Backspacer

Einfacher kann man es wirklich nicht auf den Punkt bringen: Pearl Jam haben schon viele Jahre auf dem Buckel und dennoch können sie mit ihrem neuen Output überraschen. Hier gibt es keine überemotionalen Schmachtfetzen oder Hasstiraden auf die bitterböse Welt, nein, Eddie Vedder hat mit der Erde und ihrer Bevölkerung vorerst seinen Frieden geschlossen und intoniert positiver denn je aus unseren Boxen.

Kurioserweise startet das starke Album ausgerechnet mit der schwächsten Nummer. "Gonna See My Friend" ist ein unspektakulärer Opener, der zwar die rockige Richtung andeutet, aber kaum überzeugen kann. Besonders der gewöhnungsbedürftige Refrain lässt einen förmlich im Regen stehen. Wohin soll diese Reise mit Pearl Jam gehen?

Wesentlich besser ist der wütende Rocker "Got Some", der besonders durch Vedders aufregende Stimme glänzt. Das Stück ist ganz sicher kein Hit, wächst aber stetig und bleibt bei einem "gut" stehen. Das Gütesiegel "sehr gut" hat sich die Singleauskopplung "The Fixer" verdient. Der Song ist ein derartig eingänger Rocker, den man bereits während des ersten Hörens euphorisch mitsingen kann. Der Titel ist positiv gestimmt und verursacht strahlende Gesichter. Dabei beschränkt sich der Song eigentlich auf ein ganz simples Schema, doch grade das ist ungemein und befreiend gut.

"Johnny Guitar" überzeugt als gelungene Mischung aus den drei bisherigen Songs. Ein roher Sound und die herausragende Stimme bilden das Gerüst für diesen kurzen und knackigen Song. Kurz und knackig: Das sind Pearl Jam 2009. Dann wird es für eine Weile deutlich ruhiger, ja fast gemütlich schallt "Just Breathe" aus der Anlage. Zu keiner Sekunde kitschig, sondern einfach nur ehrlich und herrlich verträumt spielt der Song musikalisch auf Sparflamme, mit einer klaren Bassline, der Akustikgitarre und den sympathischen Vocals. Leicht zugänglich ist auch "Amongst The Waves", das ebenfalls eine rundum positive Stimmung beim Hörer erzeugt. Es fehlen lediglich die Wellen und der Strand und man befindet sich gefühlsmäßig schwerelos über dem Wasser. Das vermittelt der Song perfekt und mit doch so einfachen Mitteln.

Es folgen zwei durchschnittliche Stücke. Zum einen der Midtemposong "Unthought Known", der etwas fad mit langweiligem Refrain und Gitarrensolo daher kommt. Auch der kürzeste Song des Albums, "Supersonic", kann nur mäßig überzeugen. Der Song agiert ungewöhnlich gradlinig, doch bevor der Song aufblühen könnte, ist er schon wieder vorbei. Das ist einfacher Rock, den es auf "Backspacer" deutlich überzeugender zuhören gibt (z.B. "The Fixer").

Mit "Speed Of Sound" (Nein, kein Coldplay-Cover) beginnt die Schlußphase von "Backspacer". Das Stück zügelt das Tempo ziemlich, ist melodisch erhaben und glänzt mit einigen interessanten Ideen und dem gelungenen Refrain. Doch der Song steht im Schatten des überragenden "Force Of Nature", eine großartige Nummer, die am ehesten an vergangene Band-Zeiten erinnert. Der Song braucht etwas Zeit, um sich zu entfalten und festzusetzen, doch es entwickelt sich letztlich eines der größten Highlights des Albums.

"The End" gibt, wie es der Name verrät, die Schlußakkorde des Albums ab. Die Nummer knüpft an Vedders Soundtrack zu "Into The Wild" an. Eine feine Akustik-Ballade, die nichts benötigt, außer die geniale Stimme des Frontmanns, die schon einiges erlebt hat und viele Menschen in ihrem Leben begleitet hat. Ein mehr als versöhnlicher Abschluß eines tollen Albums.

Fazit

Pearl Jam sind zurück und legen uns eines der besten Rockalben des Jahres vor. Einige kurze Schwächen verhindern leider das Maximum, doch die Band ist auf dem besten Weg zurück auf den Rockolymp.

Anspieltipps

The Fixer

Amongst The Waves

Force Of Nature

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PearlJam.com

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