Bewertung

Review: #4.08 Conor McNamara

Foto: Dylan Walsh, Nip/Tuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Dylan Walsh, Nip/Tuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nachdem Episode #4.07 Burt Landau mich in allen Punkten überzeugen konnte, muss man bei Episode #4.08 Conor McNamara einige Einbußen hinnehmen. Dies liegt u.a. daran, dass man mit dem Folgentitel gewissermaßen für Verwirrung sorgt und es vielmehr um Sean McNamaras Vergangenheit ging.

Das Ende einer Freundschaft

Bereits in meiner Review zu #2.04 Mrs. Grubman hatte ich angesprochen, dass ich mir eine Freundschaft zwischen Christian Troy und Mrs. Grubman gut vorstellen könnte. Jedoch finde ich es etwas mager von den Autoren, das Potenzial aus Folge #2.04 Mrs Grubman nicht genutzt zu haben. Es könnte zwar sein, dass es an anderen Verpflichtungen von Ruth Williamson gelegen hat, allerdings hätte man sie hin und wieder mal so erwähnen können.

Stattdessen wird in dieser Folge nur erwähnt, dass Christian sie mal im Pflegeheim besucht hat, jene ihn aber nicht sehen wollte. Allerdings ist dies nicht das einzige, was mich an diesem Handlungsbogen stört. Zwar hat sie ihr Schicksal gut gemeistert und es hat mich auch ungemein gefreut, sie wiederzusehen. Jedoch hat man ihr kurzerhand eine Krebserkrankung auf den Leib geschrieben, die auch nicht mehr heilbar ist. Man könnte es fast als eine Art Ironie des Schicksals bezeichnen, da sie sich ja nur aus dem Grund nochmals operieren lassen hat, da ihre Tochter selbst an Krebs erkrankt war und Mrs. Grubman im Todesfall, für ihre Enkelin hätte da sein können. Vielleicht kann man ihre Krebserkrankung als 'Strafe' bezeichnen, weil sie sich so oft unters Messer gelegt hat.

Egal wie man es auch dreht und wendet, bei mir ist immer ein fader Beigeschmack dabei, der einfach nicht verschwinden mag. Dabei gefiel es mir sogar recht gut, dass man den Charakter nicht gänzlich in eine andere Richtung gelenkt hat. Dennoch hätte ich nicht nochmal gebraucht, mir eine Schonheits-OP anzusehen (zumal sie schon tot war), auch wenn Christian ihr den letzten Wunsch erfüllen wollte und ich das sehr nobel von ihm fand.

Allerdings habe ich die Vermutung, ihr Wunsch bestand viel mehr darin, dass Christian ihr 'Liebesgeständnis' erwidert und ihr nochmals versichert, keine Operation nötig zu haben. Ja, er hat es ihr gesagt und für mich war es sogar verständlich, dass er seiner Wut erst einmal Luft gemacht hat. Wobei ich denke, es war vielmehr die Traurigkeit über ihr Ableben, die aus ihm gesprochen hat. Umso trauriger finde ich es eben auch, dass man diese Freundschaft nicht weiter ausgebaut und sie eher am Rande behandelt hat.

Ganz kurz möchte ich noch auf die Gesangsszene von Ruth Williamson eingehen. Auch wenn diese Szene von Christians Illusion einen kleinen Hauch von Kitsch hatte, so war ich doch sehr erstaunt, welch ein Stimmwunder die Schauspielerin ist. Möglicherweise liegt es auch mit daran, dass ich sie noch nie habe singen hören. Der Song war für mich stimmig und hat auch widergespiegelt, was Mrs. Grubman in ihrem tiefsten Inneren empfunden hat.

Anziehungskraft

Ich freue mich immer, wenn Marlowe auftaucht, da ich die Chemie zwischen Peter Dinklage und Joely Richardson total mag! Dass zwischen den beiden eine Anziehungskraft besteht, durfte man schon durch die ein oder andere Folge erkannt haben. Hinsichtlich der emotionalen Situation kann man auch verstehen, warum Julia die Anwesenheit von Marlowe so wichtig ist.

Schon am Anfang der Staffel hatte ich angemerkt, dass er wohl ein wichtiger Freund für Julia werden könnte, da Marlowe der einzige ist, der sie in der derzeitigen Situation verstehen wird. Das sehe ich auch nach wie vor so. Inwieweit sich die Gefühle der beiden noch entwickeln werden, bleibt in meinen Augen noch offen. Dass sich natürlich durch die enge Zusammenarbeit der beiden eine Verbundenheit bildet, finde ich ganz authentisch. Wie schon vermutet, ist Marlowe ein enger Freund für Julia geworden und sie vertraut sich ihm viel eher an als Sean, was ich nach den neusten Entwicklungen (auf die ich später noch näher eingehe) sogar logisch finde.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Kuss ein Ausrutscher gewesen ist und wie man ja mitbekommen hat, wollte Julia ihn Sean sogar beichten. Man könnte zwar jetzt sagen, dass sie genauso wie Sean ist, aber ich finde, da sie ihrem Mann sowieso sagen wollte, was geschehen ist, ist es nicht richtig vergleichbar.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass Marlowe bei dem Gespräch anwesend war. Immerhin ist er nach wie vor ein Außenstehender, der die ganze Situation besser erfassen kann und auch nicht emotional reagiert. Dass Sean ihn nicht dabei haben wollte, war vollkommen klar, weil er nicht nachvollziehen kann, warum sich seine Frau Marlowe anvertraut. Das könnte noch für einige Spannungen sorgen. Allerdings befürchte ich ein bisschen, dass Seans Reaktion sehr hart ausfallen dürfte und er vielleicht seine Beobachtung bezüglich Marlowe wieder auf den Tisch bringen könnte.

Seans Vergangenheit

Irgendwie bin ich absolut sprachlos und enttäuscht über Seans Entwicklung. Es ist nicht so, dass mich Seans Schicksal nicht berührt, aber ich empfinde es als eine Frechheit, dass man den Zuschauern über drei Staffeln dieses Geheimnis vorenthält. Ich meine ja nicht, dass man es hätte raus posaunen sollen, aber zumindest hätte man von Beginn an dieser Staffel winzige Hinweise streuen können, die zumindest Julia in das Geheimnis Seans einweihen.

Jedoch blieb auch sie all die Jahre (!) darüber im Unklaren, was Sean in seiner Kindheit zu erleiden hatte. Dass er selbst ein ähnliches Leiden wie sein Sohn hatte, verursacht bei mir leider aber nur geringfügig Mitgefühl für sein Verhalten. Vielmehr gewinne ich durch diese Offenbarung noch immer den Eindruck, dass sich die Folge eben nicht um Conor selbst dreht, sondern um Sean.

Man kann aber nun nachvollziehen, warum er darauf so besteht ihn zu operieren. Klar, dass Sean nicht möchte, dass Conor ähnliche (spätere) Erfahrungen durchmachen muss. Und vielleicht ist es sogar hinsichtlich dessen, wie Sean sich gegenüber dem Jungen und seinem Vater benommen hat, besser. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er seinen Sohn dazu erzieht, genügend Selbstvertrauen zu haben, damit ihn solche Bemerkungen wie des Jungen nicht so sehr treffen.

Seans Vergangenheit wirkt hier wie eine Wiederholung von Quentin Costas Schicksal, bzw. das von Kit. Wenn ich mich nämlich richtig erinnere, wurde Quentin nur deswegen Schönheitschirurg, damit seine Schwester wegen ihres Aussehens nicht mehr gehänselt wird. Insofern könnte man dies als Altbewährtes bezeichnen, da ja auch Sean wegen seiner Vergangenheit diesen Beruf erwählt hat.

Was allerdings in der dritten Staffel für mich wunderbar funktioniert hat, wirkt in Staffel vier angestrengt und teilweise einfallslos. Ich hätte mir nach wie vor gewünscht, dass Sean die Operation abgesagt hätte und er vielleicht eine Diskussion mit Julia darüber geführt hätte. Aber nicht so eine, wie wir sie schon des Öfteren erlebt haben, sondern eine, in der Sean sehr genau und verständlich erklären kann, warum genau er die Operation für wichtig hält. Ich glaube sogar, wenn er wirklich mal über seine Vergangenheit und sein Trauma sprechen würde, wäre es für beide sehr viel einfacher mit der Behinderung ihres Sohnes umzugehen.

Sehr gut gefiel mir nämlich auch, dass Marlowe angesprochen hat, was eine solch schwierige Operation im Kindesalter später für Folgen haben kann, bei dem Sean ein sehr gutes Beispiel ist. Ich hoffe und wünsche mir wirklich, dass man hier noch etwas näher darauf eingehen wird im weiteren Staffelverlauf.

Fazit

Leider hat diese Folge einige Schwachpunkte aufgewiesen, über die man nicht einfach hinwegsehen kann. Dass Sean selbst eine Operation wegen seiner entstellten Lippe hatte, festigte nur noch mehr den Eindruck, als ginge es nur um ihn und sein Ego. Auch die Storyline rund um Mrs. Grubman konnte diesmal nicht richtig punkten, weswegen man recht enttäuscht zurückbleibt.

Daniela S. - myFanbase

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