauerlauf Meter machten. Was nur wenigen bekannt ist: Im Vorhinein der Arbeit am Zweitwerk "October" wurde Bono seine Brieftasche gestohlen, welche die gesamten Songtexte beherbergte. Dieser Vorfall zwang die Band, inhaltlich zu improvisieren. Dem bald ins Haus stehenden Erfolg tat er keinen Abbruch, und das Diebesgut dürfte mit der Zeit enorm an Wert gewonnen haben.
Artistpage
Tracks
CD 1 | 1. | Gloria | ||
2. | I Fall Down | |||
3. | I Threw A Brick Through A Window | |||
4. | Rejoice | |||
5. | Fire | |||
6. | Tomorrow | |||
7. | October | |||
8. | With A Shout (Jerusalem) | |||
9. | Stranger In A Strange Land | |||
10. | Scarlet | |||
11. | Is That All? | |||
CD 2 | 1. | Gloria (Live) | ||
2. | Fall Down (Live) | |||
3. | I Threw A Brick Through A Window (Live) | |||
4. | Fire (Live) | |||
5. | October (Live) | |||
6. | With A Shout (Jerusalem) (BBC Session) | |||
7. | Scarlet (BBC Session) | |||
8. | I Threw A Brick Through A Window (BBC Session) | |||
9. | A Celebration | |||
10. | J. Swallo | |||
11. | Trash Trampoline And The Party Girl | |||
12. | I Will Follow (Live) | |||
13. | The Ocean (Live) | |||
14. | The Cry/ Electric Co. (Live) | |||
15. | 11 O Clock Tick Tock (Live) | |||
16. | I Will Follow (Live) | |||
17. | Tomorrow ("Common Ground" Remix) |
Aljana Pellny - myFanbase
22.07.2008
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 18.07.2008Jetzt bestellen
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