Bewertung
Nouvelle Vague

Couleurs Sur Paris

Nouvelle Vague, das heißt zu Deutsch: Neue Welle. Im Portugiesischen ergibt das im weiteren Sinne den Begriff Bossa Nova. Was der Bandname andeutet, ist genau das, was das Projekt der beiden Musikproduzenten Mark Collin und Olivier Libaux zu erreichen versucht – nämlich eine Neuauflage alter Songs mit Anleihen aus dem Bossa Nova, ganz im französischen Sinne der "nouvelle vague", der glamourösen Ära der 50er und 60er Jahre. Eine neue Welle alter Songs also.

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© Barclay Records

Bereits mit den Vorgängeralben "Nouvelle Vague" (2004), "Bande à Part" (2006) und "3" (2009) hatten Collin und Libaux eindrucksvoll bewiesen, dass man eigentlich fast jedem Lied einen Hauch von Bossa Nova verpassen kann. Selbst Songs wie "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division oder "God Save the Queen" von den Sex Pistols wurden zu Lounge-tauglichen Stücken umfunktioniert, was den einen gefällt, die anderen aufgrund der Heiligkeit der Originalsongs aber stört. Wieso denn einen New-Wave- oder Punk-Song in einen Bossa-Nova-Titel umwandeln, lautet die berechtigte Frage. Nun ja, weil Genremischungen sehr interessant und auch noch gut klingen können.

Nouvelle Vague nahmen sich für die ersten Alben größtenteils englischsprachige Songs vor, die teilweise aus Genres stammten, welche scheinbar in totaler Gegensätzlichkeit zum Bossa Nova stehen. Der Stilbruch zwischen Original und Cover ist bei diesem Album erneut sehr extrem, doch Collin und Libaux nehmen diesmal Klassiker aus dem französischen New Wave der 80er. Bei der Interpretation von Gamines "Voilà les Anges" säuselt eine wohlige Frauenstimme den französischen Text anstatt Paco Rodriguez von der Originalversion, Indochines "L'aventurier" wird von einer nervösen Synthie-Pop-Nummer in einen charmanten Popsong umgewandelt und niemand Geringe als Vanessa Paradis zaubert aus Étienne Dahos knalligem "Week-end à Rome" eine wunderschöne Bossa-Nova-Ballade. Überhaupt sind die weiblichen und männlichen Künstler, mit denen Nouvelle Vague diesmal wieder kooperiert haben, äußert talentiert und bieten für das jeweilige Cover genau die richtige Stimmqualität.

Rythmisch-charmant schließt "Putain Putain" an, welches dank Camilles rauchiger Stimme eine ganz wunderbare Eigendynamik entwickeln kann und in krassem Gegensatz zu seinem Original steht, einer starren New-Wave-Nummer von TC Matic. Nach dem flotten "Marcia Baila" nimmt "Anne cherchait l'amour" erst mal das Tempo raus und geht schon ein wenig ins Psychadelic, während das ruhige Poplied "Ophélie" irgendwie ein wenig zu simpel daherkommt. Flott hingegen ist Charlie Winstons Version von Kas Products "So Young But So Cold". Es folgt der erste von zwei englischen Tracks, "Sandy Sandy", das ursprünglich von Dogs stammt; das zweite englische Cover ist "2 People in a Room", was von Cocoon ganz nett aufbereitet wurde.

Interessant wird es mit der Coverversion von Manu Chaos "Mala Vida". Während das Original mit einer unheimlichen musikalischen Kraft aufwartet, die einen unmittelbar mitreißt, produziert Olivia Ruiz mit ihrer gefühlvollen Stimme eine völlig neue Stimmung, viel entspannter und mit ein bisschen mehr Tragik. Ähnliche zuckersüße Dramatik gibt es in "Amoureux Solitaires", neu eingesungen von Hugh Coltman, während das Original von der belgischen Sängerin Lio stammt. Dadurch, dass hier eine Männerstimme eingesetzt und das Stück einfach komplett vom elektronischen Synthie-Pop in lockerleichten Bossa Nova umgewandelt wurde, entfaltet sich ein ganz anderes Ambiente und es entsteht ein wunderbarer Song. Das sanfte "Sur ma mob", der ebenso flauschig-süße Popsong "Déréglée" und schließlich das etwas lautere, durchdringendere "Je Suis Déjà Parti" runden das Album gelungen ab.

Fazit

Was bleibt, ist ein entspannendes Album, das interessante und innovative Coverversionen wagt, insgesamt aber leider zu sehr in seiner eingefahrenen Stilrichtung verhaftet, um wirklich herausragend zu sein. Ein Album, das man gerne im Hintergrund laufen lassen kann, das aber nicht wirklich im Gedächtnis hängen bleibt.

Anspieltipps

Week-end à Rome

Putain Putain

Mala Vida

Amoureux Solitaires

Artistpage

NouvellesVagues.com

Tracks

1.Voilà les Angesfeaturing Coeur de Pirate
2.L'aventurierfeaturing Helena Moguerra & Louis Ronan Choisy
3.Week-end à Romefeaturing Vanessa Paradis
4.Putain Putainfeaturing Camille
5.Marcia BailaAdrienne Pauly
6.Anne cherchait l'amourfeaturing Julien Doré
7.OphélieYelle
8.So Young But So ColdCharlie Winston
9.Sandy SandySoko
10.Mala VidaOlivia Ruiz
11.Oublions l'Amériquefeaturing Nadeah Miranda
12.Amoureux solitairesHugh Coltman
13.2 People in a RoomCocoon
14.Sur ma mobMareva Galanter
15.DérégléeMélanie Pain
16.Je suis déjà partiCoralie Clément

Maria Gruber - myFanbase
16.12.2010

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