Bewertung

Review: #8.03 Und wieder ist es überwiegend wolkig...

Mit Remakes ist es immer so eine Sache. Die Idee, eine erfolgreiche Serie oder einen bekannten Film für ein neues Publikum wieder neu aufzulegen und an alte Erfolge anzuknüpfen, klingt sicherlich verlockend. Doch sieht man sich die Ergebnisse der Neuverfilmungen alter Sachen einmal an, so muss man gestehen, dass es sich meistens nur um schale Aufgüsse handelt, die eigentlich niemand wirklich braucht. Remakes hauchen nur selten einem bestehenden Phänomen (ob gut oder schlecht ist dabei egal) neues Leben ein und bestechen meist vielmehr durch Ideenlosigkeit und Langeweile. Einen Vergleich mit dem Original gewinnt ein Remake somit nur wirklich äußerst selten.

Von daher darf man skeptisch sein mit dem Vorhaben von Steve Franks, eine Episode aus der ersten Staffel zu recyclen. Wobei man zugeben muss, dass die gewählte Episode #1.12 Überwiegend wolkig... gebietsweise Mord zu einer der schwächeren Episoden der ersten Staffel gehörte. Damals ging es also um einen toten Wettermann, der von einer verschmähten Geliebten getötet wurde, was nicht nur jetzt immer noch vollkommen platt klingt, sondern auch unsauber mit einigen Logiklöchern inszeniert worden war.

"The whole point of a remake is to choose something that showed serious promise but failed to live up to expectations."

Die Grundidee hinter der Episode bleibt die gleiche: ein Wetteransager wird ermordet und Shawn und Gus versuchen, dahinter zu kommen, wer hinter dem Mord steckt. Wie schon damals fällt der Verdacht zunächst auf eine bestimmte Person, die vor Gericht landet und einen unsicheren und unfähigen Anwalt zur Seite gestellt bekommt, dem Shawn und Gus erst noch auf die Sprünge helfen müssen.

Insgesamt muss man den Serienmachern zugestehen, dass sie für das Remake ganze Arbeit geleistet haben und eine durchaus interessante, wenn auch nicht allzu spannende Episode produziert haben. Interessant vor allem deswegen, weil sich zahlreiche Gaststars vergangener Staffeln im Cast wiederfinden und selbst aus der damalige Folge einige Darsteller wieder in ihren Charakter von einst schlüpfen.

Wir hüpfen also mitten in der Staffel zurück in die Vergangenheit und befinden uns erneut im Jahr 2006, kurz nachdem Shawn angefangen hat, die Polizei bei Ermittlungen als Medium zu unterstützen. Es fällt zunächst schwer, all die Veränderungen zu vergessen, die sich seitdem ergeben haben und sich daran zu erinnern, wie es damals zu Beginn der Serie gewesen ist: Juliet und Shawn tanzen umeinander herum, Lassiter kann mit Shawns Art so überhaupt nichts anfangen und die Beziehung zwischen Henry und seinem Sohn ist unglaublich angespannt. Glücklicherweise hält man sich nicht allzu lange mit diesen zwischenmenschlichen Dingen auf und konzentriert sich ganz auf den (aufgewärmten) Fall um den toten Meteorologen.

Hier glänzt wie im ersten Versuch der Episode vor allem Michael Weston als unsicherer Anwalt Adam Hornstock, der erst durch Shawns Eingreifen und Ermutigungen über sich hinaus wächst und Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten findet. Aber auch Ray Wise, der hier in die Rolle eines Richters schlüpft, macht seine Sache hervorragend, auch wenn seine Darstellung wohl ziemlich stark von der eines realen Richters abweicht. Denn – mal ehrlich – wer würde schon ein selbsternanntes Medium oder einen durchgeknallten Film-Freak wie Gus gestatten, vor Gericht eine Vernehmung durchzuführen, geschweige denn überhaupt das Wort zu ergreifen. Aber sei es drum. Es geht bei „Psych“ schon lange nicht mehr um Realismus in allen Lebenslagen, sondern darum, dass Roday, Franks und Hill ihre Ideen ausleben können.

Trotz mancher Logiklöcher und funktioniert die Neuauflage am Ende erstaunlich gut, selbst wenn man sich nicht mehr an alle Details der Episode aus der ersten Staffel erinnert. Das einzige Manko ist also wie schon im Staffelauftakt, dass man wieder einmal eine Episode vollkommen außerhalb des Seriengeschehens produziert. Man tritt also mal wieder auf der Stelle und konzentriert sich ganz auf den Witz des Moments. Natürlich können James Roday, Steve Franks und Dulé Hill dies am allerbesten und fahren wirklich grandiose Dinge auch in dieser Episode wieder auf, angefangen von der Untertitelung bezüglich 2006, über die Anspielungen auf die damals noch gängige Handytechnik bis hin zu den zahlreichen Filmzitaten, die Gus im Laufe der Episode zum Besten gibt.

Doch im Angesicht der Tatsache, dass die auf nur zehn Episoden verkürzte achte Staffel wahrscheinlich auch die letzte für die Serie sein wird, könnte man sich schon wünschen, dass man allmählich damit beginnt, die Geschichten der Charaktere untereinander aufzuarbeiten und abzuschließen. Dies wurde in der letzten Episode mit Lassiters Vaterschaft bereits hervorragend umgesetzt. Nun würde ich mich freuen, wenn man auch etwas mehr Mühe in die Beziehung zwischen Shawn und Juliet, sowie Henry und Shawn stecken und auch Gus aus seinem Dasein als Sidekick befreien würde.

Fazit

Spaß gemacht hat die Episode allemal, denn die Witze zünden an der richtigen Stelle und die Gastdarsteller haben an ihren Rollen sichtlich Freude. Von daher ist das Remake der Episode eigentlich durchaus gelungen. Lassen wir also mal außer Acht, dass die Episode keinerlei Bezug zur eigentlichen Geschichte hat und erfreuen uns am Ideenreichtum der Serienmacher, die ungeniert ihre Liebe zur Popkultur ausleben und genießen, dass man von ihnen nicht mehr allzu viel Ernsthaftigkeit erwartet. "Psych" macht auch nach acht Jahren immer noch unglaublich Spaß – jedenfalls wenn man hier und da ein Auge zudrückt.

Melanie Wolff - myFanbase

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