Bewertung

Review: #7.06 Manege frei für den Mörder

Foto: Dulé Hill & James Roday, Psych - Copyright: 2015 Universal Pictures
Dulé Hill & James Roday, Psych
© 2015 Universal Pictures

Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass die Autoren von "Psych" allmählich auf ein großes Serienfinale hinarbeiten. Langsam aber sicher steuern fast alle Hauptcharaktere auf ein persönliches Happy End zu. Shawn wird Stück für Stück erwachsen und lässt sich zum ersten Mal in seinem Leben ernsthaft auf eine Beziehung ein. Gus scheint endlich eine Frau gefunden zu haben, die kein Serienkiller ist oder mit einem zusammenarbeitet. Und nun scheint sich auch für Carlton Lassiter endlich ein Silberstreif am Horizont abzuzeichnen.

"Oh, you just relax and let your honeybear take care of everything."

Für alle, die sich nicht mehr erinnern können, wer genau Marlowe Vicellio ist, hier nochmal ein kleiner Rückblick: Marlowe hatte einst für ihren todkranken Bruder Blutkonserven besorgen müssen und war dabei auf Lassiter gestoßen. Die beiden hatten sofort einen Draht zueinander und verliebten sich binnen weniger Stunden. Als Lassiter sie bei einem Einbruch in eine Blutbank erwischte, musste er sie notgedrungen festnehmen. Sie wurde daraufhin zu einer Freiheitsstrafe verurteilt und in ein Gefängnis in Santa Barbara gesteckt. Lassiter war jedoch so fasziniert von ihr, dass er ihr versprach, auf sie zu warten.

Die Beziehung zwischen den beiden war stets wundervoll skurril dargestellt. Marlowe war wie Lassiter ein wenig gewalttätig, hat ihr Herz jedoch am rechten Fleck. Sie ist ehrlich und hilfsbereit, kann aber im Notfall auch schon mal Tritte in den Hintern verteilen. Kurzum, es machte Spaß, den beiden zuzusehen. Umso mehr hatte man sich nun darauf gefreut, dass Marlowe endlich ihre Strafe abgesessen hat und dem Paar nichts mehr im Weg steht.

Und zunächst fängt die ganze Sache um die beiden eigentlich auch ganz gut an. Lassiter wirkt wie ausgewechselt und es ist fast schon gruselig, ihn lächelnd und gut gelaunt zu sehen. Die Freude darüber, dass er Marlowe endlich wieder zurück hat, wiegt jedoch nur kurz, denn leider gerät Marlowe ausgerechnet an eine ehemalige Eroberung von Lassiter als Bewährungshelferin. Und die hat noch ein Hühnchen mit Lassiter zu rupfen.

Die Situation an sich ist eigentlich richtig witzig und alle Szenen, in denen Marlowe und Lassiter als Paar gezeigt werden, sind irre komisch. Leider aber auch ziemlich vorhersehbar. Schon als die beiden vor der Bewährungshelferin Ursula sitzen und sie erwähnt, dass die einzig legale Möglichkeit, dass sie zusammen wohnen dürfen, die Ehe ist, war klar, dass es nicht lange dauern würde, bis Lassiter die Frage aller Fragen stellt. Und so kam es dann auch. Aus heiterem Himmel verloben sich. Um Ursula mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, wie Lassiter es so schön ausdrückt.

Gut. Manchmal sind Handlungselemente eben so vorhersehbar, dass man darüber hinweg sehen muss. Was man auch sicherlich könnte, wenn der Rest der Episode überzeugen würde. Doch genau da hapert es doch dieses Mal gewaltig.

"This is your fault. This whole time, I've been telling you that you've been going too far, but no, you wouldn't listen. Now it's too late."

Gus versucht sich mit Maximus, dem Sohn von Rachel anzufreunden und darf ihn zu einem Männernachmittag mitschleppen, der darin endet, dass der Kleine sieht, wie ein Zirkusartist zu Tode stürzt. Natürlich ist Rachel alles andere als begeistert und macht ihm Vorhaltungen, er wüsste nicht, wie er sich um ein Kind kümmern muss. Tatsächlich sieht Gus sich in eine Situation gepresst, die er unmöglich meistern kann. In den letzten Jahren hat er sich so daran gewöhnt, mit Shawn ein Abenteuer nach dem anderen zu jagen und keinen Deut darauf zu geben, ob etwas verantwortungslos ist oder nicht. Und nun soll Gus, der selbst noch nicht erwachsen ist, Vorbild für einen kleinen Jungen werden? Das kann ja nur schief gehen. Und das geht es auch – Rachel trennt sich von Gus.

Auf der einen Seite ist es verständlich, dass Rachel so handelt. Sie muss Sorge dafür tragen, dass es ihrem Sohn gut geht. Auf der anderen Seite ist es typisch, dass mal wieder alles übers Knie gebrochen wird. Ohne, dass Gus sich erklären kann, beschließt sie, die Beziehung zu beenden. Und Gus schiebt die Schuld weiter an Shawn, der nicht ganz unschuldig daran ist, dass es überhaupt soweit gekommen ist. Er glaubt nämlich nicht, dass Gus in Rachel wirklich seine Seelenverwandte gefunden hat. Shawn lässt dies seinen Freund und auch Rachel immer wieder spüren und sabotiert dann die Beziehung der beiden.

Dies hätte der Ausgangspunkt für eine interessante Sache werden können und hätte die Freundschaft der beiden Hauptcharaktere auf den Prüfstand stellen können. Doch so arbeitet "Psych" nicht. Innerhalb weniger Minuten gibt es eine Erklärung für Shawns Verhalten (er hat Angst, seine einzige Konstante in seinem Leben, seinen besten Freund, zu verlieren) und kurz darauf auch schon die Aussöhnung der beiden. Am Ende macht Shawn das einzig richtige und entschuldigt sich auch bei Rachel und bringt sie wieder mit Gus zusammen.

Das alles geht ein wenig zu schnell von statten und hätte sicherlich auch auf ein oder zwei Episoden mehr ausgedehnt werden können. Doch "Psych" lebt von dem guten Gefühl, das es in seinen Episoden vermittelt und so bekommt am Ende jeder genau das, was er will. Gus bekommt Rachel zurück, Lassiter und Marlowe können endlich zusammen wohnen und die verbitterte Ursula findet dank Juliets Hilfe einen perfekten Partner in Gerichtsmediziner Woody, der ihre sexuellen Abarten liebt. Ende gut, alles gut. (Hier würde ich jetzt gerne mit den Augen rollen...)

Fazit

Ein paar richtig gute Szenen um Shawn und Lassiter reichen dieses Mal nicht, um über die vielen Schwächen der Episode hinweg zu täuschen. Sie wirkt im ganzen unzusammenhängend, überstürzt und ein wenig planlos. Viele Gespräche laufen ins Leere, die zentralen Erkenntnisse von Gus und Shwan laufen weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab und der Fall um den toten Zirkusartisten ist so langweilig inszeniert wie schon lange nicht mehr, trotz der tollen Szene mit Shawn als ausländischer Kammerjäger. Am Ende ist das alles sehr, sehr schade, denn eigentlich gab es unglaublich wichtige Dinge, die passiert sind und die hätten ein wenig eleganter verpackt werden können.

Melanie Wolff - myFanbase

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