Bewertung
Avril Lavigne

Goodbye Lullaby

Hach, was war ich damals in Avril Lavigne verknallt. Da dachte ich, dass sie eine wunderbare Songwriterin, Sängerin und generell ein ganz liebes Mädchen sei. Vier Alben später hat sich einiges verändert. Sowohl was Avril Lavignes Karriere angeht, als auch meine Gefühle gegenüber der Kanadierin. Doch das neue Album "Goodbye Lullaby" ist ein kleiner Trip in die Vergangenheit...

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Leicht hatte es die kleine Sängerin sicherlich nicht. Immerhin war ihr Debüt "Let Go" mit den Singles "Complicated", "Sk8er Boi" und Co. ein massiver, weltweiter Erfolg. Der Nachfolger zeigte dann andere Facetten von Lavigne. Das Klavier und tiefere Gitarren standen im Vordergrund und "Under My Skin" lieferte einige wirkungsvolle Perlen ("Together", "Forgotten") ab. Es folgte der Bruch mit dem überambitionierten und ungewöhnlich poppigen "The Best Damn Thing", das über keine lange Haltbarkeit verfügte. Man hatte das Gefühl, dass die Künstlerin, der man zuhört, einfach nicht die liebgewonnene Avril war. Es gab eine längere Ruhephase und nun ist das vierte Album "Goodbye Lullaby" erschienen. Und es könnte vorerst die letzte Chance für Avril sein, sich auch künstlerisch zu etablieren.

Eines vorweg, das Album ist in der Tat um Längen besser als der Vorgänger, der nur durch seine guten Balladen überzeugen konnte. Allerdings wirkt "Goodbye Lullaby" wie eine B-Seiten Sammlung der bisherigen drei Veröffentlichungen. Die Single "What The Hell" kann sich zum Beispiel bestens auf "The Best Damn Thing" einreihen. Unterschiede zu "Girlfriend" sind wirklich nur geringfügig. Dennoch ist der Song ein gelungener Ohrwurm. Auch die (mögliche) zweite Single "Smile" ist peppig und sehr eingängig. Die Produktion von Max Martin und Co. ist dabei amtlich gelungen. Da kann man nicht meckern. "Smile" gefällt, obwohl er lyrisch gelinde gesagt, absoluter Müll ist. Da konnte man schon besseres von Lavigne lesen. Auf der anderen Seite gibt es viele Songs nach dem klassischen Schema, das auf "Under My Skin" schon für Erfolg sorgte, aber oft nicht über das Durchschnittsniveau hinaus kam. Da wäre zum Beispiel die Akustik-Ballade "Push", die nach einer Weile ziemlich langweilt. "I Love You" ist ähnlich gelagert, geht aber mehr ins Tempo und enthält auch einen einfachen, aber melodisch gelungenen Refrain.

Der vielleicht stärkste Titel des Albums ist "Everybody Hurts", der mich ein wenig an "Nobodys Home" (Under My Skin) erinnert. Ein gefühlvoller Song, mit toller Melodie und Avrils schönem Gesang, der zum Glück auf 2/3 des Albums nicht mehr so zickig und fürchterlich klingt wie auf "The Best Damn Thing". Es gibt auch Songs die sogar an das Debüt "Let Go" angelehnt sind, wie die nette Ballade "Not Enough". Ein herausragender Track neben "Everybody Hurts" ist die akustische Midtempo-Nummer "Darlin‘". Der Song fordert Avrils Stimme heraus und sie meistert die dramatische Melodie problemlos. Generell hat sich die Kanadierin stimmlich sehr verbessert, wenn ich mich da an ihre Auftritte der ersten Tour erinnere. Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass die Produzenten weitestgehend auf Stimmen-Effekte (Vocoder, Autotune) verzichtet haben. Heutzutage ist das ja leider nicht selbstverständlich.

Den gelungenen Abschluss der regulären Trackliste macht die Piano-Ballade "Goodbye", die auch zu den besten Songs des Albums gehört. Mit lieblicher Stimme haucht sich Lavigne durch den wunderschönen Song. Ich vermute, dass der Song auch noch als Single herhalten muss. Als Bonussong gibt es noch den Titelsong zu Tim Burtons "Alice in Wonderland" Variante. Stimmlich dürfte "Alice" zu den besten Songs ihrer Karriere gehören. Hier kann Avril beweisen, dass sie eine wirklich tolle Sängerin ist, wenn man sie nur lässt.

Fazit

"Goodbye Lullaby" ist ein kleiner Rückschritt, aber im positiven Sinn. Die Pop-Orgie von "The Best Damn Thing" scheint vergessen. Zurück sind die Akustik-Gitarre und das Klavier. Eine starke Songwriterin ist die Sängerin immer noch nicht und auch ihre Texte unterscheiden sich nicht von ihrem Debütalbum, bei dem sie noch nicht einmal volljährig war. Trotz allem werden ihre Fans sehr zufrieden sein mit dem Album und auch ich habe meine alte Liebe in einigen Stücken wiedererkennen können.

Anspieltipps

Smile

Goodbye

Everybody Hurts

Darlin

Alice

Artistpage

Avril.de

Tracks

1.Black Star
2.What the Hell
3.Push
4.Wish You Were Here
5.Smile
6.Stop Standing There
7.I Love You
8.Everybody Hurts
9.Not Enough
10.4 Real
11.Darlin
12.Remember When
13.Goodbye
14.Alice (Extended Version)

Christian Finck - myFanbase
10.04.2011

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