Bewertung
Death Cab For Cutie, Frightened Rabbit

Death Cab For Cutie & Frightened Rabbit – Muffathalle, München

Mit ihrem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Album "Narrow Stairs" im Gepäck machten Death Cab For Cutie letzten Freitag in München Station und spielten vor der ausverkauften Muffathalle ein Set, das einen guten Überblick über ihre Schaffensphase bot. Die gute Nachricht: Aus musikalischer Sicht konnte man fast nichts an dem Konzert aussetzen, Death Cab boten einen sehr ausgefeilten und teilweise überraschend rockigen Sound. Die schlechte Nachricht: Das Gefühl, das Konzert einer Boyband zu besuchen, ließ einen einfach nicht los.

Foto: Copyright: myFanbase/Stephanie Stummer
© myFanbase/Stephanie Stummer

Aber alles schön der Reihe nach: Dass der regelrechte Hype um Ben Gibbard und Co, der von "O.C., California" ausgelöst wurde, bei einem Konzert natürlich zu spüren sein würde, damit musste man rechnen – dass sich die Scharen von pubertierenden Mädchen aber tatsächlich so wild gebären würden, überstieg meine schlimmsten Befürchtungen.

Das zeigte sich schon mal ganz gut am Beispiel "Vorband": So manch einem oder einer schien entgangen zu sein, dass so etwas wie eine Vorband tatsächlich üblich ist und begann, als das Licht abgeschaltet wurde, wie auf Knopfdruck zu brüllen, was das Zeug hielt – um dann enttäuscht innezuhalten, als klar war, dass die Personen auf der Bühne ganz sicher nicht Death Cab waren ... "ah, da kommt vorher noch eine andere Band!". Stimmt genau!

Frightened Rabbit mit ganz bezauberndem schottischen Dialekt kamen dann aber doch ganz gut an, vor allem, weil sich anscheinend ein paar echte Kenner unters Volk gemischt hatten. Der Burner ihres Auftritts waren jedoch nicht die leidenschaftlich und mit äußerster Konzentration vorgebrachten Songs, sondern schlicht und einfach eine Danksagung an Death Cab For Cutie – und wie sie auf einmal alle klatschten und jubelten!

Noch lauter war der Jubel natürlich, als die Herren die Bühne dann um 21:30 persönlich betraten und alle Blicke etwas länger an dem einen Typen in der Nähe des Mikros hängenblieben, der ja doch irgendwie Ben Gibbard ähnlich sah – nur mit längeren Haaren, brillenlos und stark erschlankt. So natürlich noch besser ins Mädchenschwarm-Konzept passend, leitete er den Abend gleich mal mit dem Opener des neuen Albums ein. Das auf der CD schon sehr rockige "Bixby Canyon Bridge" klang live noch eine Spur fetziger und nicht mehr wirklich nach den netten, schüchternen Indie-Stücken, mit denen man Death Cab sonst verbindet.

Danach führte der Weg über einige Klassiker wie "The New Year" oder "We Laugh Indoors", die bereits beim ersten Ton erkannt und bejubelten wurden, zu "Crooked Teeth", das dann nicht mehr bejubelt, sondern hysterisch bekreischt wurde. Gibbards Standard-Aussagen wie der obligatorische Satz "We're Death Cab For Cutie from Seattle, Washington" (als hätten wir es an diesem Abend jemals vergessen!) gingen ebenfalls im immer heftiger werdenden Gekreische unter – der Höhepunkt folgte allerdings beim "Dreier" aus ihrem Durchbruchalbum "Plans": "Summer Skin", "Soul Meets Body" und "I Will Follow You Into The Dark" waren hintereinander eindeutig zuviel des Guten.

Auch wenn besonders die beiden letzten zu meinen Lieblingsstücken gehören, konnte ich sie kein bisschen genießen. Der Text von "I Will Follow You Into The Dark", der vermutlich der schönste Death Cab-Text überhaupt, eignet sich nun mal nicht zum Laut-im-Chor-Brüllen und noch weniger ist dieser doch sehr intime und eigentlich nicht für Hallen geeignete Song dazu bestimmt, dass man einfach so mal dazwischenbrüllt, weil Gibbard vielleicht in diesem Moment besonders süß aussieht oder weil man gerade sonst nichts anderes zu tun hat – furchtbar!

So konnte ich nur erleichtert ausatmen, als die letzten Töne von "I Will Follow You Into The Dark" verklangen und sich die fiese Bassline von "I Will Possess Your Heart" ihren Weg durch die Menge bahnte. Live wirkt dieses Stück einfach viel besser, weil der lange Jam am Anfang authentischer rüberkommt und der grummelnde Bass gänsehauttechnisch natürlich sein Übriges dazu beiträgt.

Die zweite Hälfte des Konzerts gestaltete sich angenehmer, entweder war das Publikum mit der Zeit etwas müde geworden oder es kannte nicht mehr allzu viele Songs. Dabei bot auch dieser Teil mit "We Looked Like Giants" oder der neuen Single "No Sunlight" noch einige Highlights, bis schließlich als Abschluss wie erwartet "The Sound Of Settling" erklang.

Gibbard ließ anschließend noch einmal ein paar Dankesworte an Frightened Rabbit und die üblichen Floskeln, auf die er sich den ganzen Abend über beschränkt hatte, vom Stapel, um sich mit der Band anschließend bis zur Zugabe "zurückzuziehen".

Die Zugabe gestaltete sich schließlich aus vier weiteren Songs, von denen der letzte natürlich den bleibendsten Eindruck hinterließ: Mit "Transatlanticism" zeigten Death Cab noch mal, was sie wirklich draufhaben und wieviel Gefühl und Gänsehaut sie erzeugen können. So stimmte mich der Ausgang des Konzerts noch mal versöhnlich – und sogar gewisse Teile des Publikums standen diesmal still und lauschten einfach nur der Musik.

Fazit

Auch wenn Death Cab durch den Hype um ihre Band ein wenig an Glaubwürdigkeit eingebüßt haben und von kreischenden Teenieschwärmen wie eine Boyband verehrt werden, tut das der Qualität ihrer Musik keinen Abbruch – allerdings fühlt sich ihre Musik in besagter Umgebung nur halb so gut an, wie sie es eigentlich könnte. So wurde dem Gesamteindruck trotz schöner Songauswahl und eigentlich recht anständiger Performance ein Dämpfer versetzt, da sich irgendwie nie eine gute, einträchtige Stimmung entwickeln konnte.

Setlist

Bixby Canyon Bridge / The New Year / We Laugh Indoors / Photobooth / Crooked Teeth / Grapevine Fires / Summer Skin / Soul Meets Body / I Will Follow You Into The Dark / I Will Possess Your Heart / Cath ... / We Looked Like Giants / A Movie Script Ending / Long Division / No Sunlight / The Sound Of Settling

Zugabe: Title & Registration / 405 / Your Heart Is An Empty Room / Transatlanticism

Stephanie Stummer - myFanbase
29.11.2008

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