Bewertung

Review: #8.10 Mit einem Neuanfang hört es auf

Nach acht Jahren geht eine Serie zu Ende, die zwar ihre Höhen und Tiefen hatte, ihresgleichen jedoch noch lange in der Fernsehlandschaft suchen wird. Weil sie so genial war? So spannend und innovativ? Nein. Das ganz sicher nicht. Die Fälle waren meist an den Haaren herbeigezogen, die Aufklärungsarbeit der SBPD ließ zu wünschen übrig und es gab selten irgendeinen roten Faden in den Geschichten, geschweige denn wirkliche Charakterentwicklung. Und doch ist "Psych" eine einzigartige Serie, die ich wirklich vermissen werde.

"I've kept you from the life that you deserve, you know? The life that you've earned. The life that you'd have if I hadn't barged into your office eight years ago and said, "We're gonna play detective... whether you want to or not."

Shawn hat sich entschlossen, nach San Francisco zu Juliet zu gehen, bringt es jedoch nicht fertig, irgendjemanden persönlich diese Entscheidung mitzuteilen. Stattdessen greift er zu einem simplen, für ihn aber vollkommen logischen Hilfsmittel – der DVD. Er nimmt für jeden – Gus, Lassiter, Woody und Dobson (wer?) - eine Nachricht auf, in der er sich bei ihm für die Zusammenarbeit und die tollen Jahre bedankt und sich so verabschiedet. Das mag vielleicht eine wirklich lahme Geschichte sein, doch sie passt zu Shawn, der es einfach nicht fertig bringt, seine Emotionen in Worte zu fassen. Er sagt über sich selbst, dass er eigentlich ein großes Kind ist und nie wirklich gut war in Dingen, die Ernsthaftigkeit erfordern. Natürlich ist es gerade in Bezug auf Gus schon traurig, dass er einfach nicht über seinen Schatten springen kann und quasi das Pendant zu "ich mach Schluss per SMS" mit seinem Freund durchzieht. Doch es sei ihm ob seiner grundehrlichen Worte auf dem Video verziehen.

Gus kann natürlich seinen besten Freund nicht einfach ziehen lassen und überdenkt sein Leben, das er gerade in neue Bahnen gelenkt hat, gründlich. Zwar dauert es etwas, doch er kommt zu dem Entschluss, dass er ohne Shawn nicht leben will. Also wirft er seinen neuen Job hin, um mit Shawn weiterhin Abenteuer zu erleben, zur Not eben etwas weiter nördlich in San Francisco. Es ist eine wundervolle Szene, die klar macht, dass die beiden mehr als nur Freunde sind. Sie sind Brüder, die einander brauchen und lieben, egal wie verrückt der andere sich manchmal verhält.

Das Abschiedsvideo für Henry bekommen wir leider nicht zu sehen, aber auch er bekommt ein klein wenig Anerkennung von Shawn, der ihn in einem Fall endlich einmal um seine Hilfe bittet. Die Umarmung zwischen ihm und Shawn in der Mitte der Episode ist wirklich herrlich und beweist endgültig, dass der Graben, der zu Beginn der Serie zwischen Vater und Sohn klaffte, längst aufgeschüttet worden ist.

Lassiter erhält von Shawn ebenfalls ein Video, in dem er ihn als Freund und Weggefährten bezeichnet, was Lassiter längst nicht mehr als Beleidigung empfindet. Aus den beiden Rivalen sind Freunde geworden, die vielleicht nicht immer einer Meinung sind und sich gegenseitig auch mal auf die Nerven gehen können, aber die sich mittlerweile respektieren. Auch auf professioneller Ebene. Das zeigt sich vor allem, als Lassiter das Video beendet, gerade als Shawn ihm gestehen will, dass er gar kein Medium ist. Mit einem Lächeln zerstört er die DVD. Am Ende hat es wohl einfach keine Rolle mehr gespielt.

"I made the biggest mistake of my life by leaving Santa Barbara without saying good-bye to Gus, and I am done cowering from the big decisions. I've wanted this for long enough. So it's gonna happen..."

Shawn kehrt also dem SBPD den Rücken und zieht nach San Francisco zu Juliet, der er einen wunderschönen Heiratsantrag macht. Natürlich schweift er dabei immer wieder mal ab und braucht Gus' Hilfe, ihr zu sagen, wie er fühlt, aber er ist so ehrlich und aufrichtig, dass es einem die Tränen der Rührung in die Augen treibt. Shawn ist an einem Wendepunkt in seinem Leben angekommen, an dem er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und erwachsen zu werden. Natürlich werden er und Gus weiterhin Unsinn treiben, aber er weiß auch, dass er eine Familie mit Juliet gründen möchte, und das noch weit bevor er sechzig Jahre alt wird. Für Shawn ein unglaublich mutiger Schritt und er findet genau die richtigen Worte, um Juliet erkennen zu lassen, dass er es nicht nur aus einer Laune heraus sagt, sondern wirklich bereit ist, sich auf sie einzulassen.

Dass sich alles geändert hat und doch rein gar nichts anders ist als zuvor, zeigt die letzte Szene, als Shawn der Ring, den er Juliet geben wollte, gestohlen wird und die drei – Shawn, Gus und Juliet – dem Dieb in einem gestohlenen Wagen hinterher fahren, natürlich nicht ohne sich dabei zu streiten, wer eigentlich das Fahrschulauto mit dem zwei Lenkrädern steuert. Eine herrlich witzige Szene, die einen tollen Abschluss für die Serie bildet. (Ebenso genial übrigens die Anspielung auf Monk und der Cameo-Auftritt von Val Kilmer!)

Der Fall in den Shawn und Gus verwickelt werden? Vollkommene Nebensache und gänzlich uninteressant. Aber das macht nichts, denn auf die Fälle kam es bei der Serie schon lange nicht mehr an. Es ging um zwei Jungs, die nicht recht erwachsen werden wollten und ihren Traum lebten, Abenteurer zu sein. Die all die Jahre das Kind in ihnen am Leben halten konnten. Sie sind dabei nicht reich geworden, haben persönliche Rückschläge hinnehmen müssen und manchmal sogar in lebensbedrohliche Situationen geraten, aber sie hatten die meiste Zeit Spaß dabei.

Und genau das ist es, was "Psych" stets ausgemacht hat. Spaß. Egal wie hahnebüchen die Geschichten teilweise waren, wie rudimentär die Charakterzeichnung, wie wenig selbst die Darsteller neben James Roday und Dulé Hill in die Episoden miteinbezogen wurden. Eins war in den meisten Fällen garantiert – Spaß!

Fazit

"Psych" verabschiedet sich vielleicht nicht mit der perfekten Episode, doch es war nochmal ein wilder Ritt mit Action, Spannung, Emotionalität und ganz, ganz viel Unsinn. Ich werde die Serie und alles, was sie ausgemacht hat, wirklich vermissen.

Melanie Wolff - myFanbase

Die Serie "Psych" ansehen:


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