Bewertung

Review: #3.16 Mein Schmetterling

Das Schicksal spielt für viele Menschen im Leben eine Rolle, aber gerade bei Ärzten ist die Vorstellung, das wirklich jede Kleinigkeit über Leben und Tod entscheiden könnte, unter Umständen erst recht eine viel diskutierte, will man doch immer Einfluss haben.

Rituale

Schon mit den Ritualen fängt es an. Eine Glückssträne wird nicht am Können oder ähnlichem festgemacht, sondern einfach an den Kleidungsstücken, die man an diesem Tag trug. Wahrscheinlich ist es gar nicht anders möglich, als sich an solche Dinge zu hängen, weil viel zu oft, trotz hervorragender Arbeit, der Herzstillstand doch nicht vermieden werden kann. Es hat also nicht zwangläufig etwas mit der Leistung zu tun, sondern mit unerklärlichen Einflüssen, die man sich so zu erklären versucht. Vielleicht sorgt diese Konstanz auch für eine gewisse Sicherheit, so dass man selbst auch keine Fehler macht und viel konzentrierter bei der Sache ist. Turk hat gerade ein bestimmtes Kopftuch, dass sein Glücks- und somit Lebensbringer ist. Nur leider hat er es vergessen. Carla könnte es ihm bringen, doch je nachdem, wie die Umstände gerade sind, vergisst sie es oder bringt es doch vorbei. Seine Operation endet trotzdem nicht wie erhofft, ob mit oder ohne Kopftuch. Das Schicksal hat gesiegt. Auch wenn J.D. das nicht glauben mag, selbst wenn er früher auf die Ursache stößt, es hilft alles nichts.

Was sagt uns das? Man kann machen, was man will, es kommt eh nicht so, wie man will? Nein, natürlich nicht. Auch wenn dieses eine Ereignis nicht zu verhindern war, so gab es im Verlauf durchaus einige Unterschiede, die ihre guten Seiten haben. Carla und Turk haben sich zum Beispiel nicht in die Haare bekommen. Elliot konnte die kleine Patientin glücklich machen. Kleinigkeiten verändern Vieles, was man in der Form vielleicht nicht mitbekommt, wenn man immer nur den Blick auf das Große legt. Diese Folge hat es natürlich ein wenig schwarz-weiß inszeniert, damit man nach dem so optimistischen zweiten Verlauf den richtigen Effekt bewirken konnte, dass der Patient trotzdem stirbt. Übertreibung ist und bleibt eben ein Stilmittel. Mir gefällt die Grundaussage aber sehr gut. Kleinigkeiten können im gewissen Maße alles verändern, aber es gibt immer ein paar Eckpunkte, die, was auch immer man versuchen würde, unumstößlich sind. Das lässt sich natürlich nicht beweisen und man weiß auch nie, welche Punkte das sind, aber ich finde diese Aussage in der Episode so für mich wieder und kann damit sehr gut leben.

Was wäre, wenn…

…J.D. mal der Chef wäre? Da er immer noch jemanden braucht, der ihn bestätigt, ist das natürlich noch ferne Zukunftsmusik, aber der kleine Ausblick war hochamüsant. J.D. immitiert Cox und dieser weiß eigentlich gar nicht, was gerade geschieht. Ungläubig steht er nur vor ihm. Naja, einen Versuch war es wert und ich habe mich köstlichst amüsiert. Wie er das so spontan über die Bühne gebracht hat, war beachtlich. Oder hat J.D. etwa schon lange vor dem Spiegel geübt und diesen Moment deshalb herbeigesehnt? Zuzutrauen wäre es ihm.

…sich J.D. und der Hausmeister vertragen? Dazu wird es sicherlich nie kommen. Allein dass der Hand-Shake acht Minuten gedauert hat, zeigt, dass der Hausmeister auch hier nur wieder eine Form gesucht hat, um J.D. zu verarschen. Dessen Besuch in der Höhle des Löwens ist auch eine Erwähnung wert. Wieso war ich nicht überrascht, dass im Hausmeisterzimmer ein "Fahndungs"- Bild von J.D. hängt?

…man diese Episode verpasst hätte? Für die gesamte Handlung hat diese Episode keinerlei Bedeutung. Sie steht ganz allein für sich, erzählt nichts Übergreifendes und baut keine Charaktere aus. Sie könnte zu so ziemlich jedem Zeitpunkt der Staffel gesendet werden und es würde inhaltlich nicht auffallen. Man könnte sie also eigentlich auch weglassen. Aber es sind doch meistens die Dinge, die man weglassen könnte, die dann doch ganz besonders Fehlen würden. So geht es mir mit dieser Folge. Eigentlich brauche ich sie nicht, aber sie würde mir doch fehlen, wenn ich sie als überflüssig abtun würde.

Fazit

Eine schöne Idee mit einer hervorragenden Umsetzung und somit ein weiterer Höhepunkt einer sehr überzeugenden dritten Staffel.

Emil Groth – myFanbase

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