Bewertung

Review: #1.05 Für immer bis jetzt

Krankenhausfolgen sind in jeder Serie immer ganz besonders spannend und emotional – das kann auch bei "October Road" nicht anders sein. Und so bietet der Unfall des jüngsten Castmitglieds, Sam, die Gelegenheit, allerlei angefangene Storylines voranzutreiben.

"They went to check on the boy – the parents, Nick and Hannah"

Sam liegt nach seinem durch die Erdnussallergie bedingten Unfall im Krankenhaus. Hannah ist natürlich aufgebracht und verzweifelt, und einen Großteil der Folge bangt man mit ihr, ob Sam es auch schaffen wird. Ihre Verzweiflung fand ich absolut nachvollziehbar, es muss für Eltern das Schlimmste sein, zu wissen, dass das Leben des eigenen Kindes in Gefahr ist, und man nichts tun kann, um zu helfen. Bei Hannah sind diese Gefühle noch intensiver. Besonders in der absolut rührenden Szene, als sie nach der überstandenen Operation am Bett des schlafenden Sam sitzt und ihm sagt, dass er ihr bester Freund ist, wird noch einmal besonders deutlich, wie unheimlich wichtig die beiden füreinander sind - wie sehr sie einander brauchen. Sie können immer aufeinander zählen, und haben sich oft zusammen durchgeschlagen, nur sie beide. Dass Sam nie eine Vaterfigur in seinem Leben hatte, verstärkt die Mutter-Sohn-Bindung noch mehr.

Nick weicht die ganze Nacht nicht von Hannahs Seite. Er benimmt sich fast, als wäre er Sams Vater. Dies wird nicht nur durch die ihm ins Gesicht geschriebene Besorgnis deutlich, auch, als der wartende Ehemann Nick nach dem Zustand seines Sohnes fragt, korrigiert er diesen nicht – das muss schon Hannah tun. Nick kann es natürlich nicht lassen, auch in dieser Situation nach Informationen über Sams Vater zu stochern, was ich, genauso wie Hannah, eher unangenehm fand. Doch ich hatte den Eindruck, sie streitet nicht mehr so entschieden ab, dass Nick Sams Vater ist, wie sie es schon getan hat. Das kann natürlich daran liegen, dass sie erschöpft und am Ende ihrer emotionalen Kräfte ist. Ich bin aber geneigt zu glauben, dass sie beginnt einzusehen, dass sie vor Nick nicht mehr lange geheim halten kann, was ich schon seit ein paar Folgen vermute – Nick ist Sams Vater. Natürlich kann es sein, dass die Serie es geschafft hat, mich komplett irrezuführen und ich mit meiner Ansicht falsch liege – doch irgendwie würde das nicht passen.

War die Warterei im Krankenhaus zu irgendetwas nutze, dann wohl dazu, dass Nick und Hannah sich wieder ein wenig mehr annähern. Hannah lässt in einem seltenen Moment ihre verletzliche Seite durchblitzen und man bekommt ein wenig eine Ahnung, wie sehr Nicks Weggang sie getroffen und verunsichert hat. Diese Seite von ihr gefällt mir sehr gut, und ich hoffe, sie lässt ihre Fassade von der toughen Single-Mom, die sie ist, nun öfter einmal fallen. Und der intensive Blickkontakt der beiden während dieses Gespräches – da merkte ja auch ein Blinder mit Krückstock, wie verbunden sie noch miteinander sind.

Die Beziehung von Nick und Aubrey, die gerade erst begonnen hat, scheint ja schon wieder so gut wie vorüber zu sein. Wirkliche Aussichten hatte die Sache für mich sowieso nie, schien die Serie für mich doch von Anfang an nur darauf ausgelegt, Nick und Hannah schlussendlich wieder zusammenzubringen. Doch Aubrey scheint wirklich Hoffnungen in etwas Längerfristiges mit Nick gesetzt zu haben – dann aber von einem Fremden die offensichtliche Wahrheit, dass Nick in Hannah verliebt ist, zu erfahren, ist schon hart. Auf mich wirkt es, als hätte sie erkannt, dass sie auf verlorenem Posten kämpft. Ob das wirklich so ist, wird sich in der nächsten Folge zeigen.

Den wartenden Ehemann fand ich, obwohl er mir natürlich Leid getan hat, eher unnötig. Die Handlung wirklich vorangebracht hat er meines Erachtens nicht, außer dass er Aubrey die Augen für das, was Nick und Hannah verbindet, geöffnet hat. Beim dritten Mal, als der alte Mann über seine Rose sprach, hab ich gar nicht mehr richtig hingehört. Seine Worte haben einfach nichts Neues mehr für mich geboten. Auf diesen Nebencharakter hätten die Autoren von mir aus gerne verzichten können.

"Is he okay?" – "He is a father"

Owen macht sich selbst enorme Vorwürfe dafür, dass er maßgeblich Mitschuld an Sams Unfall ist. Dabei hat er ja nicht aus Absicht gehandelt, sondern hat einfach nur nicht nachgedacht, als er im Partyeifer Sam den Kuchen um den Mund geschmiert hat. Erst habe ich befürchtet, dass Owen aus Scham nichts sagen wird, doch diese Bedenken haben sich zum Glück als unbegründet erwiesen. Aus seinem Gespräch mit Alison ziehe ich jedoch, dass Owen, bevor er eine eigene Familie hatte, anders gehandelt hätte – und bin einmal wieder positiv überrascht, wie eine Familie und Verantwortung einen Menschen verändern können. Wie Leid es ihm tat, was er getan hat, konnte man aus Owens ganzer Haltung und vor allem seinem gequälten Gesichtsausdruck sehr gut herauslesen. Und das hat denke ich auch Hannah gesehen. Der Moment, als er ihr die Kuchengeschichte gesteht, war fast ergreifend für mich. Erst handelt Hannah ganz natürlich aus dem Effekt heraus, aus ihrer Verzweiflung und Sorge, und gibt Owen eine Ohrfeige – doch als er einfach nur dasteht, weil er als Vater weiß, wie sie sich fühlen muss, kann sie ihm verzeihen und bekommt, so hatte ich den Eindruck, aus seinem Verständnis für ihre Gefühle auch ein wenig Trost.

"She was my possibility"

Physical Phil hat es mit seiner skurrilen Aktion tatsächlich geschafft, das Pizzamädchen zu seiner Freundin zu machen. So merkwürdig es auch ist – sie scheint tatsächlich ehrlich verknallt zu sein und akzeptiert Phil so wie er ist, mit all seinen Macken. Für mich ist es schwer nachvollziehbar und deshalb umso bewundernswerter, dass sie nicht muffig wird, wenn er nicht mit ihr ins Kino gehen will, sondern eine DVD vorzieht, um nicht aus dem Haus gehen zu müssen. Aber es ist ja nicht so, dass Phil nicht wollte – er kann einfach nicht. Mit all seiner Brutalität wird das noch einmal deutlich, als Pizzamädchen von der Bruderschaft, die ins Haus gegenüber eingezogen ist, belästigt und herum geschubst wird. Phil ist unfassbar wütend und will seine Freundin beschützen – doch er schafft es nicht einmal jetzt, aus dem Haus zu gehen. Immer mehr drängt sich mir die Frage auf, warum Phil so geworden ist, wie er jetzt ist – und hoffe, darauf bald zumindest den Ansatz einer Antwort zu bekommen. Doch für das Pizzamädchen scheint es zu passen – sie will ja nicht einmal beschützt werden, und ist statt dankbar nur wütend auf Phil, als der seine Freunde vorschickt, um sie zu rächen. Sie wirft Phil vor, andere seine Schlachten schlagen zu lassen und lässt ihn wie einen begossenen Pudel stehen. Was das für die aufkeimende Beziehung der beiden bedeutet, bleibt abzuwarten, und auch, ob dieser Wachrüttler Phil aus der Lethargie seines Lebens wecken wird. Ich bezweifle es, scheint doch hinter seinem Verhalten mehr als nur Feigheit zu stecken, doch bin auf die weitere Entwicklung seiner Geschichte sehr gespannt.

"The thing that kills me is that I feel like I have lost a friend"

Nur kurz kommt in dieser Folge zur Sprache, was zwischen Janet und Eddie vorgefallen ist. Janet scheint in die Verabredung mit Eddie viele Hoffnungen gesetzt zu haben, hatte sie vorher doch noch nie eine Beziehung. Als dieser sie dann versetzt trifft sie das umso härter, und dass sie verletzt ist und von Eddie erst mal nichts mehr wissen will, ist mehr als nachvollziehbar. Zusätzlich erschwerend kommt noch hinzu, dass sie sich die Mitschuld an Sams Unfall gibt, hat er doch ursprünglich nur um Eddie zu finden überhaupt den Weg zur Party eingeschlagen. Eddies Entschuldigungen wirken dann auch eher lahm und wenig überzeugend, hätte er sich doch vorher überlegen können, was er bei Janet mit einer Versetzung anrichtet. Sie ist schließlich nicht nur irgendjemand, sondern eine gute Freundin – und diese Freundschaf hängt nun am seidenen Faden.

"I got huges for sale – and then we hugged"

Obwohl er nicht viel Screentime hatte, bargen Roberts Szenen für mich mal wieder ein paar Highlights der Folge. Auch bei ihm kommt diesmal seine verletzliche Seite hinter der toughen und sogar ruppigen Fassade hervor. Nicks Weggang vor zehn Jahren hat ihn weitaus mehr getroffen, als ich bisher vermutet hatte – und auch Nick schien das nicht so klar gewesen zu sein. Die beiden haben sich durch Nicks jahrelange Abwesenheit sehr voneinander entfernt, dabei brauchen sie einander doch! Besonders schön fand ich, wie Robert Leslie davon erzählt, wie er seine Söhne früher immer umarmt hat. Er scheint also nicht immer so reserviert gewesen zu sein, wie er jetzt ist. Als zum Ende der Folge diese Thematik der Umarmung noch einmal aufgegriffen wurde, stellte das für mich meine Lieblingsszene der Folge da. Robert macht einen Schritt auf seinen Sohn zu und gibt ihm zu verstehen "Ich bin immer noch für dich da, wenn du mich brauchst", und Nick nimmt dieses Angebot, für einen Moment lang nicht stark sein zu müssen und wieder jemandes Sohn, der einfach nur gehalten wird, zu sein, gerne an. Absolut rührend!

"You and me should grab a beer some time, there is something I wanna talk about with you"

Wieder einmal kommt Rays Zweigesichtigkeit zum Vorschein. Gegenüber Hannah gibt er den besorgten und mitfühlenden Freund, der sofort an ihre Seite eilt und versucht, sie zu trösten. Selbst in Hannahs Gegenwart kann er seine Abneigung gegen Nick jedoch nur mühsam verbergen. Es ist nur ein kurzer Moment – doch als Nick Kaffee holen geht und Hannah fragt, ob sie auch etwas braucht, blitzt Rays Hass auf seinen "Nebenbuhler" für einen kurzen Moment in seinem Gesicht auf. Dieser Hass, der ihn dazu bringt, Nick um jeden Preis wieder aus der Stadt vertreiben zu wollen, kommt dann in voller Hässlichkeit zum Vorschein, als Big Cat durch Zufall einen Kuss zwischen Ikey und Alison beobachtet und sofort die Möglichkeit ergreift, damit gleichzeitig drei Menschen aus Nicks Umfeld eins auszuwischen – Ikey, Alison und Owen. Zu beobachten, wie er die Karten, die er mit seinem Wissen in der Hand hat, in der nächsten Folge ausspielt, wird interessant werden.

Fazit

Immer mehr gelingt es der Serie, mich für sich zu gewinnen. Was mir in den letzten Folgen immer ein wenig gefehlt hat – ein Vorantreiben von verschiedenen Storylines, magische Momente zwischen den Charakteren, und auch ein wenig Drama – habe ich nun in einer fast perfekten Mischung und Dosierung bekommen. Einige Fragen bleiben jedoch offen, auf die weitere Entwicklung einiger Storylines bin ich sehr gespannt - und so blicke ich der nächsten Folge, die gleichzeitig das Staffelfinale ist, gespannt entgegen.

Vera Stächelin - myFanbase

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