Spin-Offs – Auch Fernsehserien bekommen Nachwuchs
Jede Fernsehserie ist ein kleines Monopol für sich. Wenn sie Erfolg hat, bringt sie neben täglichen oder wöchentlichen Fernsehfolgen noch viele andere Produkte hervor, wie unter anderem DVDs, CDs, Bücher, Comics, Kalender und Videospiele. Wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind, kann eine erfolgreiche Fernsehserie sogar einen Ableger, ein so genanntes Spin-Off, produzieren.
Zwei Serien, eine Welt
In der Regel erzählt ein Spin-Off die Geschichte eines Charakters weiter, der zu diesem Zweck aus der Originalserie herausgeschrieben wurde. Der Zuschauer verfolgt das weitere Schicksal dieses Charakters, der in der Originalserie nur eine Nebenrolle inne hatte und nun im Ableger im Mittelpunkt steht. Das Spin-Off spielt dabei in der gleichen Welt wie die Originalserie. Wenn es in der Originalserie also Vampire, Dämonen und Geister gibt, ist dies im Spin-Off auch der Fall.
Im Spin-Off wird häufig Bezug auf die Originalserie genommen, was aber mit der Zeit meist abnimmt. Die Charaktere, die aus der Originalserie ausgelagert wurden und nun im Mittelpunkt des Spin-Off stehen, müssen sich oftmals noch mit Ereignissen aus der Vergangenheit, also mit Ereignissen, die in der Originalserie zu sehen waren, auseinandersetzen.
Wenn in der Originalserie ein spektakuläres Ereignis stattfindet, kann dies unter Umständen auch Einfluss auf das Spin-Off nehmen und in diesem thematisiert werden. Umgekehrt gilt dies natürlich auch.
Beste Beispiele
Es lassen sich mittlerweile eine Reihe von Spin-Offs aufzählen, die mal mehr, mal weniger erfolgreich über die Bildschirme flimmerten. Ein populäres Beispiel ist die Serie "Angel - Jäger der Finsternis", ihres Zeichens Ableger von "Buffy - Im Bann der Dämonen". Der Charakter Angel, gespielt von David Boreanaz, gehörte drei Staffeln lang zum Cast von "Buffy", ehe er den Handlungsort Sunnydale verließ, um in Los Angeles ein neues Leben zu beginnen, welches die Zuschauer fortan in der Serie "Angel" verfolgen konnten.
Nach ähnlichem Prinzip entstand auch das "Grey's Anatomy"-Spin-Off "Private Practice". Auch hier verließ mit Addison (Kate Walsh) ein Charakter, der über mehrere Staffeln in der Originalserie zu sehen war, eben diese, um in einer anderen Stadt in einer Privatpraxis zu arbeiten und damit eine neue Serie zu begründen.
Nicht immer gehörten die Charaktere, die ein Spin-Off erhalten haben, zum Hauptcast der Originalserie. So war die Figur Xena (Lucy Lawless) 1995 in nur drei Episoden der Serie "Hercules" zu sehen, bevor sie ihre eigene Serie erhielt. Die Drehbuchautoren von "Hercules" hatten mit Xena einen interessanten Charakter geschaffen, für den in der Originalserie zwar kein Platz war, der jedoch ausreichend Potential für eine eigene Show hatte.
Nicht selten entsteht ein Spin-Off jedoch erst nach dem Ende der Originalserie. Mal abgesehen von Soap-Operas, verabschiedet sich jede Erfolgsserie nach einer gewissen Zeit von den Bildschirmen und es entsteht eine Lücke, die gefüllt werden muss. In einigen Fällen wird ganz einfach versucht, den freien Platz mit einem Spin-Off der beendeten Erfolgsserie zu besetzen, in der Hoffnung, die schon vorhandene Fanbasis wieder zu mobilisieren. So entstand 1993 mit "Frasier" ein Spin-Off zu der erfolgreichen, gerade beendeten Sitcom "Cheers" und erwies sich als Erfolg. 2006 wurde versucht, ähnliches zu wiederholen, als der Charakter Joey (Matt LeBlanc) nach dem Ende der Hitserie "Friends" seine eigene Serie (mit dem einfallsreichen Titel "Joey") erhielt, was diesmal jedoch schief ging und in einem Quotenflop endete.
Top oder Flop?
Die Geschichte der Spin-Offs ist ausgesprochen wechselhaft. Einigen Spin-Offs ist es gar gelungen, die Originalserie an Beliebtheit zu übertrumpfen, während andere Ableger ziemlich schnell wieder in der Versenkung verschwanden und vergessen wurden.
Die positiven Beispiele sollen natürlich an erster Stelle stehen. Den bereits erwähnten Spin-Offs "Xena" und "Frasier" gelang es, aus dem Schatten der Originalserien herauszutreten und auch die Kultserie "Dallas" hatte mit "Unter der Sonne Kaliforniens" ein Spin-Off, das in den USA zeitwillig erfolgreicher war als die Mutterserie. Viele Spin-Offs konnten sich zu einem so eigenständigen Erfolg entwickeln, dass viele kaum mehr wissen, dass es sich überhaupt um Spin-Offs handelt, wie "Melrose Place" (Spin-Off von "Beverly Hills, 90210") oder "Boston Legal" (Spin-Off von "Practice – Die Anwälte").
Unter den gefloppten Spin-Offs finden sich unter anderem "Die einsamen Schützen", ein Ableger von "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" über die Charaktere Byers (Bruce Harwood), Frohike (Tom Braidwood) und Langly (Dean Haglund). Nach nur 13 Episoden war für "Die einsamen Schützen" Schluss, während es die Originalserie "Akte X" auf 202 Episoden brachte.
Eher wenige Zuschauer in Deutschland wissen, dass es 1992 auch ein Spin-Off zu der erfolgreichen Sitcom "Eine schrecklich nette Familie" gab, das den Titel "Top of the Heap" trug und von einem mittellosen Vater/Sohn-Gespann handelte, welches zuvor zweimal in "Eine schrecklich nette Familie" zu sehen gewesen war. Die Serie floppte gnadenlos und wurde nach nur sieben Episoden aus dem Programm gekickt. Kurioserweise wurde die Rolle des Sohnes von Matt LeBlanc gespielt, der über ein Jahrzehnt später mit dem bereits erwähnten Spin-Off "Joey" erneut einen Flop erlebte.
Franchise
Eine andere Form des Spin-Offs sind Franchise-Serien, zu denen beispielsweise "CSI" gehört. Die Serien "CSI - Den Tätern auf der Spur", "CSI: Miami" und "CSI: New York" haben den gleichen Titel und spielen in der gleichen Serienwelt, doch keiner der Charaktere in "CSI: Miami" und "CSI: New York" wurde von der ersten "CSI"-Serie, die in Las Vegas spielt, übernommen.
Im Grunde haben die Serien nur den gleichen Markennamen. Allerdings gab es für jeden Ableger des Originals einen Backdoor-Pilot, d.h. die Charaktere des Spin-Offs wurden in einer Folge des unmittelbaren Vorgängers eingeführt. So kam es, dass einige aus dem Team von Las Vegas nach Miami reisten und dort auf das Team um Horatio Caine (David Caruso) trafen, während letzterer in der zweiten Staffel von "CSI: Miami" einen Killer nach New York verfolgte und dort die Hilfe von Mac Taylor (Gary Sinise) in Anspruch nahm.
Das wohl bekannteste Franchise ist jedoch nach wie vor "Star Trek". Von der ursprünglichen Serie mit William Shatner und Leonard Nimoy existieren mittlerweile vier Ableger, "Star Trek - The Next Generation", "Star Trek - Deep Space Nine", "Star Trek: Voyager" und "Enterprise".
Fazit
Letztlich muss ein Spin-Off, um Erfolg zu haben, die schwierige Gratwanderung zwischen Eigenständigkeit und Wiederkennungswert meistern. Ein Spin-Off muss seinen eigenen Charme entwickeln und originelle Storys bieten, dabei aber auch möglichst viele Fans der Originalserie überzeugen.
Maret Hosemann - myFanbase
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