Bewertung

Review: #2.03 Die Untreue-Tour

In einem Interview mit dem Onlinemagazin JackMyers.com meinte Serienerfinder Josh Appelbaum einmal, dass diese Folge, #2.03 The Infidelity Tour, die beste der Serie sei. Darüber lässt sich sicherlich streiten, doch man muss eingestehen, dass einige Sequenzen dieser Episode wirklich großartig waren. So gut, dass hier fast schon eine volle Punktzahl hätte rausspringen können. Doch leider schafft es "October Road" immer noch nicht, Patzer zu vermeiden und so ist #2.03 zwar gut, aber nicht sehr gut.

Diesmal wird endlich Owens Ehe in den Mittelpunkt gerückt, die nach Allisons Affäre mit Ikey zu scheitern droht. Zwar ist Owen wieder ins gemeinsame Haus eingezogen, doch von Friede-Freude-Eierkuchen fehlt jede Spur: Er schläft auf der Couch, kann Allison kaum in die Augen sehen und ist eigentlich nur seinen zwei Kindern zuliebe wieder daheim, wie uns die gelungene erste Szene zeigt.

Kein Wunder, dass Owen kurz vor der Explosion steht und Hilfe bei einem Freund sucht: Phil. Dieser hat die komplett hirnrissige Idee einer "Infidelity Tour", die Owen dabei helfen soll, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was wirklich zwischen Allison und Ikey passiert ist, damit er Wolkenformationen nicht mehr als erotische Szenarien interpretiert.

Nick bekommt die ehrenvolle Aufgabe, sowohl Allison als auch Ikey über die Details ihrer Affäre auszufragen, schreibt diese nieder und führt Owen dann auf eine Tour durch Knights Ridge, damit er ein genaues Bild der Affäre seiner Ehefrau bekommt. Oh Mann, so eine Idee kann doch nur von jemandem kommen, der seit fünf Jahren nicht mehr das Haus verlassen hat.

Auf der Infidelity Tour besuchen Nick und Owen verschiedene Stationen und je weiter sie kommen, desto mehr wird Owen klar, dass Allison und Ikey anscheinend noch viel mehr hatten, als eine bloße körperliche Beziehung. Allison hatte bei Ikey Trost gesucht, da Owen nicht gemerkt hatte, dass er und Allison aneinander vorbeigelebt hatten. Die Tatsache, dass die Affäre über Sex hinausging, hat Owen wahrscheinlich noch mehr verletzt. So ist es zum Schluss die realistischste und beste Wendung, dass Owen auszieht und zu Nick geht, bei dem er sofort Aufnahme findet. Eine gelungene Szene, die erneut zeigt, dass die Bande wirklich gut befreundet ist.

Die Storyline des betrogenen Ehemanns ist natürlich keine neue, aber sie wird in "October Road" durchaus gut umgesetzt. Nur ein Problem gibt es: Ikey. Der Charakter ist einfach nur grauenhaft, er ist eindimensional und trottelig und in hundert Jahren wird keiner verstehen, wie eine Frau wie Allison sich zu ihm hingezogen fühlen konnte. Wenn das Wort Fehlcasting je gepasst hat, dann ist es wohl bei Evan Jones der Fall, der es nicht schafft, Ikey auch nur ein bisschen sympathisch darzustellen.

Das beste an der gesamten Infidelity Tour waren aber eigentlich Nicks Rückblicke, die vor allem durch die gelungene Kamera- und Schnitttechnik überzeugten. Sie gaben uns endlich einen wichtigen Einblick in Nicks und Hannahs Beziehung und boten zudem einen guten Kontrast zu Owens Schicksal: Denn während Owen vor den Trümmern seiner Liebe steht, durchlebt Nick nochmals die Anfänge seiner ersten Liebe.

So sehen wir, wie Klein-Nick und Klein-Hannah sich erstmals kennen lernen – eine wunderschöne Szene, die fast schon ein bisschen an Kevin und Winnie aus "Die Wunderbaren Jahre" erinnerte. Man zeigt uns die zwei anschließend als Teenager in Ikeys Zimmer, wo sie von der Reise nach Europa träumen und dann am Whiskey Point, wo die beiden oft zum Tanzen hinfuhren. Der Traum der Europareise platzt schließlich, als Hannah wegen der Schule in Knights Ridge bleiben muss und somit platzt letztlich auch der Traum einer lebenslangen Liebe, denn nur kurze Zeit später würde Nick für zehn Jahre verschwinden. Erstmals wird einem klar, dass Hannah ernsthaft eine Zukunft mit Nick wollte und ihn wirklich liebte, sodass es nun umso verständlicher ist, wieso sie Nick abgewiesen hat. Gleichzeitig ist es auch faszinierend zu sehen, dass zwischen Greenberg und Prepon im Flashback eine nahezu greifbare Chemie besteht, diese in der Gegenwart aber fehlt. So wird nachvollziehbar, was Hannah in der letzten Folge meinte: "You can't build a future on memories." Denn genau das ist es, was noch übrig ist: die Erinnerung an die Liebe und an bessere Zeiten, aber nicht mehr.

Während Nick noch damit zu kämpfen hat, dass Hannah Ray heiraten wird, ist Hannah schon ein bisschen im Hochzeitsfieber. Dies vergeht allerdings schlagartig, als der aufgeweckte Sam einige grundlegende Fragen stellt, auf die weder Ray, noch Hannah eine Antwort wissen. Sam fühlt sich verständlicherweise etwas übergangen und seine Verärgerung und Rebellion ist verständlich. Doch obwohl er sowohl gegenüber Nick, als auch Eddie sein Unbehagen über die Hochzeit verlauten lässt, kann Hannah ihn davon überzeugen, dass Ray ihnen genau die Sicherheit geben kann, die sie brauchen und so sehen wir am Ende, wie Sam und Ray doch wieder gut miteinander auskommen.

Sam ist anscheinend auch der Mittelpunkt des großen Geheimnisses, das Eddie und Hannah vor Nick bewahren. Hannahs Todesdrohung war zwar etwas lächerlich, aber sie macht neugierig darauf, was so schlimm an dem Geheimnis sein könnte. Schön zu sehen ist, dass Eddie kurz davor steht, Nick die Wahrheit zu erzählen, es aber doch nicht tut, um ihn (und wohl auch Hannah und Sam) nicht zu verletzen. So entsteht auch der der absolut beste Gag der Folge: "Best Fried Windows".

Es bleibt nur noch zu sagen, dass #2.03 The Infidelity Tour wirklich ein paar richtig gute Szenen hatte, aber gerade der Hauptgedanke der Infidelity Tour eher absurd war. Umso toller waren die Flashbacks, von denen ich sehr gerne mehr sehen würde. So gebe ich Josh Appelbaum zumindest insoweit recht, dass diese Episode gut war, aber nicht die beste. Auf die warte ich noch.

Maria Gruber - myFanbase

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