Bewertung

Review: #8.02 Nur mit dir

Foto: Jackson Brundage
Jackson Brundage

Letzte Woche habe ich mich ehrlich gesagt etwas über die Anfangsszene mit Haley am Rivercourt gewundert. Sie stand in der Folge ziemlich singulär, hatte nichts mit den Storylines zu tun und es wurde auch kein Bezug darauf genommen. Die Idee, dass Haley Luke einen Brief schreibt und die beiden Verschollenen damit mal wieder erwähnt werden, war ja an sich nicht schlecht, deshalb hat sich die Szene keinesfalls negativ auf die Folge ausgewirkt – trotzdem hat sich mir der Eindruck aufgedrängt, dass die Szene viel eher an den Anfang von #7.01 4:30 a.m. (Apparently They Were Traveling Abroad) gepasst hätte, als an den Anfang von #8.01 Asleep At Heaven's Gate. Leichte Verwirrung meinerseits also, die sich allerdings glücklicherweise sofort aufgelöst hat, nachdem ich den Anfang dieser Folge gesehen habe und klar wurde: Haleys Briefe an Luke scheinen Lukes Voice Over aus den guten alten "Someone once wrote…"-Tagen zu ersetzen! Mich als Fan der Innensicht freut das natürlich ungemein, vor allem wenn es wie in dieser Folge eine tolle Einleitung für die Entwicklungen in dieser Folge ist – oder zumindest für einige davon.

I love you. I don't think we say it enough and I'm really sorry about that.

Die Wichtigkeit bestimmter Menschen in ihrem Leben, die besondere Beziehung zu Quinn und auch das Schicksal von Quinn und Clay wurden in Haleys „Einleitung“ jedenfalls sehr schön angelegt, nicht zuletzt im Episodentitel, mit dem Haley ihre Gedanken abschließt. Auch wenn das Bewusstsein, die Persönlichkeit von Clay und Quinn für alle durch das Koma nicht greifbar ist, so gehen Nathan, Haley und Jamie doch davon aus, dass ihre Worte bei Clay und Quinn ankommen – und das zu Recht, wie man als Zuschauer weiß. Die Gespräche am Krankenbett waren mit Abstand die stärksten der Folge, obwohl man diesen Superlativ definitiv auch auf das Gespräch zwischen Haley und Brooke ausweiten kann.

Die Freundschaft zwischen den beiden wurde in der siebten Staffel ziemlich vernachlässigt – natürlich gab es ab und zu mal ein obligatorisches Gespräch, aber diese Gespräche hatten selten eine tiefergehende Bedeutung. Die meisten davon waren schlichtweg zu kurz, um über einen oberflächlichen Austausch hinauszugehen. Brooke hatte ihre Probleme, Haley ihre eigenen und zwischen den beiden Handlungen gab es so gut wie keine Verzahnung. Deshalb hat es mir unglaublich gut gefallen, dass Brooke die erste ist, die zu Haley ins Krankenhaus kommt und sich um sie kümmert, bis Nathan in Tree Hill ist. Auch wenn Haley ihrer Schwester näher steht und die Beziehung zwischen ihr und Quinn einen großen Teil der siebten Staffel einnahm, muss es doch nicht gleichzeitig heißen, dass ihre Freundschaft mit Brooke plötzlich keinen Platz mehr hat und deshalb freut es mich umso mehr, die beiden mal wieder so vertraut miteinander zu sehen.

Noch berührender waren allerdings wie gesagt die Szenen, in denen Haley, Nathan und Jamie an den Krankenbetten von Clay und Quinn zu den beiden sprechen. Von Nathans traurig-ernster Ansprache an seinen besten Freund, der mit Abstand der schönste Bromance-Moment zwischen den beiden seit #7.10 You Are a Runner and I Am My Father's Son war, über Haleys bittersüße Kindheitserinnerungen mit ihrer Schwester bis hin zu Jamies kindlich-unschuldiger, verständnisloser und doch hoffnungsvoller Ansprache an Quinn waren die Szenen rundum gelungen und haben wieder einmal gezeigt, was die Stärke von "One Tree Hill" ist – emotionale, zwischenmenschliche Momente. Ganz besonders haben mir dabei auch die Reaktionen von Clay und Quinn gefallen: Clays fast schon an Abschied grenzende Antwort auf Nathans Worte, Quinns Lachen und die gleichzeitig fließenden Tränen, die Haleys Gefühle wunderbar widerspiegelten und vor allem die Verbindung zwischen Jamie und Quinn, wie seine Worte sie selbst in dieser tieferen Ebene der Zwischenwelt erreichen, die der Strand symbolisiert.

Just promise me you come back to me! Promise me you open your eyes!

Die Auswirkungen des Attentats auf Clay und Quinn gefallen mir also weiterhin – zumindest teilweise. Was in der realen Welt im Krankenhaus wunderbar funktioniert, schwankt auf der Zwischenebene von "richtig gut" zu "beinahe unerträglich kitschig". Auf der positiven Seite sind definitiv die Gespräche der beiden im Krankenhaus, in denen die Unsicherheit der beiden angesichts der ganzen Situation thematisiert wird. Ein geteiltes Koma ist zwar gewagt, aber akzeptabel, zumindest solange die Betroffenen nicht plötzlich in unendlicher Weisheit diesen unbekannten Zustand und seine Regeln durchschauen. Deshalb wird die Story ab dem Zeitpunkt etwas unglücklich, als Clay zum Meister aller offenen Fragen wird.

In #4.10 Nachricht von Keith, an die der ganze Handlungsstrang ganz eindeutig angelegt ist, was natürlich vor allem durch die Parallele mit den fließenden Durchgängen zwischen Krankenhaus und anderen Welten angedeutet wird, war Keith derjenige, der sich und Luke durch diese Zwischenwelt leitete – und der selbstverständlich über die Regeln und Gegebenheiten Bescheid wusste, schließlich wollte er Luke damit etwas Bestimmtes zeigen. Doch der einzige Wissensvorsprung, den Clay zumindest kurzzeitig vor Quinn hat, ist die Tatsache, dass er sich noch an Katies Anwesenheit und die Schüsse erinnert. Es gibt keine sinnvolle Erklärung (und ja, auch etwas völlig willkürliches wie ein geteiltes Koma benötigt sinnvolle Regeln), wieso Clay plötzlich die Führung in dem ganzen Szenario übernimmt. Er ist schuld – aber woran? Dass Polizei und Psychiatrie es nicht schaffen, eine geistig verwirrte Frau in Sicherheitsverwahrung zu stecken? Oder dass die Liebe zu seiner verstorbenen Frau noch immer so groß ist, dass er Kontakt zu einer Doppelgängerin von ihr sucht? Ganz ehrlich: beides ziemlich bescheuert und deshalb überzeugt auch Clays Fatalismus nicht.

Und es muss ein weiterer, extrem gewichtiger Minuspunkt mit in diesen Abschnitt, auch wenn er nicht direkt zu der ganzen Zwischenwelt-Story gehört, aber dafür die Folge einen ganzen Punkt in der Wertung gekostet hat. Ich weiß nicht, ob die Verantwortlichen für den Schnitt der Folge irgendwelche bewusstseinserweiternden Drogen genommen haben oder plötzlich Ambitionen für Actionfilme entwickelt haben, aber was immer sie geritten hat, als sie die Szene geschnitten haben, in der Clay seine eigene OP beobachtet – es war nichts Gutes. Diese völlig übertriebene Dramatik durch Bild und Ton, die in der Schnittweise überhaupt nicht zu "One Tree Hill" passt, lässt die Szene einfach nur billig aussehen und wirkt extrem störend in der gesamten Folge. Schon als Haley die beiden Verletzten findet waren Schnitt und Kameraführung grenzwertig, aber es wäre ohne die spätere Szene im OP in Ordnung gewesen. So erhielt die ganze Storyline leider den etwas nervigen Beigeschmack, von dem ich letzte Woche noch gehofft habe, dass man davon verschont bleibt.

I'm glad they send you to pick me up. You don't just treat me like a kid.

Das soll es mit dem Meckern dann aber mal gewesen sein, alles andere an der Folge, was sich nicht im Krankenhaus abspielte, war nämlich wirklich gut, bzw. im Fall von Julian und Jamie richtig toll, unterhaltsam und witzig. Genau wie bei Brooke und Haley hat es mich gefreut, dass es noch eine Verknüpfung zwischen den in Staffel 7 über weite Strecken streng getrennten Storylines von Brooke/Julian und Nathan/Haley/Jamie vorkam. Und von der Kombination Julian und Jamie bin ich eigentlich schon seit #7.08 (I Just) Died in Your Arms Tonight, spätestens aber seit dem Finale absolut überzeugt. Jamie wirkt zusammen mit Julian einerseits weniger kindlich, andererseits aber auch weniger altklug, vielleicht gerade aus dem Grund, weil Julian ihn nicht wie ein Kind behandelt. Er nimmt ihn ernst und albert gleichzeitig mit ihm herum und ist damit die perfekte Mischung zwischen den allzu oberflächlichen Szenen von Jamie und Skills und den logischerweise meistens ernsteren Vater-Sohn-Szenen mit Nathan. Austin Nichols und Jackson Brundage haben eine unglaublich tolle Chemie, die absolut natürlich wirkt und den Wunsch erweckt, dass die beiden in der achten Staffel weiterhin viel Screentime miteinander haben.

I thought I could lie to them because I did believe in you!

Die rechtlichen Probleme von "Clothes over Bro's" sind logischerweise bei dem Drama um Quinn und Clay in den Hintergrund getreten, aber der Handlungsstrang darf dank einer wirklich schönen Szene nicht unerwähnt bleiben. Für mich stand Victorias Handeln in dieser ganzen Investorensache von Anfang an nicht im Gegensatz zu ihrem guten Verhältnis zu Brooke, ganz einfach weil meiner Meinung nach die Geschäftsfrau Victoria noch immer eiskalt sein kann, auch wenn die Mutter Victoria mehr als deutlich bewiesen hat, dass unter ihrer harten Schale ein liebeswerter, wenn auch exzentrischer weicher Kern liegt.

Aber anders als von mir gedacht ist es nicht so, dass Victorias Entscheidung, die Investoren zu belügen, gar nichts mit ihrer Eigenschaft als Mutter zu tun hat. Ihre Erklärung an Brooke, dass sie sehr wohl stolz auf ihre Tochter und deren Talent ist, ist nicht nur absolut schlüssig, sondern außerdem unheimlich berührend. Auch wenn Brookes Wut sowohl auf Millie, als auch auf Victoria wirklich nachvollziehbar ist, hoffe ich doch, dass sie die Geschäftsbeziehung zu ihrer Mutter von ihrer Privatbeziehung zu ihr trennt – ein bisschen Zoff können diese beiden, die so herrlich ausrasten können, natürlich gerne haben, aber es wäre wirklich schade, wenn sie sich über diesen geschäftlichen Problemen wieder entzweien würden.

I screwed up my relationship with Chase all on my own.

Bleibt zum Schluss noch mein Triangle, das sich weiterhin ziemlich seltsam, aber nichtsdestotrotz interessant, weil untypisch entwickelt. Nachdem in der letzten Woche schon Chase einen Schlussstrich unter die Beziehung mit Mia gezogen hat, gibt sie in dieser Folge sogar Alex gegenüber zu, dass sie selbst Schuld am Beziehungsende ist und nicht Alex, wie sie es ihr vorgeworfen hatte – für den Zuschauer nichts Neues, schließlich hat sich zwischen Chase und Alex erst etwas angebahnt, als Mia die ominöse SMS geschrieben hat. Jetzt haben wir also ein Ex-Paar, das sich ziemlich harmonisch in der Trennung verhält und ein neues Paar, das als solches nicht wirklich in Erscheinung tritt. Hmm. Mal schauen, was in der nächsten Folge seltsames passieren wird.

Fazit

Ein paar überragende Dialogszenen, die leider von einigen weniger gelungenen Momenten durchzogen werden – die Folge wirkt insgesamt weniger rund als der Staffelauftakt, auch wenn es im Einzelnen überzeugendere und stärkere Szenen gibt. Über weite Strecken wurde eine großartige Atmosphäre aufgebaut, aber gerade durch diese Glanzlichter stechen die Minuspunkte noch deutlicher hervor. Die Richtung der Staffel gefällt mir bis jetzt gut, aber ganz zufrieden bin ich erst, wenn noch etwas mehr Tiefe in die Zwischenwelt-Story von Clay kommt.

Lena Stadelmann - myFanbase

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