A Thousand Suns
Mit diesem nunmehr vierten Album erfinden sich Linkin Park wieder einmal vollkommen neu. Die Grundidee der Sounds ist noch immer vorhanden; klangvolle Stimmen singen beziehungsweise rappen oder schreien melancholisch schwere Texte. Die LP ist gelungen bis in den letzten Ton, auch wenn sie bis auf einen goldenen Unterton nichts mehr mit dem ersten Album gemein hat.
Leise schleichen sich die ersten Töne an das Ohr des Hörers. Ein, dann zwei kurze schneller werdende Synthesizertöne, es wird lauter, schneller. Dann computergenerierte Stimmen, die eine Melodie erklingen lassen. Es folgt eine Frau, die langsam einen Textauszug aus der ersten Single "The Catalyst" singt: "God save us everyone, when we burn inside the fires of a thousand suns, for the sins of our hands, sins of our tonque, sins of our father, sins of our young".
Das zweite Lied schließt sich direkt daran an und es erklingt, was sich durch das ganze Album zieht: ein wichtiges historisches Zitat. Die Stimme des Mannes ist laut, klingt schwer und traurig. Genau wie das, was er sagt. Nun endlich folgt nach 3:03 Minuten der erste richtige Song auf dem Album. Diese ersten drei Stücke gehen fließend ineinander über. Dies ist der wohl einzige Song auf dem gesamten Album, der komplett an den Stil des dritten Albums "Minutes to Midnight" erinnert. Insgesamt langsam und schwer. Doch auch hier gibt es etwas, das man so nicht mit Linkin Park in Einklang bringt und den Hörer über den Rest des Albums weiter begleiten wird: einen wirklich erstklassig singenden, ja singenden, Mike Shinoda. Dass Chester Bennington eine wandelbare Stimme hat, ist jedem Linkin Park Hörer wohl bekannt, nun zieht Mike ihm gleich.
Das Ende dieses Komplexes wird durch das Ende des dritten Stücks eingeleitet. Es folgt "Emty Spaces", wo zunächst das Gezirpe von Grillen zu hören ist, dann Bomben im Hintergrund, die näher zu kommen scheinen und undefinierbare Stimmen.
"When They Come for Me" startet mit klangvollen Tönen, stark und aggressiv mischen sie sich mit Mikes Raps, deren Inhalt mit Worten wie "motherfucker" noch aggressiver werden. Insgesamt erinnert der Song mehr an Mikes Soloprojekt "Fort Minor", als an Linkin Park, doch als Chester einsetzt, erst leise, dann wieder lauter und schneller werdend, wird klar, dass es nicht Fort Minor ist.
"Robot Boy" steigt mit Klaviertönen ein, wird dann lauter durch das allmähliche Einsetzen weiterer Instrumente und einem Stimmenton, der zuvor schon vom Chor im ersten Stück kam, nun aber von zwei synchronen und nicht computerverzerrten Stimmen getragen wird. Es ist ein eher ruhiges Stück, das aber leider keinen Eindruck hinterlässt, da es nichts wirklich Interessantes beinhaltet, ebenso wie "Jornada del Muerto".
Erst wieder "Waiting for the End" enthält Inhalt und Klang, der sich einprägt. Um es an einer Sache festzumachen: Es ist wie beim Refrain, wo Chesters Stimme nur minimal von leisem Hintergrundpiano begleitet wird. Man könnte es fast vergessen, so schlagkräftig sind die Worte und der Text. Diese Stelle erinnerte mich stark an einen Auftritt Linkin Parks bei Rock am Ring. Damals sang Chester die ersten Zeilen aus "Breaking the Habit" solo ohne Musik. Es war ein Gänsehautmoment, wie er auch in diesem Stück vorkommt. Danach wird es nicht mehr wesentlich lauter oder schneller, es ist ein einprägsamer Song, eingerahmt von Mikes Rapparts, die jedoch mehr Melodie enthalten als sonst, am Ende sogar in richtigen Gesang übergehen.
Einen Knall beschert dem Hörer nun der folgende Song "Blackout!". Schon der Titel suggeriert mit dem Satzzeichen ein Ereignis. Er beginnt langsam, aber als Chesters Stimme einsetzt, nicht laut trotz des eher schreiend-gequälten Stils, wird die Intention des Songs klar: aufrütteln, erschüttern. Erst beim obligatorisch bisher auf jedem Album enthaltenen "Nooooo" schreit er tatsächlich. Was zunächst an "Papercut" aus dem ersten Album erinnert, geht fließend in einen Teil über, der mehr von "Reanimation", also dem Remix des ersten Albums, hat. Dann setzt kleckerweise Mikes Gesang wieder ein. Sehr gelungen.
Man merkt nun, wie sehr das Album zusammenhängt. Es ist ein Konzeptalbum, bei dem jeder Titelplatz wohl gewählt ist und nichts dem Zufall überlassen wurde. In "Wretches & Kings" wird der Stil vom Beginn des vorherigen Titels aufrecht erhalten. Ein überaus deutlich aussprechender Chester, begleitet von einem melodisch rappenden Mike. Man könnte meinen, dies sei nichts Neues auf diesem Album, aber es ist ein roter Faden, der sich durch den Long Player zieht und so wieder das Gesamtkonzept bestätigt. Auch taucht wieder ein Zitat aus der Geschichte auf, wie auch im darauf folgenden Stück, das eine Brücke zum folgenden Stück aufbaut.
Dieses klingt eher nach Snow Patrol, als nach Linkin Park. In gewisser Weise macht es Lust zu tanzen und das ist bei Linkin Park doch eine Premiere. "Fallout" kann als 1:24 Minuten langes Brückenstück danach komplett unter den Tisch fallen, da es nichts zum Album beiträgt, es wirkt, im Gegensatz zu den anderen Brückenstücken, sehr langweilig und einfallslos, fast sogar nervig und störend.
Die erste Singleauskopplung findet sich erst sehr spät im Album. Sie war für Linkin Park nicht so gut in die Charts eingestiegen und konnte sich bisher auch kaum dort beweisen. Hier ist auch die Leiche dieses Albums begraben. Es klingt kaum noch nach dem erfolgreichen Linkin Park aus "Hybird Theorie" oder "Meteora". Es ist anders, vielleicht zu anders. Aber für jeden wirklichen Fan ist dies kein Problem. Denn Linkin Park zeichneten sich schon immer durch eine Konstante aus: nicht so zu sein, wie andere sie gerne gehabt hätten. Sie wollen keinen Kommerz produzieren, sondern Musik machen, die beeindruckt, weil sie so viele verschiedenen Stile mischen und daraus etwas schaffen, das trotzdem einen zusammenhängenden Kontext schafft. In diesem Sinne ist "A Thousand Suns" ein sehr gut gelungenes Album, das mit Sicherheit nicht auf jeden Musikgeschmack abgestimmt ist und daher auch kaum von jedem geliebt werden wird.
Das Album endet mit "The Messenger". Einem wirklichen Feel-Good-Song. Eine positive, nicht selbst-zerstörerische Message an den Zuhörer: "Love keeps us kind".
Anspieltipps
Burning in the Skies
Blackout!
Wretches and Kings
Iridescent
The Messenger
Artistpage
Tracks
1. | The Requiem | |||
2. | The Radiance | |||
3. | Burning in the Skies | |||
4. | Empty Spaces | |||
5. | When They Come for Me | |||
6. | Robot Boy | |||
7. | Jornada del Muerto | |||
8. | Waiting for the End | |||
9. | Blackout! | |||
10. | Wretches and Kings | |||
11. | Wisdom, Justice, and Love | |||
12. | Iridescent | |||
13. | Fallout | |||
14. | The Catalyst | |||
15. | The Messenger |
Jamie Lisa H. - myFanbase
21.10.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 14.09.2010Veröffentlichungsdatum (DE): 08.09.2010
Genre: Rock, Alternativ
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