Bewertung

Review: #4.13 Ein Mann der Ehre

Foto: Caitriona Balfe, Outlander - Copyright: 2018, 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Caitriona Balfe, Outlander
© 2018, 2019 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Eine nervenaufreibende Staffel geht zu Ende und all die Zweifel, ob man es innerhalb der letzten Episode zu einem runden Ende bringen kann, lösen sich im Verlauf von #4.13 Man of Worth in Wohlgefallen auf.

"You have proven yourself worthy. You will become one of us."

In der letzten Woche habe ich kritisiert, dass man die Handlung mit der Suche nach Roger in #4.12 Providence pausieren lies. Die Art und Weise, wie man diese Geschichte nun weitererzählt, entschuldigt das aber auf ganzer Länge. Auf den Punkt, knackig aber ohne zu hetzen, schließend Claire, Jamie und Ian zu den Mohawks auf. Die Anspannung der drei Charaktere und ihre verzweifelte Hoffnung, dass Roger nach all der Zeit noch am Leben ist, greifen innerhalb von Sekunden auf den Zuschauer über. Man sitzt selbst ganz still da, als die drei durch den Wald gehen und man sieht, dass sich der Kreis von Beobachtern immer enger um sie zieht. Als sie das Dorf dann erreichen, spiegelt sich in den Augen der drei wunderbar die Angst wieder, die sie vor dieser Übermacht an bewaffneten Mohawks empfinden. Ganz sacht nimmt man die Spannung aus der Situation, nur um sie dann wegen des Steines um Claires Hals wieder innerhalb eines Sekundenbruchteils nach oben schnellen zu lassen.

Kurz habe ich befürchtet, dass man das Staffelfinale ruiniert, indem man Jamie bei den Mohawks zurücklässt. Ein Augenrollen konnte ich nur schwer unterdrücken, denn der Gedanke an eine Rettungsaktion für Jamie in Staffel 5 erschien mir nicht sonderlich verlockend. Zum Glück kriegt man hier jedoch sehr schnell die Kurve und präsentiert dem Zuschauer eine Alternative, mit der ich persönlich sehr gut leben kann. Dass Ian sich für Roger geopfert hat, unterstreicht sein gutes Herz ebenso sehr wie das Bedürfnis, seinen Fehler gegenüber Brianna wieder gut zu machen. Außerdem ist Ian die einzige Figur, die in dieser Staffel durchgängig Kontakt zu den Indianern hatte und schon allein, weil er ihre Sprache spricht, hat er einen Stein bei ihnen im Brett.

Der Abschied von Ian fällt gleichzeitig leicht und schwer. Man ist sich sicher, dass es ihm bei den Mohawks gut ergehen wird, dennoch sieht man nur ungern, dass er in der Fremde seine Familie hinter sich lassen muss. Die Worte des Abschieds, die Jamie und Ian wechseln, schnüren dem Zuschauer die Kehle zu. Mit einer leisen Träne sagt Jamie seinem Neffen Lebewohl. Es ist eine der stärksten Szenen dieses Staffelfinales.

Genau gleich und doch ganz anders als bei Roger läuft Ians Aufnahmeritual bei den Mohawks ab. Da wo Roger verängstig war, zeigt Ian Biss, wo Roger am Boden lag, rappelt Ian sich wieder auf. Indem Ian seinen Mann steht und in den Indianerstamm aufgenommen wird, nimmt man dem Zuschauer den Trennungsschmerz. Ian beweist, dass er bei den Mohawks gut aufgehoben ist, weshalb man ihn schließlich bereitwillig zurücklässt. Denn das strahlende Lachen, mit dem John Bell sich in die Kamera verabschiedet, springt sofort auf den Zuschauer über.

"Give him a moment to think."

Wo man eben noch glaubte, dass nun alles gut werden wird, erwartet einen ein ernstes Gespräch zwischen Claire, Roger und Jamie. Der Frustration, die sich seit seiner Reise in die Vergangenheit in Roger angestaut hat, kann er nun endlich Luft machen. Für jeden Rückschlag, den Roger hinnehmen musste, verpasst er Jamie einen kräftigen Hieb und schüttelt dadurch den Zorn ab, den er so lange in sich trug. Sowohl Richard Rankin als auch Sam Heughan legen hier ihr ganzes Herzblut in das Gefühlsleben ihrer Figuren und beide versuchen, sich für ihr Handeln zu rechtfertigen. Die tragische Geschichte, die Roger sich nun über Brianna anhören muss, ist ein harter Brocken und umso mehr kann man verstehen, dass Roger einen Moment braucht, um das alles sacken zu lassen.

Beinahe hatte ich befürchtet, dass man diese Staffel mit einem großen Cliffhanger beendet und offenlässt, ob Roger zu Brianna zurückkehrt. Aufgrund der Liebe, die Roger nun schon so oft unter Beweis gestellt hat, geht man fest davon aus, dass er sich für Brianna entscheidet, ganz gleich, von wem das Baby nun sein mag. Ein Funke des Zweifels bleibt dennoch und wandelt sich in ein ungläubiges Staunen, als Jamie und Claire River Run schließlich ohne Roger erreichen. Es ist eine bittersüße Wiedervereinigung, denn nach dem Gesicht, das Brianna so gern sehen wollte, hält sie vergebens Ausschau. Schauspielerisch fahren die Darsteller hier noch einmal genau so schön auf, wie bei dem Abschied von Ian. Allerdings ist es dieses Mal wahre Traurigkeit, die sie alle verströmen und das gebrochene Herz Briannas kann auch die größte Wiedersehensfreude nicht kitten. Die traurige Stimmung wird noch für ein paar Minuten genährt, doch dann präsentiert man dem Zuschauer ein schönes Happy End. Roger hat sich die Zeit genommen, das Gehörte zu verdauen, doch er lässt nicht lange auf sich warten und taucht nur kurze Zeit nach Jamie und Claire auf River Run auf. In einem Rausch des Glückes verfolgt man, wie Brianna nach draußen läuft, als sie Rogers Silhouette in der Ferne erblickt.

Randnotizen

  • Was ist nun aus der Hochzeit von Brianna und Lord John Grey geworden? Jocasta bestand doch darauf, dass noch vor der Geburt geheiratet werden muss, von Lord John fehlt nun aber jede Spur. Stattdessen soll nun am Geburtsdatum getrickst werden?
  • Man of Worth: Als Mann von Ehre haben sich gleich mehrere Figuren beweisen können. Zum einen Ian, der den Platz von Roger eingenommen hat, dann Jamie, der Roger befreit hat und zu guter Letzt Roger, der trotz allem zu Brianna steht.
  • Ist Bonnet wirklich tot? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er bei der Explosion vielleicht doch nicht ums Leben gekommen ist.
  • Dass Brianna noch einmal ausgesprochen hat, dass sie Jamie vergeben hat, war eine schöne Geste.
  • Das Feuer auf Fraser's Ridge und damit den Grund, aus dem Brianna und Roger in die Vergangenheit gereist sind, hat sich noch nicht zugetragen. Ich bin gespannt, ob es in Staffel 5 wieder Thema sein wird.
  • Auch wenn mir Richard Rankin als Roger gut gefällt, muss ich sagen, dass ich es etwas schwer finde, ihn als Schwiegersohn von Jamie anzusehen. Dafür sieht Sam Heughan einfach nicht alt genug aus.
  • Es war nur eine Frage der Zeit, bis man uns erklären würde, was es mit dem geheimnisvollen Indianer auf sich hat, dem wir in #4.03 The False Bride begegnet sind. Fast hatte ich diese kleine Geschichte schon wieder vergessen, man nutzt sie jedoch geschickt, um die Rettung Rogers noch ein wenig dramatischer zu inszenieren. Man trifft nun also auf einen weiteren Zeitreisenden und genau wie der Schädel von Geillis in Staffel 3 bedeutet auch der des Indianers alles andere als ein friedliches Aufeinandertreffen.
  • Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass Claire und Jamie rechtzeitig zur Geburt ihres Enkels zurück sein werden. Zwar ist es schön, dass sie ihr Versprechen erfüllen konnten und Roger nach Hause gebracht haben, dennoch erfüllt es einen auch mit Traurigkeit, dass sie die Geburt das Babys verpasst haben. Man widmete der Niederkunft dann auch nur wenige Augenblicke und hat leider das Gefühl, dass die Geschichte in diesem Punkt zu knappgehalten wurde.
  • Nach der Geburt gibt es einen Zeitsprung von zwei Monaten. Wie hat Brianna ihr Baby die ganze Zeit über genannt, wenn sie dem Jungen noch keinen Namen gegeben hat?
  • Dass es zwischen Murtagh und Jocasta funkt, hat mir gut gefallen. Die beiden verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Spaßig war dabei vor allem, dass es erst Streitgespräche waren, in denen man sie uns im Verlauf der Episode zeigte, nur um uns dann damit zu überraschen, dass die beiden zusammen im Bett gelandet sind.
  • Es ist nicht alles Happyend, denn die Nachricht, die Jamie in Form der Rotröcke erreicht, gibt einen Fingerzeig, womit sich Staffel 5 befassen wird. Wir können gespannt sein, wie Jamie gleichzeitig seine Loyalität zu Tryon unter Beweis stellt und Murtagh zu schützen versucht.

Fazit

Sich mit einem Happyend in die Wartezeit bis Staffel 5 verabschieden zu können, ist ein schönes Gefühl. Obwohl es unwahrscheinlich erschien, dass man die Handlung zufriedenstellend abrunden kann, hat man den Zuschauer nicht enttäuscht. Zwar bleiben ein paar kleinere Fragen offen, doch damit kann man gut leben.

Marie Florschütz - myFanbase

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