Tiger Suit

Ich muss gestehen, ich höre Musik meistens nur beim Autofahren. Deshalb definiere ich gute Musik meist auch eher danach, ob es sich dazu gut fahren lässt. Es sollte also nicht zu ablenkend sein, aber auch nicht zu einschläfernd. Das neue Album von KT Tunstall höre ich sehr gerne beim Autofahren. Man kann mitsummen, mitpfeifen (bei Lied 2 und 9 im wahrsten Sinne des Wortes) und mitsingen.

Während sich KT Tunstall bei ihrem Debütalbum "Eye To The Telescope", welches übrigens bereits 2004 erschien, noch sehr auf ihre Gitarre und ihren Gesang konzentriert, experimentiert sie dieses Mal mehr. Hintergrundgesänge, die nicht nur beim "Uummannaq Song" an afrikanische Stammesgesänge erinnern, und ein Schlagzeug verleihen den Songs mehr Tempo und eine ganz eigene Art. Die Gitarre spielt natürlich nach wie vor eine wichtige Rolle, doch diesmal ist sie teilweise digital verzerrt ("Difficulty"). Die meisten Lieder sind ein bisschen elektronisch angehaucht und was in vielen Fällen wohl nach hinten losgehen würde, passt in diesem Fall erstaunlich gut zu KTs Stimme.

Die ersten drei Songs von "Tiger Suit" gehen vorwärts. Man wird richtig mitgerissen, man galoppiert mit der Musik. Besonders zu "Push That Knot Away" lässt sich sehr gut tanzen und durch die Gegend springen. Ich hab's ausprobiert... ist ungemein befreiend. Natürlich nicht während der Autofahrt... Nachdem es bei "Difficulty" etwas nachdenklicher wird, geht's bei "Fade Like a Shadow" gleich temporeich weiter. Obwohl sie in ihren Songs Kritik übt, merkt man das teilweise gar nicht, weil die Melodien so gute Laune hervorrufen.

In der ersten Hälfte von "Lost" kann man dann ein bisschen abschalten und träumen. Nachdem man bei den vorherigen Liedern teilweise etwas gehetzt wurde, tut das wirklich gut. Bei der ruhigen Musik im Hintergrund kommt Tunstalls Stimme gleich noch viel besser raus. Ihre Klangfarbe ist angenehm, rau und sanft zugleich. Doch die Ruhe hält nicht lange an. Etwa zur Hälfte des Lieds nimmt die Nummer wieder an Tempo auf. Bei "Golden Frames" fällt nicht nur auf, dass der Stil mehr in Richtung Country und Bluegrass wechselt, sondern auch dass im Hintergrund keine weiblichen Stimmen, sondern ein Mann zu hören ist. Irgendwie hat man da ein bisschen das Bild eines Cowboys vor Augen.

Bei "Come On, Get In" kommt die alte KT wieder etwas mehr durch. Es wirkt etwas gestampfter und die Gitarre wird geschrammelt wie zuvor. Dass sie sich nach all den Jahren gar nicht so verändert hat, will sie dann wohl auch mit "(Still a) Weirdo" verdeutlichen. Es klingt stellenweise doch sehr autobiographisch. Direkt im Anschluss wechselt der Stil mit "Madame Trudeaux" wieder völlig. Tunstalls Stimme trägt zum Rhythmus der Musik bei und es lohnt sich die Betonung jedes einzelnen Wortes zu beachten. Rechnet die Schottin da etwas mit ihren englischen Nachbarn ab?

Zum Abschluss erwartet man bei "The Entertainer" eigentlich nochmal eine temporeiche Nummer, doch da liegt man falsch. Es handelt sich viel eher um eine Ballade, in der die elektronischen Anteile, die viele der anderen Lieder dominiert haben, ausgelassen werden.

Mir gefällt übrigens abseits von der Musik auch das Artwork der CD sehr gut. Während das Cover mit KT im übergroßen gestreiften Sweatshirt sehr unscheinbar wirkt, springt einem auf dem CD-Print der Tiger entgegen. Passt zum Stil von Tunstall, die nach Außen sehr darauf bedacht ist, nicht sonderlich aufzufallen, sondern eher ihre Musik für sich sprechen zu lassen. Und der Tiger passt diesmal sehr gut dazu.

Fazit

Es fällt mir ganz und gar nicht schwer diesem Album die volle Punktzahl zu geben. Ich habe einfach nichts daran auszusetzen. Alle Lieder passen wunderbar zusammen, ich liebe die raue Stimme von KT und was sie dieses Mal aus den Melodien gemacht hat, überzeugt mich. Es fällt einfach schwer die sympathische Sängerin mit ihrer tollen Musik nicht zu mögen.

Anspieltipps

Uummannaq Song

Difficulty

Fade Like a Shadow

Artistpage

KTTunstall.com

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