Brixton 2009/Live in Europe
Wer die DMB mal live sehen durfte, der weiß was das Wort "Konzert" wirklich bedeuten kann. Ohne Frage gehören die Mannen um Sänger und Gitarrist Dave Matthews zu den besten Musikern, die man sich überhaupt auf einer Bühne angucken kann. Während die Band in den USA die größten Stadien ausverkauft, fristet sie in Europa immer noch ein Dasein als ewiger Geheimtipp. Trotzdem versuchte man es in der Saison 2009/2010 endlich mal wieder das europäische Publikum für sich zu gewinnen. Entstanden ist dabei u.a. die unvergessliche Aufzeichnung aus der Londoner Brixton Academy.
Passend zur Veröffentlichung des Albums "Big Whiskey and the GrooGrux King" nahm dieses natürlich einen Großteil des Tourprogramms ein. Auffällig, aber nicht überraschend, sind die meisten Songs des letzten Studioalbums auf der Bühne noch um einiges gefälliger und verspielter, trotz ihres ohnehin schon vorhandenen Popappeals. Aber alles der Reihe nach. Die DVD beginnt mit einem kleinen Intro mit Szenen vor dem Einlass zur Show. Bereits hier wird klar, welche Dimensionen diese Band in ihrer Karriere erreicht hat. Leute aus allen Teilen der Welt reisen zu den Konzerten, egal wohin, egal was es kostet. Auch das Alter spielt keine Rolle. Ob jung oder alt, die Musik verbindet.
Dann geht es auch schon mit dem epischen "Don't Drink the Water" los, dass im Refrain so einfach und perfekt zu gleich ist. Bereits hier beweist Dave Matthews, dass seine Stimme unfassbar viel Magie in sich trägt. Erster Song – erste Gänsehaut auf dem Armen. Auch der Rest der Band ist bestens in Form. Sympathieträger Carter Beauford kaut lässig Kaugummi, macht Faxen und lächelt fleißig ins Publikum ohne je seine wichtigsten Sticks außer Acht zu lassen. Stefan Lessard schwingt seinen Bass ganz cool über die Bühne, während Boyd Tinsley in unnachahmlicher Art seine Violine über die Bühne trägt, natürlich mit seinem Markenzeichen, der Sonnenbrille. Spätestens beim grandiosen "So Damn Lucky" zeigen auch Jeff Coffin, Tim Reynolds und Rashawn Ross als nicht ganz so feste Bandmitglieder ihr großes Können. Es macht einfach verdammt viel Spaß diesen Männern beim Musikmachen zu zusehen. Zumal auch immer unerwartetes passieren kann. Da werden manches Mal Songs nach über 10 Jahren wieder ausgegraben, kurze Songs werden zu 20 Minuten-Epen oder ganz neue Stücke einfach improvisiert. Ein Erlebnis ist eine DMB-Show immer.
Dass die Amerikaner nicht nur sanft und melancholisch sind, sondern auch einfach mal richtig losrocken können, zeigen zum Beispiel die Performances der neueren Songs, wie "Shake Me Like a Monkey" oder das dem verstorbenen Mitglied LeRoi Moore gewidmete "Why I Am". Fast zu Tränen rührend ist die Atmosphäre in der Academy bei "Funny the Way It Is". Spätestens bei den furiosen Soli kann man einfach nicht darüber hinweg sehen, wie genial diese Band ist. Die Jam-Freunde kommen dann mit den üblichen verspielten und wahnwitzigen Versionen von "#41" oder "Lie in Our Graves" auf ihre Kosten. Es ist wunderbar zu beobachten, wie die Musiker auf der Bühne miteinander harmonieren. Wer den Grammy-Auftritt der DMB 2010 gesehen hat, weiß auch, wie grandios die Ballade "You & Me" live funktioniert. Zwar hat die Band in London nicht das riesige Orchester und den großartigen Chor bei sich, aber auch gestripped erfüllt das Stück alle Erwartungen. Für mich sowieso, eines der schönsten Liebeslieder aller Zeiten. Das an The Police erinnernde "Lying in the Hands of God" macht genauso weiter. Tiefgehend unter die Haut.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es aber trotzdem, denn mit "Dive In", "Time Bomb", "Spaceman" und dem obligatorischen "Two Step" sind vier der wichtigsten Songs nur als Bonus Tracks anwählbar. Also es ist natürlich toll, dass die Songs überhaupt auf der DVD sind, aber es ist schon umständlich wenn man sie separat schauen muss. Wer die Dave Matthews Band bis dato gar nicht kennt, sollte sich dringend die Live-Version von "Two Step" ansehen. Eine derartige Spielfreude und Kreativität kann man heute nur noch selten sehen. Ein gigantischer (ja mir gehen die Superlative aus) Song, mit vielen Tempowechseln, Motivvariationen, wundervollen Melodien und waghalsigen Soli. Vermutlich der beste Song der Band.
Qualitativ ist die DVD natürlich ebenfalls erhaben. Der Sound, sowohl in Stereo als auch 5.1 vorhanden, ist wunderbar abgemischt und vermittelt ein authentisches und druckvolles Musikerlebnis. Die Bildqualität ist auf gehobenem DVD-Niveau.
Vor kurzem wurde die Show als Single-DVD veröffentlicht. Fans und Liebhaber können aber auch weiterhin auf die üppig ausgestattete Version zurückgreifen. Diese liefert neben der DVD auch 3 CDs von einer Italien-Show und ein großes, bebildertes Buch ab. Must Have!
Fazit
Was bleibt, ist ein faszinierendes Dokument der Live-Qualitäten dieser großen Band. Wer sie beispielsweise, wie ich, auf dieser Tour sehen konnte, weiß wovon ich rede. Wer diese Band sehen darf, kann Live-Musik erst wirklich schätzen. Schade, dass es nur wenige Musiker gibt, die Mainstream und Leidenschaft gepaart so vermitteln können.
Artistpage
Technische Details
Sprache: Englisch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Region: Alle Regionen
Laufzeit: 175 Minuten
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Inhalt/Tracks
1. | Intro | |||
2. | Don't Drink the Water | |||
3. | Squirm | |||
4. | So Damn Lucky | |||
5. | Shake Me Like a Monkey | |||
6. | Crash into Me | |||
7. | Funny the Way It Is | |||
8. | So Much to Say | |||
9. | Anyone Seen the Bridge? | |||
10. | Lie in Our Graves | |||
11. | Seven | |||
12. | Why I Am | |||
13. | #41 | |||
14. | You & Me | |||
15. | Lying in the Hands of God | |||
16. | All Along the Watchtower | |||
17. | Gravedigger | |||
18. | Alligator Pie | |||
19. | Tripping Billies | |||
20. | End Credits | |||
21. | Dive In (Bonus Track) | |||
22. | Time Bomb (Bonus Track) | |||
23. | Spaceman (Bonus Track) | |||
24. | Two Step (Bonus Track) |
Christian Finck - myFanbase
25.07.2011
Diskussion zu dieser DVD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 22.12.2009Veröffentlichungsdatum (DE): 22.04.2011
Genre: Rock, Jazz
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