Bewertung

Review: #2.09 Die Uhr läuft ab

Foto: Lamorne Morris, New Girl - Copyright: 2011 Fox Broadcasting Co.; Autumn DeWilde/FOX
Lamorne Morris, New Girl
© 2011 Fox Broadcasting Co.; Autumn DeWilde/FOX

Die eigene lebensweltliche Bestimmung zu finden ist ein schwieriger Prozess. Was will ich mit meinem Leben auf beruflicher Ebene anfangen? Mit welchem Menschen kann und will ich eine enge romantische Beziehung eingehen und wann ist eigentlich der richtige Augenblick gekommen, um intensiver über den eigenen Nachwuchs nachzudenken? Alles Fragen, die den Menschen an einem bestimmten Punkt im Leben immer intensiver beschäftigen. Den Fragen der persönlichen Lebensgestaltung geht auch die neunte Folge der zweiten Staffel von "New Girl" auf verschiedenen Ebenen nach.

Bei Cece und Jess geht es ums Kinderkriegen und die Angst, zu lange zu warten, bei Schmidt geht es vielmehr um das Finden des richtigen Partners und die Erkenntnis, dass Liebe dabei eine gewichtige Rolle spielt und bei

Winston und Nick geht es um berufliche Erfüllung, die der eine bereits gefunden und der andere immer noch verzweifelt am Suchen ist. Dieser Cocktail verschiedenster, nicht irrelevanter Fragen ergibt schlussendlich eine von ruhiger Nachdenklichkeit durchzogene Folge, bei der die humoristischen Aspekte etwas in den Hintergrund gedrängt werden.

"Give my nipples a purpose."

Nach einem gemütlichen Abendessen mit einem befreundeten lesbischen Pärchen bekommen Cece und Jess Panik, wurde ihnen durch dieses gerade schwanger gewordene Pärchen doch klar gemacht, dass nicht ewig mit dem Kinderkriegen gewartet werden kann und einige Frauen schon in ihrem Alter in die Unfruchtbarkeit steuern. Das Thema des Kinderkriegens und -wollens und der angestrebten Familiengründung ist ein altbewährtes erzählerisches Sitcom-Stilmittel, um die einzelnen Charaktere in einen Zustand des Sinnierens über ihr eigenes Leben zu bringen. Hier wird die aufkommende Panik von Jess schön dargestellt, die hier ihre sympathisch-durchgeknallte Art wieder mit einem Maß an Ernsthaftigkeit verbinden kann und so in dieser Folge einen tollen Eindruck hinterlässt.

Auch deshalb, weil sie eine richtige gute Freundin für Cece ist, die wesentlich abgeklärter mit der drohenden Unfruchtbarkeit umgeht. Aber nur bis zu dem Moment, als sie erfährt, dass ihre Fruchtbarkeit schon auf dem absteigenden Ast ist und sie somit wie aus dem Nichts mit einer existentiellen Frage konfrontiert wird, die sich sicherlich auch auf ihre Beziehung mit Robby auswirken wird. Die Frage, ob der momentane Partner tatsächlich derjenige ist, mit dem man auch seine zukünftigen Kinder aufziehen will, ist eine entscheidende in der Entwicklung einer Beziehung und kann diese auch leicht zum Einsturz bringen. Die Mischung aus Fruchtbarkeits-Witzen und existenziellen Fragen werden hier recht gekonnt miteinander vermengt und ergeben eine durchaus substanzielle Storyline. Auf humoristischer Ebene war der Moment, in dem Winston und Schmidt Jess ungefragt anbieten, sie zu schwängern, ein echtes Highlight, auch weil Nick dazu wieder einen wunderbar Nick-typischen Kommentar abgibt.

"I was bored and cold."

Die Schmidtschen Abenteuer dümpeln in dieser Woche mal wieder ziemlich vor sich hin, bekommt er doch nur wieder eine laue Sex-Storyline ab, die sich schnell auf ein gewohntes, nach all der Zeit ziemlich ödes Niveau eingependelt hat. Die Sprüche und Eigenheiten von Schmidt sind zwar immer noch ganz amüsant, waren aber auch schon wesentlich spaßiger. Schmidts Besuch beim Frauenarzt bot dann noch eine ganz nette Szene, mehr aber auch nicht. Erst, als in der letzten Hälfte der Folge etwas ernstere Töne angeschlagen werden, gewinnt diese Storyline eindeutig mehr an Substanz. Die Realisierung von Seiten Schmidts, dass der Sex mit Cece deshalb so schön und unkompliziert war, weil er sie geliebt hat, ist eine für ihn zentrale Erkenntnis, die mit Sicherheit noch von großer Bedeutung für den weiteren Verlauf der Serie sein wird. Auch deshalb, weil Cece sich jetzt auch verstärkt Gedanken über ihre momentane Beziehung machen wird. Und langsam könnte Schmidt auch wieder mal mehr zu tun bekommen, als stupide Männlichkeitswettbewerbe und alberne Sex-Geschichten.

"We need real life experience."

Bei Winston und Nick geht es abschließend weniger um romantische Verwicklungen, als vielmehr um berufliche Erfüllung. Winston hat diese bei seinem Job beim Radio-Sportsender annähernd gefunden, auch wenn er dafür oftmals mitten in der Nacht seinen Dienst antreten muss. Nick hingegen befindet sich weiterhin auf einem Selbstfindungstrip, auf dem er sich eigentlich auch schon seit Anfang der Serie befindet. Sein nächstes Projekt ist ein Zombie-Roman, dessen thematischer Kern schon in der letzten Folge sehr humorvoll aufgegriffen wurde. Dass Nick sich als Schriftsteller im Stil von Ernest Hemingway neu erfinden will, ist wieder mal eine wunderbare Idee, die zu allerhand schönen Momenten führt, auch deshalb, weil Nick und Winston hier endlich mal wieder sehr gut miteinander harmonieren und tolle Freundschaftsmomente miteinander teilen.

Der betrunkene Nick im Zoo ist dann mal wieder gleichermaßen lustig, wie auch ungeheuer sympathisch, und auch dass es ihm schlussendlich tatsächlich gelingt, seinen Roman fertig zu stellen, muss ihm hoch angerechnet werden, auch wenn sich dieser sich auf einem eher bescheidenen Niveau befindet, wie in einer sehr schön gestalteten Schlussszene deutlich wird. Gerade diese Schlussszene rundet diese gelungene Folge auch wirklich gut ab, handelt es sich dabei doch um eine dieser berüchtigten Wohngemeinschafts-Freundschafts-Momente, die immer wieder aufs Neue funktionieren und einem das Herz aufgehen lassen.

Fazit

Bis auf die größtenteils wenig überzeugende Schmidt-Sex-Eskapaden-Storyline hat man es hier mit einer Folge auf gehobenem Zweite-Staffel-Niveau zu tun, die vor allem durch die thematische Zentrierung auf wichtige lebensweltliche Problemfelder an Substanz gewinnt und von einer leisen Ernsthaftigkeit getragen wird, die der Serie durchaus gut steht.

Moritz Stock - myFanbase

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