Alexander Mahone

Foto:

Wenn man ein Special zur zweiten Staffel bearbeitet, dann darf ein Mann nicht fehlen, der in dieser Staffel den Hauptcast ergänzt hat. FBI-Agent Alexander Mahone ist das Aushängeschild dieser Staffel, denn er wird nicht nur hervorragend von William Fichtner gespielt, sondern bekommt von den Autoren auch eine inhaltliche Tiefe, die viele Handlungsstränge in den Schatten stellt. Was macht diese Figur nun aber zur Faszination?

Zu Staffelbeginn wird Mahone einfach nur als rigoroser Ermittler dargestellt, der sich der Aufgabe angenommen hat, die Flüchtlinge zu erwischen. Dass er von höherer Ebene für diese Arbeit betimmt wurde, ist zwar klar, seine wahren Absichten liegen aber lange im Dunkeln. Seine Konsequenz, mit der er John Abruzzi, der keine Gegenwehr zeigte, im Kugelhagel den Garaus machte, war durchaus überraschend, ließ sich aber noch darauf zurückführen, dass man einem Mafiaboss einfach kein Vertrauen schenken sollte. Als sich herausstellt, dass Bill Kim der Auftraggeber ist und er möchte, dass keiner der Flüchtlinge überlebt, bekommt die Verfolgung eine ganz neue Dimension. Es geht nicht mehr darum, unsere Protagonisten wieder ins Gefängnis zu bringen. Es geht um Leben und Tod. Besonders spannend war dies insofern, weil Mahone als unglaublich cleverer und erfahrener Ermittler ein echter Gegner für Michael ist. Mahone sieht auch die kleinen Details, kann unglaublich schnell kombinieren und stellt somit eine echte Gefahr dar. Während die Spannung der Serie bis hierher immer darin bestand, dass Michael mit unglaublich vielen Faktoren umgehen musste, auf die er nur bedingt Einfluss hatte, weil sie einfach nicht zu planen waren, und die Frage bestand, wie er den Plan nun umsetzt, verschieben sich jetzt die Kräfte, weil seine Pläne nun auch aktiv in Gefahr geraten, weil jemand sie durchschaut. Dieser intelligente Gegner war ein guter Schachzug der Autoren, denn Michael wurde nun richtig herausgefordert.

Bis hierhin gab es allerdings noch keinerlei Grund auch nur irgendeine Symphatie für Alexander Mahone zu empfinden. Er war ein kaltblütiger Mörder, der seinen Befehlen folgt. Die Informationen, die Michael über Mahones Vergangenheit herausfindet, bestätigen diesen Eindruck zunächst, doch die Stimmung fängt an zu kippen. So kaltblütig ist er gar nicht. Der Mord an Oscar Shales damals hat einen nachvollziehbaren Hintergrund und eine absolut gute Absicht, auch wenn das noch lange nicht alles rechtfertigt. Trotzdem ist hier zu erkennen, dass Mahone mehr ist, als nur eine Maschine, die seine Aufgaben erfüllt. Als dann auch noch klar wird, dass Mahone erpresst wird, fängt man an, seine Meinung zu ändern. Er will die Flüchtlinge gar nicht töten, er hat nur scheinbar keine andere Wahl, weil seine Familie bedroht wird und seine dunkle Vergangenheit im Raum steht. Die ersten Symphatiepunkte sammelte er schon, als man ihm anmerkt, dass ihm der Mord an Tweener nicht so leicht fällt. Trotzdem überwiegt hier immer noch die Grausamkeit und man erkennt noch nicht wirklich, dass er sich mit allen Mitteln wehrt. Trotzdem werden seine Aktionen zögerlicher. Eine innere Zerissenheit wird deutlich. Mahone ist nicht mehr nur Täter, er ist in erster Linie Opfer. Diese Komplexität macht diesen Charakter in der Staffel zum Highlight. Er fängt an, gegen seine Pflichten und für seinen Willen zu kämpfen. Er will einfach nur sein Leben zurück, sich mit seiner Frau versöhnen und seinen Sohn sehen. Es sind die gleichen Motive, die auch C-Note beispielsweise hat. Aus dem kaltblütigen Mörder ist nach und nach für den Zuschauer ein leidender Mensch geworden.

Besonders stark waren die emotionalen Szenen. Das Gespräch mit seiner Frau und die Sorge um seinen Sohn kommen zum Ausdruck. Er will aufgeben, kann aber nicht, weil Bill Kim ihm die Konsequenzen seiner Handlungen sofort vor Augen führt. Die Symphatien liegen jetzt auch bei ihm, obwohl er seiner Aufgabe weiter nachgeht und unseren Protagonisten weiter zusetzt. Er versucht sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen und seine Ziele mit seinen Pflichten zu vereinbaren. Haywire stärkt er bei seinem Selbstmordabsichten und C-Note soll sich selbst töten, damit der Verdacht nicht weiter auf Mahone fällt, weil die Ereignisse um Abbruzzi und Tweener natürlich auch hinterfragt wurden. Die Situation von Mahone wird immer unübersichtlicher sowie aussichtsloser und Mahone muss einsehen, dass er wohl auch sich retten muss. Er ändert seinen Plan, lässt auch Bill Kim im Unklaren und versucht Michaels Plan zu nutzen, um selbst zu fliehen.

Der Zweikampf der beiden intelligenten Gegner gelangt jetzt zum Höhepunkt. Aus einem endlosen Tauziehen, aus dem kein Sieger hervorgeht, scheint Mahone den entscheidenden Schritt zu machen, weil er Michaels Bruderliebe ausnutzt, um sich das Boot zu schnappen. Doch nicht nur Mahone kann antizipieren. Michael lässt sich nicht so einfach besiegen und hat in gewisser Weise das letzte Wort. Er hat es geschickt eingefädelt, dass Mahone letztlich doch nichts zu lachen hat und in Panama genauso wie Michael ins Gefängnis kommt. Es gibt also keinen Sieger sondern nur zwei Hauptfiguren, mit denen man letztlich symphatisierte, die beide vor neuen großen Problemen stehen und ihren Konflikt untereinander wohl noch in die nächste Staffel mitnehmen.

Fazit

Alexander Mahone ist der interessanteste Charakter der Staffel, dessen Wechsel vom Täter zum Opfer eine Entwicklung darstellte, der man gespannt folgte. Zudem hat es der Serie richtig gut getan, Michael einen ebenwürdigen Gegner vorzusetzen, der ihn ein ums andere Mal richtig herausforderte.

Emil Groth - myFanbase

Zurück zur Hauptübersicht